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474. Der Infinitiv als Befehls- und WunschformVgl. Höhne, de infinitivi apud graecos classicae aetatis poetas usu qui fertur pro imperativo, Breslau 1867. R. Wagner, Der Gebrauch des imperativischen Infinitivs im Griechischen, Progr. v. Schwerin 1891.).

Wie der Infinitiv als ergänzendes Objekt zu den Verben des Begehrungsvermögens, als: wollen, wünschen, bitten, ermuntern, auffordern hinzutritt, so wird er bisweilen auch so gebraucht, dass der Begriff, dessen Ergänzung er ist, nicht ausgedrückt, sondern bloss die begehrte Handlung ausgesprochen wird, ohne näher anzugeben, wie dieselbe in die Vorstellung aufgenommen wird. Der von Kindern statt des Imperativs gebrauchte Infinitiv, als: Brot geben st. gieb, nicht weggehen st. gehe nicht weg, lässt deshalb keine genügende Vergleichung mit dem griechischen Gebrauche zu, weil die Kinder den Infinitiv überhaupt für alle Modi anwenden. Vielmehr schwebte wohl ursprünglich, als diese Ausdrucksweise sich bildete, dem Redenden unbewusst ein allgemeiner Begriff des Wollens oder Sollens vor, der den Infinitiv hervorrief. Allmählich aber erwuchs daraus ein fester Gebrauchstypus in der Weise, dass man den Infinitiv schlechthin als Ausdruck des Begehrens verwandte, sei es in befehlendem oder bittendem Tone als Vertreter des Imperativs, sei es in wünschendem Tone als Vertreter des Optativs. Eine derartige Verwendung des Infinitivs kann zu verschiedenen Zeiten und auf verschiedenem Boden sich selbständig entwickeln; und in der That ist sie wie dem Deutschen, so auch den romanischen Sprachen nicht fremd2), z. B. im Altfranz. ne te movoir! ne me celer! ne ferir, im Ital. non far questo! non andar via! Aber da der imperativische Infinitiv sich auch im Altindischen findet, ist die Annahme, dass das Griechische ihn nicht neu ausgebildet, sondern als Erbgut aus der Urzeit überkommen habe, nicht ohne weiteres abzuweisen. Einen Schritt weiter ging die neuere Sprachforschung, indem sie ihn unmittelbar aus der dativischen Urbedeutung des Infinitivs herleitete: μάχεσθαιzum Kampfe!” νηυσὶν ἐπισσεύεσθαιzum Sturm auf die Schiffe!”3) Doch nähert sich Delbrück der Ellipsentheorie insofern wieder, als er anerkennt, dass wenigstens der ersten Ausprägung dieses Gebrauchstypus ein stillschweigend mitempfundener Verbalbegriff zu Grunde lag, von dem der Dativ abhängig war (etwa: “erhebe dichzum Kampfe!), wenn auch in der weiteren Sprachentwickelung das Gefühl für diesen Ursprung rasch verloren ging4).

Es sind folgende Fälle zu unterscheiden:

