Raphael Kühner, Bernhard Gerth, Ausführliche Grammatik der griechischen Sprache
Ildar Ibraguimov, Ed.

[*] 456. a) *(o, h(, to/, der, die, das.

Unter sämtlichen Demonstrativpronomen hat das Pronomen o( h( to/ die grösste syntaktische Wichtigkeit, teils wegen der Mannigfaltigkeit seiner Bedeutung, indem es nicht allein als Demonstrativpronomen, sondern auch als Relativpronomen und als Artikel gebraucht wurde, teils weil wir die allmähliche Entwickelung des Artikels aus diesem Demonstrativpronomen geschichtlich genau verfolgen können, indem wir ihn in den Homerischen Gesängen noch in seiner Entstehung erkennen und nachher sich allmählich in seinem Wesen immer fester und bestimmter ausgestalten sehen, bis er endlich in der attischen Prosa den höchsten Grad seiner Ausbildung erreicht hat, so dass er die feinsten Beziehungen auszudrücken fähig ist. Dem griechischen Demonstrativpronomen o(, h(, to/ entspricht in Form und Bedeutung das gotische sa, sô, thata, Gen. this, thizôs, this u. s. w.¹), der, die, das. Auch dieses Pronomen hat wie das griechische die dreifache Bedeutung, und aus ihm hat sich ebenso wie im Griechischen der Artikel entwickelt. Unter allen Demonstrativpronomen ist dieses das schwächste, und darum eignete es sich am besten, nach Schwächung seiner demonstrativen Kraft die Funktion des Artikels zu übernehmen.(Smyth 1099)

[*] 457. a) *(o, h(, to/ als Demonstrativpronomen und als Artikel in den Homerischen GesängenVgl. ausser den im folgenden angeführten Abhandlungen: Koch, de articulo Homerico, Leipz. 1872. Stummer, üb. d Artikel b. Homer, Progr. v. Münnerstadt 1886.).

In den Homerischen Gesängen hat das Pronomen o( h( to/ noch fast durchweg die Bedeutung eines sowohl substantivischen als adjektivischen Demonstrativs, das auf einen Gegenstand hinweist, ihn als einen bekannten oder besprochenen darstellt oder ihn vor die Seele des Hörenden rückt und vergegenwärtigt. Am deutlichsten zeigt sich die deiktische Kraft des Pronomens, wenn es als Substantivpronomen auftritt. *a, 9 o( ga\r basilh=i xolwqei\s | nou=son a)na\ strato\n w)=rse. Vgl. 12. 29 th\n d) e)gw\ ou) lu/sw. 43 tou= d) e)/klue *foi=bos *)apo/llwn. Vgl. 55. 57. 58 u. s. w. *l, 341 tou\s me\n ga\r qera/pwn a)pa/neuq' e)/xen, au)ta\r o( pezo\s | qu=ne dia\ proma/xwn. *h, 383 au)ta\r o( toi=sin | . . metefw/neen. *o, 539 ei(=os o( tw=| pole/mize me/nwn. *s, 275 u(yhlai/ te pu/lai sani/des t' e)pi\ th=|s a)rarui=ai. 494 kou=roi q) o)rxhsth=res e)di/neon, e)n d) a)/ra toi=sin | au)loi\ . . buh\n e)/xon. *i, 74 tw=| pei/seai, o(/s ken a)ri/sthn | boulh\n bouleu/sh|. *d, 233 ou(\s me\n speu/dontas i)/doi *danaw=n . ., tou\s ma/la qarsu/neske. *l, 706 ta\ e(/kasta, das alles, vgl. m, 16. 165. *tw=|, drum, deshalb, s. § 507, A. 2. So auch to/. *g, 176 to\ kai\ klai/ousa te/thka. Vgl. *t, 213. *m, 9. q, 232. Auf etwas Folgendes hinweisend (was aber dem Redenden bereits als bekannt vorschwebt): d, 655 a)lla\ to\ qauma/zw: i)/don e)nqa/de *me/ntora, illud miror. *e, 564 ta\ frone/wn i(/na xersi\n u(/p' *ai)nei/ao damei/h. *o, 207 e)sqlo\n kai\ to\ te/tuktai, o(/t' a)/ggelos ai)/sima ei)dh=|. u, 52 a)ni/h kai\ to\ fula/ssein | pa/nnuxon e)grh/ssonta, vgl. Nr. 6, a a. E.

