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Deklination (κλίσις) der Substantive und Adjektive.

Die griechische Sprache hat fünf Kasus (πτώσεις): einen geraden oder unabhängigen (πτῶσις ὀρθή, εὐθεῖα, Casus rectus): Nominativ ὀνομαστική (auch ὀρθή als Name, Dion. Thr. neben ὀνομαστ.), und vier abhängige (πτώσεις πλάγιαι, Casus obliqui): Genetiv (γενική, andere Namen nach Dion. Thr. πατρική u. κτητική), Dativ (δοτική, auch ἐπισταλτική), Akkusativ (αἰτιατική), und Vokativ (κλητική, auch προσαγορευτική). Die Folge dieses Kasus scheint seit den Zeiten der Stoiker fest und mit der gegenwärtigen identisch gewesen zu sein; unverkennbar tritt dies hervor in einem Frg. des Redners Kleochares (nach 300 v. Chr.) bei Herodian Sp. Rh. Gr. III, 97 (Figur des Polyptoton, mit Durchdeklinierung des N. Δημοσθένης). Andere Sprachen haben mehr Kasus, wie z. B. die lateinische ausserdem den Ablativ, das Sanskrit den Ablativ, den Instrumentalis und den Lokativ. Das Griechische hat ursprünglich gleichfalls mehr Kasus gehabt, und, wie wir weiter unten sehen werden, es haben sich einzelne Spuren davon bis auf die spätesten Zeiten erhalten.

Anmerk. 1. Der Ausdruck πτῶσις findet sich von Aristoteles ab, bei diesem aber noch mit freierer Anwendung auch auf Ableitungsformen, sowie in anderer Weise von Schlussfiguren gebraucht. Die peripatetische Schule rechnete den Nominativ nicht als Kasus, sondern fasste ihn als Grundform, alsFalldagegen erst das Abgeleitete; den Stoikern war auch der Nom. πτῶσις und zwar ὀρθή (so zu sagenaktive”, indem auch das Aktiv ῥῆμα ὀρθόν hiess, oder im Bilde ein solcher Fall, wo das Fallende aufrecht bleibt). Vgl. Choiroboskos zu Theodos. p. 109 f. ed. Hilgard. Kühner zählt (nach Lersch, d. Sprachphilos. d. Alten, II, 190 f.) auch den Vokativ als πτ. ὀρθή der Stoiker; indes schon seine Stellung am Schlusse der Reihe spricht dagegen, und der Angeredete ist nicht thätig, sondern eher umgekehrt affiziert.

Anmerk. 2. Der Nominativ, Akkusativ und Vokativ der Neutra haben in allen Zahlformen die nämliche Form; ebenso der Nominativ und Vokativ des Plurals der Maskulina und Feminina. Der Dual hat nur zwei Kasusformen, die eine für den Nominativ, Akkusativ und Vokativ, die andere für den Genetiv und Dativ.

Bei der Deklination eines Wortes ist zweierlei zu unterscheiden: der Stamm (Deklinationsstamm) und die Kasuszeichen. Den Stamm findet man, wenn man das Genetivzeichen abschneidet, als; χώρα-ς, λόγο-ο (λόγου), κόρακ-ος. Der Endlaut des Stammes wird Charakter oder Kennlaut genannt, z. B. in den angeführten Wörtern: α, ο, κ; ς, ο, ος sind die Kasuszeichen.

Man unterscheidet im Griechischen heutzutage und seit dem 17. Jahrhundert drei Deklinationsformen. Nach der ersten werden die Wörter flektiert, deren Stämme auf α (, η), nach der zweiten die Wörter, deren Stämme auf ο ausgehen. Zur dritten Deklination gehören alle konsonantischen Stämme, dazu einige vokalische, namentlich die auf ι und υ. Bei der I. und II. Dekl. treten die Kasuszeichen deshalb minder rein als bei der III. hervor, weil die Auslaute ihrer Stämme, α und ο, mit den Kasuszeichen in stärkstem Masse verschmelzen. Die beiden ersten Deklinationen werden gleichsilbige (ἰσοσύλλαβοι κλίσεις) genannt, weil alle Kasus in der gewöhnlichen Sprache gleich viel Silben haben, die dritte ungleichsilbig (περιττοσύλλαβος), weil die abhängigen Kasus (in der vollen Form) eine Silbe mehr haben als der Nominativ. Ausserdem aber unterschied die frühere Grammatik nicht weniger als zehn Deklinationen, nämlich fünf unzusammengezogene und fünf zusammengezogene. Die fünf ersteren sind: 1) Wörter auf ας, ης (G. ου), 2) Wörter auf α, η, 3) auf ος, ον, 4) auf ως, ων, 5) die ungleichsilbig deklinierten unserer III. Deklination, ausser denen auf ις u. s. w., die als teilweise zusammengezogen erst später kommen. Bei Herodian aber, Theodosius, Choiroboskos ist auch dies System noch nicht, sondern die letzteren beiden lehren die Deklination nach einer Fülle von κανόνες: 35 für die Maskulina, 12 für die Feminina, 9 für die Neutra. Das System der 10 Deklinationen entspricht deutlich dem der 5 lateinischen. Dasselbe wurde alsdann in der 1635 zuerst erschienenen Grammatik des Jac. Vellerus (nach Vorgang von Conr. Rhodomannus, einem Schüler Melanchthons, s. Fischer ad Velleri Gr. Ι, 348) zu dem uns vertrauten der drei Deklinationen vereinfacht, welche dem thatsächlichen Zustande im Griechischen in genügender Weise entspricht.(Smyth 204)

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