a. Der Infinitiv wird bei den Epikern sehr häufig statt der II., selten statt der III. Person des Imperativs gebraucht; statt der II. Person nicht selten auch bei anderen Dichtern und selbst auch bei Herodot und den attischen Prosaikern. Die angeredete Person wird als Subjekt gedacht. Diese dem Imperativ gegenüber gewichtigere, eindringlichere Ausdrucksweise ist daraus hervorgegangen, dass der Infinitiv ursprünglich die Ergänzung eines gedachten, aber nicht zum Ausdruck gekommenen Imperativs von einem Verb des Wollens, wie etwa ἔθελε, bildete, wie *a, 277 μήτε σύ, Πηλείδη, ἔθελ̓ ἐριζέμεναι βασιλῆι. Wenn daher dem Infinitive Prädikatbestimmungen beigefügt sind, so stehen sie in Beziehung auf das entweder ausgedrückte oder im verschwiegenen Imperative liegende Subjekt (σύ, ὑμεῖς) im Nominative. *b, 75 ὑμεῖς δ̓ ἄλλοθεν ἄλλος ἐρητύειν ἐπέεσσιν. *e, 124 θαρσῶν νῦν, Διόμηδες, ἐπὶ Τρώεσσι μάχεσθαι. *r, 501 Ἀλκίμεδον, μὴ δή μοι ἀπόπροθεν ἰσχέμεν ἵππους. n, 307 σὺ δὲ τετλάμεναι καὶ ἀνάγκῃ. *c, 501 εἰπέμεναί μοι, Τρῶες. *o, 159 πάντα τάδ᾽ ἀγγεῖλαι μηδὲ ψευδάγγελος εἶναι. *i, 709. k, 297. l, 72. r, 278. s, 105. x, 287. α, 290 ff. *a, 582. Κ, 347. S. El. 9 οἷ δ̓ ἱκάνομεν, | φάσκειν (crede) Μυκήνας . . ὁρᾶν. OR. 462. Ph. 57 ὅταν ς᾿ ἐρωτᾷ . ., λέγειν, Ἀχιλλέως παῖ. 1080 νὼ μὲν οὖν ὁρμώμεθον, | ὑμεῖς δ̓, ὅταν καλῶμεν, ὁρμᾶσθαι ταχεῖς. Vgl. 1411 φάσκειν. Hdt. 1.32 πρὶν δ̓ ἂν τελευτήσῃ, ἐπισχεῖν μηδὲ καλέειν κω ὄλβιον, ἀλλ̓ εὐτυχέα, halte dein Urteil zurück u. s. w. Impr. u. Inf.: π, 150 ff. ἀλλὰ σύγ᾽ ἀγγείλας ὀπίσω κίε μηδὲ κατ᾽ ἀγροὺς | πλάζεσθαι μετ᾽ ἐκεῖνον: ἀτὰρ πρὸς μητέρα εἰπεῖν κτλ. Ar. Ach. 1001 ἀκούετε λεῴ: κατὰ τὰ πάτρια τοὺς χόας | πίνειν. Hdt. 6. 86, 1 σὺ δή μοι καὶ τὰ χρήματα δέξαι καὶ τάδε τὰ σύμβολα σῷζε λαβών: ὃς δ̓ ἂν ἔχων ταῦτα ἀπαιτέῃ, τούτῳ ἀποδοῦναι, ei redde. 3, 134 ὅρα νυν, ἐς Σκύθας μὲν τὴν πρώτην ἰέναι ἔασον: σὺ δέ μοι ἐπὶ τὴν Ἑλλάδα στρατεύεσθαι. Vgl. 5, 23. 3, 155 τὴν μὲν ἄλλην στρατιὴν κελεύειν πέριξ προσβάλλειν πρὸς τὸ τεῖχος, Πέρσας δέ μοι τάξον κατὰ τὰς Κισσίας πύλας. 