Minder stark tritt die demonstrative Kraft da hervor, wo das Pronomen in Verbindung mit einem Substantive ohne darauf folgenden relativen Satz steht. Doch auch hier dient es dazu, einen Gegenstand zu vergegenwärtigen, ihn als einen bekannten oder besprochenen hinzustellen oder ihn nachdrücklich vor anderen hervorzuheben. In sehr vielen Stellen muss man das Substantiv als Apposition zum Pronomen auffassen. *a, 20 pai=da d) e)moi\ lu=sai/ te fi/lhn, ta/ t' a)/poina de/xesqai (die er in den Händen hält). Vgl. n, 215. *a, 33 w(\s e)/fat): e)/deisen d) o( ge/rwn, der eben genannte Greis. Vgl. 380. 35 polla\ d) e)/peit' a)pa/neuqe kiw\n h)ra=q' o( geraio/s. e, 98 to\n mu=qon e)nisph/sw (die verlangte Rede). *h, 412 w(\s ei)pw\n to\ skh=ptron a)ne/sxeqe pa=si qeoi=sin, jenes, das Szepter (bekannter Gegenstand). *a, 167 h)/n pote dasmo\s i(/khtai, | soi\ to\ ge/ras polu\ mei=zon, das übliche Ehrengeschenk, das du jedesmal bekommst. *d, 1 oi( qeoi/, jene aber, die Götter (im Gegensatze zu den Menschen). So oft bei Hervorhebung von Gegensätzen. *d, 399 toi=os e)/hn *tudeu/s . ., a)lla\ to\n ui(o\n | gei/nato ei(=o xe/rha. l, 4 e)n de\ ta\ mh=la labo/ntes e)bh/samen, a)\n de\ kai\ au)toi\ bai/nomen. *k, 498 a)ll' o(/te dh\ basilh=a kixh/sato *tude/os ui(o/s, . . to/fra d) a)/r' o( tlh/mwn *)oduseu\s lu/e mw/nuxas i(/ppous. 536 *)oduseu/s te kai\ o( kratero\s *diomh/dhs. Ferner: i, 375 kai\ to/t' e)gw\ to\n moxlo\n u(po\ spodou= h)/lasa pollh=s, den Pfahl, den ich in den Händen hielt. *f, 421 h( kuna/muia a)/gei brotoloigo\n *)/arha, jene abscheuliche Hundsfliege, wie Here von der Aphrodite sagt. *z, 467 a)\y d) o( pa/is, jener, der Knabe (im Gegensatze zu dem vorhergenannten Hektor). (*e, 554 oi(/w tw/ge le/onte du/w o)/reos korufh=|sin e)trafe/thn u. s. w hier bezieht sich tw/ge auf die beiden Brüder und steht daher substantivisch st. tw/ge, oi(/w le/onte du/w u. s. w.). *l, 637 *ne/stwr o( ge/rwn, jener Alte, den ihr alle kennt. So auch: *a, 11 to\n *xru/shn a)rhth=ra. *f, 317 ta\ teu/xea kala/ von den berühmten Waffen des Achilles. r, 10 to\n cei=non du/sthnon, den unglücklichen Fremden, hinweisend auf den kurz vorher angekommenen Odysseus. i, 378 o( moxlo\s e)la/inos, jener Stamm von Olivenholz (der schon 319 ff. beschriebene). *r, 80 to\n a)/riston, ihn, den Tapfersten; so: oi( a)/lloi, sie, die übrigen, ta)=lla, dies, das übrige. *a, 107 ai)ei/ toi ta\ ka/k' e)sti\ fi/la fresi\ manteu/esqai, solche Unglückssprüche, wie du sie jetzt vorbringst. 207 h)=lqon e)gw\ pau/sousa to\ so\n me/nos, diesen deinen Zorn, wie du ihn jetzt zeigst. 340 pro\s tou= basilh=os a)phne/os, vor jenem Könige, dem feindseligen. *a, 552 poi=on to\n mu=qon e)/eipes; was ist das für ein Wort, das du da sagtest? e, 183 oi(=on dh\ to\n mu=qon e)pefra/sqhs a)goreu=sai. l, 519 oi(=on to\n *thlefi/shn katenh/rato, qualis vir ille T. fuerit, quem occidit³).

