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526. B. Adversative Beiordnung.

Die adversative Beiordnung besteht darin, dass Sätze, die in dem Verhältnisse eines Gegensatzes zu einander stehen, zur Einheit eines Gedankens verbunden werden. Das Verhältnis des Gegensatzes ist von der Art, dass der im beigeordneten Satze ausgesprochene Gedanke den im vorangehenden Satze ausgesprochenen Gedanken entweder bloss beschränkt oder gänzlich aufhebt, als: er ist zwar arm, aber brav; er ist nicht tapfer, sondern feig. Der beigeordnete Satz wird der Adversativsatz, und der vorangehende, wenn er eine Einräumung oder ein Zugestehen bezeichnet, der Konzessivsatz genannt.

a) Beziehung der Beschränkung.
2. Die Beziehung der Beschränkung wird auf folgende Weise bezeichnet: erstens durch Δέ1

Wie wir den Bindewörtern τέ und καί als ursprüngliche Bedeutung die adverbiale zugewiesen haben, so ist ohne Zweifel auch δέ ursprünglich ein Adverb gewesen mit der Bedeutung andererseits, dagegen, die sich auch ganz deutlich in der erörterten epischen Verbindung καὶ δέ und in der nachhomerischen καὶ . . δέ (§ 523, 3) und in dessen Gegenteile οὐδὲ . . δέ, neque vero etiam (X. A. 1.8.20) erhalten hat. Aus dieser adverbialen Bedeutung hat sich später die des Bindewortes = aber entwickelt. Δέ giebt das adversative Verhätnis am allgemeinsten an und kann jede Art des Gegensatzes bezeichnen. In Ansehung der Bedeutung hält es, ebenso wie das lateinische autem, zwischen den kopulativen (τέ, καί) und den adversativen (ἀλλά u. s. w.) Bindewörtern die Mitte, indem es sowohl kopulative als adversative Kraft in sich vereinigt und daher einen Gedanken einem anderen entweder (adversativeentgegenstellt oder (copulative) nur gegenüberstellt. Es wird daher sehr häufig da gebraucht, wo wir unser und anwenden; der neue Gedanke wird als ein von dem vorhergehenden verschiedener diesem gegenübergestellt. Wir betrachten zuerst das adversative δέ. Der Gegensatz, der durch δέ bezeichnet wird, ist bald ein stärkerer bald ein schwächerer. Beispiele finden sich überall; wir wollen daher nur einige Fälle anführen, in denen die adversative Kraft von δέ deutlich hervortritt. Am auffallendsten ist dies der Fall, wenn es nach einem negativen Satze steht, wo häufiger ἀλλά gebraucht wird. Doch ist δέ schwächer als ἀλλά; denn durch ἀλλά wird der im vorangehenden Satze ausgesprochene Gedanke durch den Gegensatz gänzlich aufgehoben, wie im Deutschen durch sondern; durch δέ hingegen wird dem vorangehenden Gedanken ein anderer nur entgegengestellt, wie im Deutschen durch aber. *a, 181 σέθεν δ̓ ἐγὼ οὐκ ἀλεγίζω | οὐδ᾽ ὄθομαι κοτέοντος, ἀπειλήσω δέ τοι ὧδε. Th. 1.5 οὐκ ἔχοντός πω αἰσχύνην τοῦ ἔργου, φέροντος δέ τι καὶ δόξης μᾶλλον. 4, 86 αὐτὸς δὲ οὐκ ἐπὶ κακῷ, ἐπ᾽ ἐλευθερώσει δὲ τῶν Ἑλλήνων παρελήλυθα. Gewöhnlich steht im ersten Satze μέν (s. § 527). Th. 2.98 πορευομένῳ δὲ αὐτῷ ἀπεγίγνετο μὲν οὐδὲν τοῦ στρατοῦ, εἰ μή τι νόσῳ, προσεγίγνετο δέ. Vgl. 1, 50. 1252). — Deutlich zeigt sich ferner die adversative Kraft, wenn gleich zu Anfang einer Rede δέ steht, das alsdann den Gegensatz zu einem entweder dem Redenden selbst vorschwebenden oder von einem anderen vorher ausgesprochenen Gedanken bezeichnet. X. A. 5.5.13 ἡμεῖς δέ, ἄνδρες Σινωπεῖς, ἥκομεν κτλ. in Beziehung auf die vorangehende Rede der Gesandten, als wenn vorausginge: ὑμεῖς μὲν ταῦτα λέγετε, s. das. Kühners Bmrk. Vgl. 4. 6, 10. 6. 6, 12. 7. 3, 30. So wird auch ἀλλά gebraucht. Ebenso bei lebhaften oder leidenschaftlichen Fragen oder bei Ausrufungen des Unwillens, wo δέ einen Gegensatz zu einem aus dem Vorhergehenden oder Folgenden oder aus dem ganzen Zusammenhange zu ergänzenden Gedanken bildet3). *z, 123 τίς δὲ σύ ἐσσι . .; wer bist denn aber du? wo aus dem folgenden der Gedanke zu entnehmen ist: du wagst mir entgegenzutreten. *k, 82 τίς δ̓ οὗτος . . ἔρχεαι οἶος | νύκτα δἰ ὀρφναίην . .; während andere schlafen, kommst du zu mir; wer aber bist du denn, der jetzt zu mir kommt? Φ, 481. Isae. 8.24 σὺ δὲ τίς εἶ; σοὶ δὲ τί προσήκει θάπτειν; ubi v. Schoemann. X. M. 1.3.13 μωρέ, τοὺς δὲ καλοὺς οὐκ οἴει φιλοῦντας ἐνιέναι τι; in Beziehung auf die vorhergehenden Worte: ἐνίησι γάρ τι τὰ φαλάγγια κατὰ τὸ δῆγμα, s. das. Kühners Bmrk. p. 130^{2} mit den angeführten Stellen. Cy.5.1, 4 ἑώρακας δ̓, ἔφη, τὴν γυναῖκα . .; Mit grossem Nachdrucke wird δέ in der Frage wiederholt. X. vect. 5, 3 f. τί δέ . .; τί δέ . .; οἱ δέ . .; u. s. w. Dem. 21.209 δεηθέντι τῳ τῶν πολλῶν προσσχοῖεν, ἀλλ᾽ οὐκ ἂν εὐθέως εἴποιεντὸν δὲ βάσκανον, τὸν δὲ ὄλεθρον, τοῦτον δὲ ὑβρίζειν, ἀναπνεῖν δέ; eher jeder andere, dass aber der Verleumder, der Bösewicht, dass dieser sich übermütig benimmt u. s. w.! So auch häufig im Dialoge das allein stehende τί δέ; in leidenschaftlicher Frage = quid vero? doch oft auch bei einem Übergange und einer Fortsetzung der Rede = quid autem? vgl. X. M. 2.6.4 mit Kühners Bmrk. p. 245^{2}. Auch in Antworten. S. OR. 379 Oed. Κρέοντος σοῦ ταῦτα τἀξευρήματα; Tir. Κρέων δέ σοι πῆμ᾽ οὐδέν, ἀλλ᾽ αὐτὸς σὺ σοί. “Κρέων δέ tritt gleich gegensätzlich voran, da Tir. im Sinne hat σὺ σαυτῷ πῆμα εἶSchneidew. Aber auch in der Fortsetzung einer unterbrochenen Rede. *g, 200 οὗτος δ̓ αὖ Λαερτιάδης in Beziehung auf 178 οὗτός γ̓ Ἀτρείδης. 229 οὗτος δ̓ Αἴας ἐστί. — So auch wenn einer falschen Ansicht die wahre und richtige durch δέ, meistens τὸ δέ, τὰ δέ = contra entgegengestellt wird4). x, 32 ἴσκεν ἕκαστος ἀνήρ, ἐπειὴ φάσαν οὐκ ἐθέλοντα | ἄνδρα κατακτεῖναι: τὸ δὲ νήπιοι οὐκ ἐνόησαν, | ὡς δή σφιν καὶ πᾶσιν ὀλέθρου πείρατ᾽ ἐφῆπτο. Vgl. ψ, 152. P. Phaed. 87c τὸ δ̓, οἶμαι, Σιμμία, οὐχ οὕτως ἔχει. Noch deutlicher tritt diese Bedeutung hervor, wenn τὸ δὲ ἀληθές steht, wie Pl. civ. 443, c. Tim. 86, d, oder τὸ δὲ ἀληθείᾳ γε, wie Pl. leg. 731, e, oder wenn τῷ ὄντι auf τὸ δέ folgt, wie Pl. ap. 23, a. — Ebenso, wenn die Wirklichkeit der Nichtwirklichkeit durch νῦν δέ = nunc autem (§ 498, 2) entgegengesetzt wird. Pl. ap. 37, b ἐπείσθητε ἄν: νῦν δ̓ οὐ ῥᾴδιον ἐν χρόνῳ ὀλίγῳ μεγάλας διαβολὰς ἀπολύεσθαι. Vgl. 31, b. 36, a.