4, 126. III. Pers. *z, 92 Ἕκτορ, ἀτὰρ σὺ πόλινδε μετέρχεο . ., δὲ ξυνάγουσα γεραιὰς . ., οἴξασα κληῖδι θύρας . . πέπλον . . θεῖναι Ἀθηναίης ἐπὶ γούνασιν, diese aber soll u. s. w. *h, 79 πεύχεα συλήσας φερέτω κοίλας ἐπὶ νῆας, | σῶμα δὲ οἴκαδ᾽ ἐμὸν δόμεναι πάλιν. Vgl. 375. l, 443 μή οἱ μῦθον ἅπαντα πιφαυσκέμεν ὅν κ̓ ἐὺ εἰδῇς, | ἀλλὰ τὸ μὲν φάσθαι, τὸ δὲ καὶ κεκρύμμένον εἶναι (die Echtheit wird angezweifelt). Theocr. 24, 93 συλλέξασα κόνιν πυρὸς ἀμφιπόλων τις | ῥιψάτω . . ἐκ πέτρας ὑπερούριον, ἂψ δὲ νέεσθαι ἄστρεπτος. Attische Beisp. Th. 5.9 σὺ δέ, Κλεαρίδα, αἰφνιδίως τὰς πύλας ἀνοίξας ἐπεκθεῖν καὶ ἐπείγεσθαι ὡς τάχιστα ξυμμεῖξαι. P. Charm. 166e ἔα χαίρειν . ., ἀλλ᾽ αὐτῷ προσέχων τὸν νοῦν τῷ λόγῳ σκοπεῖν, ὅπῃ ποτὲ ἐκβήσεται ἐλεγχόμενος. Vgl. Soph. 218, a. 262, e. Civ. 473, a ibiq. Stallb. 508, b. Crat. 426, b σὺ δ̓, ἄν τι ἔχῃς βέλτιόν ποθεν λαβεῖν, πειρᾶσθαι καὶ ἐμοὶ μεταδιδόναι. X. oec. 3, 12 πάντως δ̓, ἔφη, Κριτόβουλε, ἀπαληθεῦσαι πρὸς ἡμᾶς. [Dem. 8.39 πρῶτον μέν, ἄνδρες Ἀθ., τοῦτο παρ᾽ ὑμῖν αὐτοῖς βεβαίως γνῶναι, ὅτι τῇ πόλει Φίλιππος πολεμεῖ hängt γνῶναι noch von dem vorausgehenden χρὴ ab]. — Auffällig sind zwei den jüngeren Partien der Odyssee angehörende Beispiele, in denen der Infinitiv im Sinne eines unerfüllbaren Wunsches gebraucht und mit αἲ γάρ eingeleitet wird: h, 311 αἲ γάρ, Ζεῦ τε πάτερ καὶ Ἀθηναίη καὶ Ἄπολλον, | τοῖος ἐὼν οἶός ἐσσι, τά τε φρονέων τ᾽ ἐγώ περ, | παῖδά τ᾽ ἐμὴν ἐχέμεν καὶ ἐμὸς γαμβρὸς καλέεσθαι | αὖθι μένων. w, 376 α γάρ, Ζεῦ τε πάτερ καὶ Ἀθηναίη καὶ Ἄπολλον, | . . τοῖος ἐών τοι χθιζὸς ἐν ἡμετέροισι δόμοισιν, | τεύχε᾽ ἔχων ὤμοισιν, ἐφεστάμεναι καὶ ἀμύνειν, das letztgenannte Beispiel zugleich das einzige für einen wünschenden Infinitiv in der I. Person. Die Verbindung von αἲ γάρ mit dem Infinitive erklärt sich am ungezwungensten, wenn man mit Lange (der homerische Gebrauch der Partikel εἰ, in den Abhandlungen der Sächs. Gesellsch. d. Wissensch. VI, S. 519 u. besonders 522 ff.) αἴ und εἰ als ursprünglich interjektionsartige Partikeln auffasst, die formelhaft jeder Art von Wunschsätzen vorausgeschickt werden konnten5). Vgl. § 395, Anm. 2. (Smyth 2013)

