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107. Betonung.

Grundregel. 1. Der Accent bleibt, so lange es die allgemeinen Gesetze der Betonung zulassen, auf der betonten Silbe des Nominativs stehen, als: Ἀτρείδης, Ἀτρεῖδαι (nicht Ἄτρειδαι), πολίτης, V. πολῖτα, Pl. πολῖται. Vgl. Anm. 1. Das αι im Plur. wird in Beziehung auf den Accent als kurz angesehen, s. § 79, 1.

Ausnahme: a) Der Vokat. δέσποτα von δεσπότης; — b) die Adjektive auf ος, bei denen sich die Betonung des Feminins, so oft es die Beschaffenheit der Endsilbe zulässt, nach der des Maskulins richtet, als: βέβαιος, βεβαία (Fem.), aber Plur. βέβαιαι (§ 79, 1); so auch Λύκιαι als Ethnikon (Λυκίαι wäre Plural des Landesnamens), Herodian I, 423, unten A.2. Die Attiker aber, insbesondere die jüngeren, sind weiter gegangen und haben auch Substantiva proparoxytoniert, wenngleich der Singular paroxyton war: αἴτιαι v. αἰτία, τιμώριαι, εὐπράξιαι, κωμῴδιαι, τραγῴδιαι, πέντε ἥμεραι. S. Herodian L. I, 423, wo diese Betonung verworfen wird (οὐ δεόντως οὖν Ἀττικοὶ κτἑ.). Manche Grammatiker hatten sie auch in den Homer eingeführt: συνθέσιαι, ἑκηβόλιαι, s. Herodian zu Il. b, 339. ε, 54. Auf die Wörter auf -η scheint sich diese Betonungsweise nicht zu erstrecken.

Anmerk. 1. Herodian (zu Il. ξ, 351; ed. Lentz II, 90. 349) setzte bei ἑέρση im Plur. den Ton auf die Antepaen., weil ἑέρση für ἕερσα^ stehe (Pind., s. § 103, 2, k). Dagegen Ptolem. von Askalon ἑέρσαι, was die ratio für sich hat. Vgl. Spitzner ad Il. ξ, 351.

Die Oxytona werden im Genetive und Dative aller drei Numeri Perispomena, als: τιμῆς, τιμῇ, τιμαῖν, τιμῶν, τιμαῖς.

Der Genetiv Plural. hat bei allen Substantiven die Endsilbe ων (αν) cirkumflektiert, weil dieselbe durch Kontraktion aus der ursprünglichen Form άων (§ 100, 7) entstanden ist, als: τραπεζῶν v. τράπεζα, Μουσῶν v. Μοῦσα, νεανιῶν v. νεανίας.

Ausnahmen: a) die Feminina der Adjektive und der Participia barytona auf ος, η, ον oder ος, , ον haben mit dem Gen. der Mask. gleiche Betonung, als: τῶν φίλων Μουσῶν v. φίλος, φίλη, φίλον; nach Suid. unter χιλιῶν (scil. δραχμῶν) (Herodian L. I, 426, 11) betonten die Attiker in dieser Bedeutung χιλιῶν, nämlich um bei der üblichen Auslassung von δραχμῶν doch das Femin. als solches zu kennzeichnen. (Ohne genügenden Grund glaubt Goettling ad Theod. p. 217, dass eine Verwechselung mit χιλιαδῶν [s. unten d. Betonung der III. Dekl., 134, 1] vorliege.) Über die Betonung der Dorier, als: ἀμφοτερᾶν v. ἀμφότερος, s. § 102, 3; — b) die Substantive: χρήστης, Wucherer, ἀφύη, Sardelle, ἐτησίαι, Passatwinde, und χλούνης, wilder Eber, also: χρήστων, Arist. N. 240, Dem. 14.21 nach cod. S (aber χρηστῶν v. χρηστός, nützlich), ἀφύων, nur Ar. Eq. 666, Ach. 640. Luc. Pisc. 48. (aber ἀφυῶν v. ἀφυής, unbeanlagt), ἐτησίων, χλούνων, Hes. Sc. 178.1) S. Herodian I, 425.