Anmerk. Wenn Xenophon gleich zu Anfang einiger seiner Schriften (Oecon., de re publ. Ath., Apolog.) δέ oder ἀλλά (de re publ. Lac. u. Symp.) gebraucht, so lässt sich dies teils daraus erklären, dass er eine frühere Schrift berücksichtigt, wie z. B. bei dem Symp. die Ἀπομνημονεύματα, teils daraus, dass er einen Gedanken im Sinne hatte, wie bei dem Oecon., z. B. Sokrates hat über viele Gegenstände gesprochen, ἤκουσα δέ ποτε αὐτοῦ καὶ περὶ οἰκονομίας τοιάδε διαλεγομένου, oder die Schrift bildet nur ein Bruchstück einer grösseren, wie dies bei der über die Laked. u. die Ath. Staatsverfassung der Fall zu sein scheint.(Smyth 2834)

1 Hartung I. S. 156 ff. sucht zu beweisen, dass δέ aus δίς (gleichen Stammes mit δύο) abgekürzt sei, sodass δέ eigentlich bedeute: zweitens; Bäumlein a. a. O. S. 89 leitet es aus dem Stamme δευ [root ] δυ (wie δεύ-ομαι, stehe nach, δεύ-τερος) ab, sodass δέ den Begriff eines Zweiten (Folgenden) ausdrücke; Klotz ad Devar. II. p. 355 und andere halten es für eine abgeschwächte Form von δή; J. Kvičala (Ztschr. f. d. Oesterr. Gymn. 1864. S. 315 ff.) hält δέ für identisch mit dem deiktischen δέ in οἶκόνδε, ὅδε, τοιόσδε, ἐνθάδε u. s. w. und für eine Verstümmelung eines alten adverbial gebrauchten Lokativs mit der Bdtg. da.

2 S. Hartung I. S. 171 f. Bäumlein a. a. O. S. 75.

3 Kvičala a. a. O. S. 324 nimmt δέ in diesen Fragen ganz absolut ohne alle Beziehung auf einen anderen Gedanken. Allerdings liegt diese Beziehung zuweilen sehr versteckt im Gedankenzusammenhange; aber in den meisten Stellen springt sie in die Augen.

4 S. Bäumlein S. 96 u. besonders Stallbaum ad Pl. ap. 23, a.

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