b. Wenn der Infinitiv sich nicht auf die angeredete Person bezieht, so steht das Subjekt, sowie die beigefügten Prädikatsbestimmungen gewöhnlich im Akkusative. Diese Ausdrucksweise hat darin ihren Ursprung, dass der Infinitiv oder der Akkusativ mit dem Infinitive das Objekt eines gedachten, aber nicht ausgedrückten Verbs des Wünschens ist, wie εὔχομαι, oder eines Imperativs, wie δός, gewähre, das auch zuweilen hinzugefügt wird, z. B. *g, 351 Ζεῦ . ., δὸς τίσασθαι, vgl. 322. *k, 281. ι, 530, ubi v. Nitzsch, Aesch. Ch. 18 Ζεῦ, δός με τίσασθαι μόρον πατρός, oder eines Ausdruckes der Forderung wie νόμος ἐστίν, ἔδοξε u. dgl. Ein solcher Infinitiv wird bei Wünschen und Gebeten, Vorschriften, Verträgen gebraucht. *b, 413 Ζεῦ κύδιστε, . . μὴ πρὶν ἐπ᾽ ἠέλιον δῦναι καὶ ἐπὶ κνέφας ἐλθεῖν, | πρίν με κατὰ πρηνὲς βαλέειν Πριάμοιο μέλαθρον. Η, 179 ff. ὧδε δέ τις εἴπεσκεν ἰδὼν εἰς οὐρανὸν εὐρύν: | Ζεῦ πάτερ, Αἴαντα λαχεῖν Τυδέος υἱὸν | αὐτὸν βασιλῆα πολυχρύσοιο Μυκήνης. In Verbindung mit dem Optativ: r, 354 Ζεῦ ἄνα, Τηλέμαχόν μοι ἐν ἀνδράσιν ὄλβιον εἶναι | καί οἱ πάντα γένοιτο, ὅσα φρεσὶν ᾖσι μενοινᾷ. In Verbindung mit dem Imperative und Konjunktive: *g, 285 Ζεῦ πάτερ . . Ἠέλιός θ̓ . . ὑμεῖς μάρτυροι ἔστε, φυλάσσετε δ̓ ὅρκια πιστά: | εἰ μέν κεν Μενέλαον Ἀλέξανδρος καταπέφνῃ, | αὐτὸς ἔπειθ᾽ Ἑλένην ἐχέτω . .,| ἡμεῖς δὲ . . νεώμεθα . .: | εἰ δέ κ̓ Ἀλέξανδρον κτείνῃ ξανθὸς Μενέλαος, | Τρῶας ἔπειθ᾽ Ἑλένην . . ἀποδοῦναι. Aesch. S. 253 θεοὶ πολῖται, μή με δουλείας τυχεῖν. [Hs. op. 592 ff., wo die Rede vom Inf. (Acc. c. Inf.) übergeht zu κέλομαι c. inf.; aber 391 f. γυμνὸν σπείρειν κτλ. ist vielleicht der Inf. von den vorhergehenden Worten οὗτός τοι πεδίων πέλεται νόμος abhängig.] Eur. Suppl. 3 Δήμητερ . ., εὐδαιμονεῖν με Θησέα τε παῖδ̓ ἐμόν. Ar. Ach. 250 Διόνυσε δέσποτα, | κεχαρισμένως σοι τήνδε τὴν πομπὴν ἐμὲ | πέμψαντα . . | ἀγαγεῖν τυχηρῶς τὰ κατ᾽ ἀγροὺς Διονύσια. 816 Ἑρμᾶ . ., τὰν γυναῖκα τὰν ἐμὰν | οὕτω μ̓ ἀποδύσθαι, Subj. ist μέ. Av. 448 ἀκούετε λεῴ: τοὺς ὁπλίτας νυνμενὶ | ἀνελομένους θὦπλ᾽ ἀπιέναι πάλιν οἴκαδε. Hdt. 5.105 Ζεῦ, ἐκγενέσθαι μοι Ἀθηναίους τίσασθαι. 9, 48 ὁκότεροι δ̓ ἂν ἡμέων νικήσωσι, τούτους τῷ ἅπαντι στρατοπέδῳ νικᾶν, die sollen Sieger sein. In einem Vertrage b. Th. 5. 18, 5. 6. 8. 10 abwechselnd die III. Pers. Impr. und der Infin. X. ven. 6, 11 τὸν κυνηγέτην ἔχοντα ἐξιέναι ἐλαφρὰν ἐσθῆτα ἐπὶ τὸ κυνηγέσιον, τὸν δὲ ἀρκυωρὸν ἕπεσθαι. Vgl. 12. 13. 14. 18. An. 5. 3, 13 στήλη ἕστηκε παρὰ τὸν ναὸν γράμματα ἔχουσα: Ἱερὸς χῶρος τῆς Ἀρτέμιδος. Τὸν ἔχοντα καὶ καρπούμενον τὴν μὲν δεκάτην καταθύειν ἑκάστου ἔτους: ἐκ δὲ τοῦ περιττοῦ τὸν ναὸν ἐπισκευάζειν. Pl. leg. 753, b. c πάντες μὲν κοινωνούντων τῆς τῶν ἀρχόντων αἱρέσεως . .: ποιεῖσθαι δὲ τὴν αἵρεσιν ἐν ἱερῷ . ., φέρειν δ̓ ἐπὶ τὸν τοῦ θεοῦ βωμὸν ἕκαστον κτλ., ubi v. Stallb., vgl. 755, e. 756, e. 760, a. b. 873, e u. s. w. So sehr oft in attischen, elischen, arkadischen, kyprischen Gesetzinschriften6).(Smyth 2014)