Anmerk. 2. Die substantivierten ethnischen Adjektive haben im Nom. und Gen. Plur. die Betonung der Adjektive, als Eigennamen aber folgen sie der Betonung der Substantive, als: Ῥοδία, eine Rhodierin, Ῥόδιαι, Ῥοδίων, Σαμία Σάμιαι, Σαμίων, Λυκία Λύκιαι, Λυκίων, aber als Eigennamen Ῥοδίαι Ῥοδιῶν, Σαμίαι Σαμιῶν u. s. w. Herodian I, 425. Ein Gleiches gilt von den substantivierten Saitennamen: μέση, νήτη (νεάτη), ὑπάτη, Plur. ὑπάται (als Adj. ὕπαται), G. Pl. μεσῶν, νητῶν, ὑπάτῶν (als Adj. μέσων, νήτων, ὑπάτων). S. das. 426.

Die Betonung des Nominativs wird nach den Endungen auf folgende Weise bestimmt:

a) α^, Gen. ης: die zweisilbigen sind Paroxytona oder Properispomena, die mehrsilbigen Proparoxytona, als: ῥίζα, αἶσα, θάλασσα. Ausnahme: die römischen Namen auf ῖνα, als: Σαβῖνα, Sabīna, Φαυστῖνα, Faustīna.

b) ρα: die Derivata von Verben sind Oxytona, als: χαρά (v. χαίρω), φθορά (v. ΦΘΕΡ-, φθείρω), die übrigen nach Beschaffenheit der Endsilbe und der vorletzten Silbe entweder Proparox. oder Properisp. oder Parox., als: μάχαιρα^, πεῖρα, ἡμέρᾶ.

c) η: die Kontrakta sind Perisp., als: γαλῆ; — die Substant. auf: υνη Paroxyt., als: δικαιοσύνη. Die übrigen mag man durch Übung und aus den Wörterbüchern lernen.

d) ᾶς Paroxytona, als: Αἰνείας, ταμίας, mit Ausnahme der Kontrakta auf ᾶς.

e) ης. a) die Kontrakta sind Perispomena; — b) die Eigennamen und Volksnamen auf ης sind alle Paroxytona, als: Πέρσης, Σπαρτιάτης, Ἀτρείδης; — c) die von Verben abgeleiteten Gattungsnamen mit den Endungen: άρχης (dial. poet. und spät, klass. att. αρχος), πώλης, μέτρης, ώνης und τρίβης, so wie das einzeln stehende ἀδολέσχης sind Paroxytona; — d) die von Substantiven oder Adjektiven abgeleiteten mit der Endung της sind gleichfalls Paroxytona, als: πολίτης, στρατιώτης (v. στρατιά), ἰδιώτης; doch κηδεστής v. κῆδος, ἀργεστής v. ἀργής.

Die von Verben abgeleiteten mit der Endung της aber sind entweder Paroxytona oder Oxytona; α) Paroxytona sind solche, welche die Endung της an den reinen, kurzen Verbalstamm ansetzen, als: ὑφάν-της, ἀγύρ-της (v. ἀγείρω), ἐπιστά-της, νομοθέ-της, ἐπιβά-της, λωποδύ-της, προδό-της, ἐφέ-της; so auch ἐρέτης (vgl. ἐρέσσω), ἐργά-της (vgl. ἐργάζομαι) und δεσπότης (vgl. δεσπόζω). — Ausnahmen: κρι-τής (auch d. Kompos. mit einer Präp., als: ὑποκριτής, sonst aber Paroxyt., als: ὀνειροκρίτης) und εὑρε-τής (welches indes ε angesetzt hat). Einige der von Verbis liquidis abgeleiteten werden von den Attikern oxytoniert, als: καθαρτής, ἀμυντής, εὐθυντής, πραϋντής, ψαλτής, φαιδρυντής, καλλυντής, ποικιλτής.2) — β) Oxytona aber sind solche, welche die Endung της an den Stamm mit gedehntem letzteren Stammvokale oder mittelst eines dazwischentretenden ς, welches bei den Verben auf ζω den Charakter vertritt, ansetzen, als: ποιη-τής (v. ποιέ-ω), μαθη-τής (v. μαθεῖν, ΜΑΘΕ-), θεᾶ-τής (v. θεά-ομαι), μηνῦ-τής (v. μηνύ-ω), ζηλω-τής (v. ζηλό-ω), δικαστής (v. δικάζω), ὀρχη-στής (v. ὀρχέομαι), κτιστής (v. κτίζω). — Ausnahmen: ἀήτης, ἀλήτης, πλανήτης, δυνάστης, κυβερνήτης, πλάστης, ψεύστης, πενέστης (wenn nicht von πένης), αἰσυμνήτης.3)

f) αα, εα, οα Paroxyt., als: ἐλάα, πτελέα, χρόα (Haut). — Ausnahmen: γενεά, θεά, Göttin (aber θέα, Anblick), δωρεάlter δωρειά), στοάlter στοιά).

