[*] 155. Anomalische Komparationsformen. Unter anomalischen Komparationsformen begreift man a) solche Formen, deren Bildung von den angeführten Regeln abweicht, und b) solche Formen, deren Positiv veraltet ist, wie κρείσσων, v. d. ep. κρατύς, oder ganz verschollen (z. B. βελτίων), und die daher unter noch vorhandene Positive, denen sie in Ansehung des Begriffes mehr oder weniger entsprechen, gestellt werden. Auf die letztere Klasse passt das Wort anomalisch im strengen Sinne nicht. Wenn mehrere der Form nach gänzlich verschiedene Komparationsformen Einem Positive beigegeben werden, so springt von selbst in die Augen, dass die Bedeutung derselben unterschieden sein muss. (S. § 156.) (Smyth 319)
1 S. Lobeck ad Phryn. p. 93; La Roche, Progr. 1885, 3.
2 S. Lobeck ad Phryn. p. 93; La Roche, Progr. 1885, 3.
3 Mit echt diphthongischem El nach den altattischen Inschr., die ΑΜΕΙΝΟΚΙΕΣ u. s. w. mit diphthongischer Schreibung haben, sowie nach den böotischen, die regelrecht ι für ει setzen: Ἀμινοκλεῖς u. s. w.; auch arkad. Ἀμ]εινίαυ Dial.-Inschr. 1231, A, 38, doch Ἀμηνέας das. 1242, vergl. äol. Ἀμεννάμενος Arch. Inst. of America, Vol. I, p. 74; kypr. Ἀμηνίjα D.-I. 60, 18. Meister, Dial. I, 222 bezüglich des Böot. irrig, vgl. 225; über das Arkad. II, 95. Ἀμεννάμενος weist auf einen Verbalstamm und möchte von ἀμείνων zu trennen sein.
4 S. Schaefer ad Greg. Cor. p. 193 sq.; Ahrens, dial. II, p. 103. 188 sq.
5 S. Curtius, Etym.^{5}, S. 339.
6 S. Curtius, a. a. O. S. 363.
7 Theokr. 26, 32 steht λώϊα, das Passow als aus λωΐονα verkürzt annimmt, während es von Anderen für den Positiv gehalten wird, so auch schon Theognis 96 (= ἀγαθά), 809 λώϊος nach cod. K (unmöglich Komp.), 853 λώια = ἄμεινον Adverb. oder eher = ἄριστα. Die Form λώιος kennt auch Herodian L. I, 122.
8 Die epischen Formen προφερέστερος προφερέστατος kommen von προφερής, vorgezogen, vorzüglich.
9 S. Curtius, a. a. O. S. 181. Über die verschiedenen Lesarten χέρηα, χέρῃα und χέρεια s. La Roche, Hom. Textkr. 378 ff., welcher darlegt, dass Aristarch und Herodian χέρεια (dochχέρηι, διὰ τὸ κακόφωνον, und χέρηες) schrieben; Cauer, Odyss. I, p. XIII. XVI, der darauf hinweist, dass χέρεια χέρηες nebeneinander gerade so stehen wie θείομεν θήῃς. Die komparative Bedeutung liegt in diesen Formen zu Tage, ebenso wie in πλέες (s. zu πολύς); daher konnten sie auch den Genetiv zu sich nehmen, vgl. Il. δ, 400. Vgl. Buttmann, § 68, S. 268.
10 Hippokr. IX, 240 χειροτέρη v. l. χειριστοτέρη; da der Superl. nötig, wird χειρίστη zu schreiben sein.
11 S. über diese Stelle Buttmann, Lexil. I, S. 14 ff. und dagegen Spitzner ad h. l. Ἤκιστος Aristarch, Andere ἥκιστος.
12 Meisterhans, Gr. der att Inschr. 118^{2} f. Da der echte Diphthong nicht E geschrieben wird, so möchte ὀλέζων zu Grunde liegen, wofür verstärkt ὀλείζων, vgl. Τροιζήν für Τροζήν, und wie hier ι sich vor σδ = ζ entwickelt, so vor στ in Γεραιστός παλαιστή für Γεραστός παλαστή. Ebenso verhält es sich mit μέζων, μείζων. Für Homer wird μέζων (und ὀλι?́ζων) als das Richtige anzunehmen sein, vgl. § 153, Anm. 1; μέζων steht in einer Grabschrift epischen Dialekts Bull. de corr. hell. VIII, 470.
13 Die Formen πλέες und πλέας (Il, l, 395, β, 129), die man gewöhnlich als synkopiert aus πλέονες, πλέονας behandelt, werden gewiss richtiger mit Buttmann § 68, S. 269 für Positive gehalten (Nom. ΠΛΗΣ, [root ] πλε), viel; die komparative Bedeutung, die sie unzweifelhaft haben, verbindet sich leicht mit dem Begriffe viel und wenig und dergl. Sie finden sich inschriftlich wieder im Lesbischen (Dial.-Inschr. 213 πλέας τῶν αἰμισέων) und im Altkretischen (Gortyn. Tafeln), wo πλίες πλία πλίανς πλιάσι (ε vor Vokal zu ι geworden). Auch bei Hippokr. VIII, 36 hat cod. θ πλέα f. πλείονα. — Die arkad. Form ΠΛΟΣ steht auf der archaischen Inschrift von Tegea, Bull. de corr. hell. 1889, 281 Z. 16: μὴ. . ΠΛΟΣ (doch eher πλός als πλώς) ἀμέρας καὶ νυκτός. Das ς scheint den anderen Stamm auf ος (§ 152, 2) zu verraten, dem auch πλείους, πλείω angehört.
14 Entst. aus ῥα und der Endung ιδιος, wie νυμφ-ίδιος: vgl. das Adverb ῥέα ῥεῖα (Hom.), ῥά̂ ῥᾴ (Alkm., auch Sophokl und Ion), βρᾴ (äol.), leicht, Ahrens, Progr. Hannover 1873; oben § 39, 2. Bei Hippokr. ist neben η in ῥηίδιος, ῥηίτερος ganz überwiegend α in ῥαιον, ῥαιθυμεῖν, ῥαίζειν u. s. w. überliefert, d. h. da wo nicht zwei kurze Binnensilben folgen; so VI, 648. 656 (ῥᾳθυμείτω). VII, 122 (ῥαΐζει). VIII, 20. 266 (ῥαΐσῃ). 34 (ῥαίσῃ θ für ῥηΐσῃ). 38 (ῥαΐζει θ, mit η a. Handschr.). 124 (ῥαῖον θ, f. Lesart ῥήϊστον). 274 (ῥαῖον θ). 268. III, 438 (ῥᾳστῶναι); dies α möchte kurz sein, so dass ῥαῖον an den angeführten Stellen richtige Form; vgl. δαίς δαιδός ion. = δᾴς, σφαδαίζω (Hipp. VIII, 92 θ) = σφαδᾴζω u. a. m.
15 Ahrens, Progr. 1873, S. 13 erklärt ῥᾶσσον für Positiv, mit jος gebildet wie μέσσος d. i. μέθjος u. a.