An vielen Stellen thut sich die deiktische Kraft des Pronomens durch die Stellung kund, die es im Verse einnimmt, d. h. in der Arsis des ersten Fusses⁴). Vgl. Nr. 4. q, 388 o( cei=nos ma/la moi doke/ei pepnume/nos ei)=nai, dieser Fremde. Vgl. y, 28. t, 482 su\ de/ m) e)/trefes au)th\ | tw=| sw=| e)pi\ mazw=|, an dieser deiner Brust. a, 351 th\n ga\r a)oidh\n ma=llon e)piklei/ous' a)/nqrwpoi, | h(/tis a)kouo/ntessi newta/th a)mfipe/lhtai. *e, 265 th=s ga/r toi geneh=s, h(=s ktl. Ferner wenn ein Substantiv ohne o( vorangeht und unmittelbar darauf ein Substantiv mit o( folgt. *k, 536 *)oduseu/s te kai\ o( kratero\s *diomh/dhs, und er, der starke D. *u, 320 *ai)nei/as h)d' o( kluto\s h)=en *)axilleu/s. x, 104 subw/th| kai\ tw=| bouko/lw|. u, 310 e)sqla/ te kai\ ta\ xe/rha. (Gegensätze, vgl. Nr. 2.) Auch wenn die Apposition ihrem Substantive vorangeht. *l, 660 be/blhtai me\n o( *tudei/dhs, kratero\s *diomh/dhs, er, der T.

In mehreren Fällen stimmt der Homerische Gebrauch des Pronomens mit deiktischer Kraft mit dem der Attiker überein, z. B. bei Einteilungen und Gegensätzen. *e, 271 f. tou\s me\n te/ssaras . . a)ti/tall' e)pi\ fa/tnh|, | tw\ de\ du/' *ai)nei/a| dw=ken, die einen, nämlich vier . . die andern zwei. c, 435 f. th\n me\n i)/an (moi=ran) nu/mfh|si . . qh=ken . ., ta\s d) a)/llas nei=men e(ka/stois. *e, 145 to\n me/n . ., to\n d) e(/teron. So oft o( me/n . . o( de/. *b, 52 oi( me\n e)kh/russon, toi\ d) h)gei/ronto ma/l' w)=ka. m, 73 u. 101 oi( de\ du/w sku/peloi o( me\n ou)rano\n eu)ru\n i(ka/nei . ., to\n d) e(/teron sko/pelon xqamalw/teron o)/yei. (Auffallend ohne vorausgehendes o( me/n: *x, 157 paradrame/thn, feu/gwn, o( d) o)/pisqe diw/kwn.) Häufig wenn einem Worte ohne

Kühners ausführl. Griech. Grammatik. II. T. 1. Abt. 37

Artikel im folgenden ein anderes mit demselben entgegengestellt wird. *b, 217 folko\s e)/hn, xwlo\s d) e(/teron po/da, tw\ de/ oi( w)/mw | kurtw/. *n, 616 la/ke d) o)ste/a, tw\ de/ oi( o)/sse . . pe/son e)n koni/h|sin; oder wenn auf ein schon erwähntes Substantiv oder überhaupt auf etwas Vorhergegangenes zurückgewiesen wird. m, 167 e)ci/keto nhu=s . . nh=son *seirh/noiin . . 201 a)ll' o(/te dh\ th\n nh=son e)lei/pomen. *b, 329 w(\s h(mei=s tossau=t' e)/tea polemi/comen au)=qi, | tw=| deka/tw| de\ po/lin ai(rh/somen, “der Artikel, durch die Erwähnung der vorangehenden 9 Jahre vorbereitet, hebt das 10. als das entscheidende hervor: dann aber im zehnten”, HAmeisentze. g, 306 e(pta/etes h)/nasse . . *mukh/nhs, | tw=| de/ oi( o)gdoa/tw| (sc. e)/tei） kako\n h)/luqe. Auch das Subjekt des vorhergehenden Satzes kann durch o( de/ nachdrücklich wieder aufgenommen werden. *d, 491 *priami/dhs . . tou= me\n a(/marq), o( de\ *leu=kon . . beblh/kei. Vgl. *q, 119. 126. n, 219 tw=n me\n a)/r' ou)/ ti po/qei: o( d) o)du/reto patri/da gai=an. (So oft bei Herodot, sonst in Prosa selten, vgl. § 459, 1 c). Ferner, wenn das mit einem Substantive verbundene Pronomen auf einen folgenden Adjektivsatz hinweist. *k, 322 h)= me\n tou\s i(/ppous . . dwse/men, oi(\ fore/ousin a)mu/mona *phlei+/wna. y, 28 h)=lq' *)oduseu\s, . . o( cei=nos, to\n pa/ntes a)ti/mwn, jener Fremde. Weit stārker tritt der Demonstrativbegriff hervor, wenn das Pronomen seinem Substantive nachfolgt, und zwar wird in diesem Falle die Hinweisung gemeiniglich dadurch noch mehr gehoben, dass das Pronomen in der Arsis des I. Fusses steht. Vgl. Nr. 3. *d, 40 f. memaw\s po/lin e)calapa/cai | th\n e)qe/lw, o(/qi toi fi/loi a)ne/res e)ggega/asin, eine solche wo. *e, 320 ou)d' ui(o\s *kapanh=os e)lh/qeto sunqesia/wn | ta/wn, a(\s e)pe/telle boh\n a)gaqo\s *diomh/dhs. Vgl. 332. *i, 631 ou)de\ metatre/petai filo/thtos e(tai/rwn | th=s, h(=| min . . e)ti/omen. Vgl. *n, 594. *r, 172 a)/llwn | tw=n, o(/ssoi *luki/hn . . naieta/ousi. b, 119 ou)de\ palaiw=n | ta/wn, ai(\ pa/ros h)=san e)uplokami=des *)axaiai/. Hier überall in d. Arsis des I. F. Ferner: k, 74 a)/ndra to/n, o(/s ke qeoi=sin a)pe/xqhtai maka/ressin, eum qui. Vgl. f, 42. Über den attischen Gebrauch s. § 459, 1, a). Ebenso in der häufigen Verbindung h)/mati tw=|, o(/te (an jenem Tage), wo gleichfalls tw=| seinem Substantive nachfolgt und in der Arsis steht. *g, 189 h)/mati tw=|, o(/te t' h)=lqon *)amazo/nes.