g) αια: die mehrsilb. Paroxyt., als: γαληναία, mit Ausn. der mehrsilbigen Städtenamen, welche Proparoxyt. sind, als: Φώκαια, Ποτείδαια, Πλάταια (im Plur. aber Πλαταιαί); die zweis. Properisp., als: γραῖα.

h) εια und ια: die Namen konkreter Dinge (ausser denen von Städten und Gedichten) und die Sammelnamen Oxyt., die Abstrakta nach Beschaffenheit der Endsilbe entweder Parox. oder Proparox., als: παρειά, Wange, καλιά, Nest, στρατιά, Heer; σοφίᾶ, ἀλήθεια, εὐσέβεια, ἀσθένεια und so alle auf εια v. Adj. auf ης; aber die Abstrakta von Verben auf εύω sind Paroxyt. und haben ein langes α, als: βασιλείᾶ, regnum, δουλείᾶ, (ἱερεία, Priestertum, nachkl.), στρατείᾶ, παιδείᾶ. Ferner sind Proparoxytona die weiblichen Personennamen von Maskulinen auf εύς, als: βασίλεια, regina, v. βασιλεύς, ἱέρεια (doch vgl. § 106, 1, γ); die weiblichen Benennungen auf τρια^, als: ποιήτρια, und die Namen auf εια von Personen (Λαοδάμεια, Πηνελόπεια, Μήδεια), Städten und überhaupt Lokalitäten (Ἀλεξάνδρεια, Χαιρώνεια, Ζέλεια, Ἀκαδήμεια, s. ein Verzeichnis Herod. I, 273 ff.) und Gedichten (Ὀδύσσεια). Die Namen auf ία dagegen, wenn sie Länder oder Städte bezeichnen, sind Paroxytona, ebenso die Personennamen wie Ἀρτεμισία; Ausn. Ἐρέτρια, Λάμια (Stadt), Δῖα (desgl.), Πολύμνια, und eine Anzahl Namen attischer Demen auf ιά: Θριαί (nb. Θρῖα, Herod. I, 285, 14), Αἰγιλιά, Ἑρχιά, Κρωπιά u. a., das. 290 f.

i) οια: die zweis. Oxyt., als: χροιά, Haut. Ausn. Τροία, ποία, Gras; die mehrs. Proparox., als εὔνοια, Εὔβοια, τρίττοια.

k) υια: die zweisilbigen Properispomena, als: μυῖα; die mehrsilbigen meist Proparoxyt., als: Ὠρείθυια, αἴθυια, doch Oxyt. μητρυιά̂; über ἀγυιαί ὀργυιαί neben ἄγυια ὄργυια unten Anm. 3.

l) ῳᾶ ωᾶ Paroxyt., als: ᾤᾶ, Schafpelz; doch Oxyt. θῳά θωά Strafe.

Anmerk. 3. Πλάταια u. Θέσπεια, Θέσπι^α (so Korinna) sind im Plurale oxytoniert: Πλαταιαί, Θεσπιαί (Herodian I, 273. 280); so auch Θρῖα Θριαί (das. 285); μία (ἴα) ist im Genetiv und Dativ Perispomenon; ἄγυια^ν ἀγυιάς betonte Aristarch bei Homer (Herodian II, 57, Il. υ, 254. 391); die Betonung ἀγυιά̂ und ebenso die Betonung ὀργυιά̂ (ὄργυια^ν Od. ι, 325) wird als ionisch bezeichnet, Herodian I, 530. II, 613. 901; ders. I, 281 scheint ἄγυια, ὄργυια, aber im Plural ἀγυιαί, ὀργυιαί allgemein vorzuschreiben. S. über diesen Accentwechsel bei Wörtern auf ια^ Ahrens, Philolog. VI, 3, der auch (Τρῷα) Τρῳαί, (δμῷα) δμῳαί (§ 103, 2, h), θαμεῖα ταρφεῖα, θαμειαί ταρφειαί vergleicht. Wörner in Curt. Sprachw. Abhandl. 118.(Smyth 213)

1 Die ratio muss bei diesen beiden Mask. in einer Hineinmischung der Form auf ος bestehen: ἐτήσιοι sc. ἄνεμοι; χλούνων, wenn so und nicht χλουνέων überliefert war, konnte bei Hesiod nur barytoniert werden. Vgl. Lobeck, Paralip. 269. Angermann in Curt. Sprachwiss. Abh. 13 f.

2 S. Göttling Acc., S. 124; Herodian. I, 62. 78; II, 946.

3 Göttling S. 123.

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