c. Der Infinitiv wird zuweilen in affektvollen Ausrufungen angewendet, wie der Akkusativ eines Substantivs, s. § 412. Dieser Gebrauch ist ganz natürlich. Das aufgeregte Gemüt treibt den Ausruf hervor, unbekümmert um die grammatische Vervollständigung des Satzes. Jedoch wird in diesem Falle dem Infinitive in der Regel der Artikel τό vorgesetzt. S. § 479, 3. Aesch. Eum. 837 f. Ch. ἐμὲ παθεῖν τάδε, φεῦ, | ἐμὲ παλαιόφρονα κατὰ γᾶς οἰκεῖν, | ἀτίετον, φεῦ, μύσος, dass ich solches leiden muss! Solches leiden zu müssen! Ohne Affekt gesprochen würde es heissen: δεινόν ἐστιν ἐμὲ π. τ. κτλ. Ag. 1662 ἀλλὰ τούσδε μοι ματαίαν γλῶσσαν ὧδ᾽ ἀπανθίσαι κτλ. S. Ai. 410 δυστάλαινα, τοιάδ᾽ ἄνδρα χρήσιμον | φωνεῖν. Ar. V. 835 τοιουτονὶ τρέφειν κύνα. Dem. 21.209 οὐκ ἂν εὐθέως εἴποιεν: Τὸν δὲ βάσκανον, τὸν δ̓ ὄλεθρον, τοῦτον δ̓ ὑβρίζειν, ἀναπνεῖν δέ; so auch im Lat. Cic. Fam. 14. 2, 2 te nunc, mea Terentia, sic vexari, sic jacere in lacrimis ac sordibus7)!