Obwohl nun das Pronomen o( h( to/ bei Homer in der Regel demonstrative Bedeutung hat, und daher an unzähligen Stellen Substantive ohne Artikel auftreten, wo ihn die attische Prosa setzen würde, wie man z. B. aus einer Vergleichung der Homerischen Verse *a, 12 ff. mit P. Civ. 393e ersehen kann, so finden sich doch schon bei demselben mehrere deutliche Spuren nicht bloss einer Annäherung dieses Pronomens an den attischen Gebrauch des Artikels, sondern auch einer völligen Übereinstimmung mit demselben, indem seine demonstrative Kraft so abgeschwächt erscheint, dass es gleichsam nur die Bedeutung einer grammatischen Form hat, deren sich der Redende bedient, um einen substantivischen Begriff zu individualisieren, d. h. ihn aus seiner Allgemeinheit herauszuheben und als einen bestimmten zu bezeichnen. Dass aber in der älteren Sprache der Gebrauch dieses Pronomens als Artikels verhältnismässig selten ist, rührt daher, dass in ihr die sinnliche Auffassungsweise vorherrscht, und daher die Gegenstände von ihr überhaupt mehr als Einzelwesen betrachtet werden.(Smyth 1100)

Die Fälle, in denen bei Homer das Pronomen o( h( to/ in der Weise des attischen Artikels gebraucht wird, sind besonders folgende:⁵）

a) Der Artikel hat die Kraft, Adjektive, Partizipien, Pronomen u. Adverbien zu substantivieren. Adj. r, 218 w(s ai)ei\ to\n o(moi=on a)/gei qeo\s w(s to\n o(moi=on, vgl. *p, 53. *y, 265 ff. tw=| prw/tw, tw=| deute/rw|, tw=| trita/tw|, tw=| teta/rtw|, aber 270 pe/mptw| de/. *e, 414 kouri/dion poqe/ousa po/sin, to\n a)/riston *)axaiw=n. r, 415 ou) me/n moi doke/eis o( ka/kistos *)axaiw=n | e)/mmenai, a)ll' w)/ristos. Vgl. *n, 154. *r, 689. c, 19. 108. *q, 342 to\n o)pi/staton. Vgl. *l, 178. *i, 579 to\ me\n h(/misu oi)nope/doio. *a, 165 to\ me\n plei=on polua/ikos pole/moio. c, 12 to\ me/lan druo/s. o, 324 oi(=a/ te toi=s a)gaqoi=si paradrw/wsi xe/rhes. *d, 260 *)argei/wn oi( a)/ristoi. *l, 658. b, 277 oi( ple/ones kaki/ous, pau=roi de/ te patro\s a)rei/ous. t, 504 ta\ ga\r pro/ter' e)/kxuto pa/nta.