Anmerk. 1. Dass der Infinitiv auch in Fragen des Unwillens oder der Unschlüssigkeit gebraucht werde, wie im Deutschen: “Was thun?” oder im Franz. Que faire?, ist nicht zu erweisen. Hdt. 1.88 βασιλεῦ, κότερον λέγειν πρὸς σέ, τὰ νοέων τυγχάνω, σιγᾶν ἐν τῷ παρεόντι; fügen die meisten cdd. hinter παρεόντι das Verb χρή hinzu. k, 431 δειλοί, πόσ᾽ ἴμεν; τί κακῶν ἱμείρετε τούτων; ist ἴμεν der Indikativ: wohin gehen wir? da Eurylochus sich mit einschliessen kann, vgl. 447 f. — Der Gebrauch des Infinitivs in abhängigen Fragsätzen st. des Konjunktivs gehört erst der späteren Gräzität an, wie Joseph. antiq. 1. 15, 45 ἠξίου βουλεύεσθαι, τί ποιεῖν8).

Anmerk. 2. Delbrück und Wagner a. a. O. finden den wesentlichen Bedeutungsunterschied zwischen dem Imperativ und dem imperativischen Infinitiv darin, dass der erstere sich auf die unmittelbare Zukunft erstrecke, während der Infinitiv, ähnlich wie der lateinische Jussiv auf to, als sogenannter Imperativus futuri von der entfernteren Zukunft gebraucht werde, also in Befehlen, Mahnungen, Warnungen, die sich auf einen erst nach Verlauf einiger Zeit, zuweilen nur eventuell, eintretenden Fall beziehen, und in Vorschriften, die für alle Zukunft und für alle Fälle gelten, z. B. x, 437 ἄρχετε νῦν νέκυας φορέειν καὶ ἄνωχθε γυναῖκας: | αὐτὰρ ἔπειτα θρόνους περικαλλέας ἠδὲ τραπέζας | ὕδατι καὶ σπόγγοισι πολυτρήτοισι καθαίρειν. z, 297 αὐτὰρ ἐπὴν ἡμέας ἔλπῃ ποτὶ δώματ̓ ἀφῖχθαι, | καὶ τότε Φαιήκων ἴμεν ἐς πόλιν ἠδ᾽ ἐρέεσθαι. i, 254 τέκνον ἐμόν, κάρτος μὲν Ἀθηναίη τε καὶ Ἥρη | δώσους᾿, αἴ κ̓ ἐθέλωσι, σὺ δὲ μεγαλήτορα θυμὸν | ἴσχειν ἐν στήθεσσι. Freilich ist dieser Unterschied nicht überall durchzuführen. So müsste man z. B. nach obiger Regel Δ 64 σὺ δὲ θᾶσσον Ἀθηναίῃ ἐπιτεῖλαι oder *o, 347 νηυσὶν ἐπισσεύεσθαι, ἐᾶν δ̓ ἔναρα βροτόεντα statt des Infinitivs den Imperativ erwarten, dagegen z. B. *y, 49 ἀλλ᾽ τοι νῦν μὲν στυγερῇ πειθώμεθα δαιτί: ἠῶθεν δ̓ ὄτρυνον, vgl. φ, 265 u. a. statt des Imperativs den Infinitiv. Richtiger scheint es, den Infinitiv als die gewichtigere, eindringlichere Form der Aufforderung anzuerkennen. Er dient daher oft in längeren Reden neben Imperativen zur Hervorhebung derjenigen Punkte, auf die der Redende besonderes Gewicht legt, z. B. *p, 81 ἔμπεσ᾽ ἐπικρατέως . ., πείθεο δ̓, ὥς τοι ἐγὼ μύθου τέλος ἐν φρεσὶ θείω: | ἐκ νηῶν ἐλάσας ἰέναι πάλιν, . . μὴ σύ γ̓ ἄνευθεν ἐμεῖο λιλαίεσθαι πολεμίζειν, greife mit Wucht an, aber folge meinem Rate: Sobald du sie aus dem Schiffslager getrieben hast, sollst du wieder umkehren; du sollst dir ja nicht einfallen lassen, ohne mich weiter zu kämpfen! e, 342 ἀλλὰ μάλ᾽ ὧδ᾽ ἔρξαι, δοκέεις δέ μοι οὐκ ἀπινύσσειν: | εἵματα ταῦτ᾽ ἀποδὺς σχεδίην ἀνέμοισι φέρεσθαι | κάλλιπ̓, ἀτὰρ χείρεσσι νέων ἐπιμαίεο νόστου | . . τῆ δέ, τόδε κρήδεμνον ὑπὸ στέρνοιο τανύσσαι | . . αὐτὰρ ἐπὴν χείρεσσιν ἐφάψεαι ἠπείροιο, | ἂψ ἀπολυσάμενος βαλέειν εἰς οἴνοπα πόντον | πολλὸν ἀπ᾽ ἠπείρου, αὐτὸς δ̓ ἀπονόσφι τραπέσθαι.(Smyth 2015)

1 Vgl. Höhne, de infinitivi apud graecos classicae aetatis poetas usu qui fertur pro imperativo, Breslau 1867. R. Wagner, Der Gebrauch des imperativischen Infinitivs im Griechischen, Progr. v. Schwerin 1891.

2 S. Grimm IV. S. 87.

3 Jolly, Geschichte des Infinitivs im Indogermanischen, München 1873, S. 215 ff.

4 Delbrück, Vergleichende Syntax der indogermanischen Sprachen II, S. 460: “Ich nehme an, dass die ersten Exemplare des in Rede stehenden Infinitivgebrauchs Dative zur Ergänzung der Satzaussage waren, bei denen aber die Satzaussage nicht ausgesprochen, sondern nur hinzuempfunden wurde, und dass nach diesen Mustern eine Weiterbildung erfolgte. Wenn das richtig ist, so erklärt sich auch, wie es kommt, dass gerade dieser Typus in modernen Sprachen so leicht von neuem erzeugt wird.”

5 Ähnlich schon Fäsi zu η, 311, der aber αἲ γάρ gänzlich vom Infinitiv trennt und den ganzen Vers αἲ γὰρ Ζεῦ τε πάτερ κτλ. als formelhaften Ausruf betrachtet. Sehr hart wäre es, mit Hermann, Opusc. I, 172 die Infinitive von τοῖος abhängig zu machen und dann ein Anakoluth anzunehmen. In dem unechten Verse II, 99 ist ἐκδῦμεν (Optat.) zu schreiben. Eur. Hel. 263 liest Nauck mit Recht nach Hermann: εἴθ᾽ . . λάβοιν st. λαβεῖν. (Über diese Form s. § 210, 1, I, 2 S. 52). Erst bei späten Dichtern findet sich εἴθε c. inf., wie Antipat. Thessal. epigr. 35. Crinag. ep. 20. S. Matthiä II. § 546, a.

6 S. Meisterhans, Gramm. d. att. Inschr.^{2} p. 207. Meister, Dialekte II, p. 71.

7 S. Kühner Ausf. lat. Gr. § 127, 16 S. 532.

8 S. Lobeck ad Phryn. p. 772.

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