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596. I. Ellipse.

Ellipse wird die Weglassung eines logisch untergeordneten und daher minder notwendigen, gram matisch aber, d. h. zum Ausdrucke eines Begriffes oder Gedankens, notwendig zu ergänzenden Satzteils oder Satzes genannt. Der Grund der Ellipse liegt in dem Streben der Sprache die Einheit eines Satzverhältnisses oder zusammengesetzten Satzes auch in der Form auszudrücken und der Darstellung Kürze, Kraft und Lebendigkeit zu verleihen.

Der Begriff des weggelassenen Wortes kann, wie es sich von selbst versteht, nur ein ganz allgemeiner und unbestimmter sein und ist häufig in dem Begriffe des bestimmenden Wortes, wie z. B. in: αὔριον (sc. ἡμέρα), enthalten oder durch den Zusammenhang oder häufigen Gebrauch, wie z. B. in: εἰς διδασκάλου ἰέναι, gegeben. Ebenso muss auch der weggelassene Satz einen allgemeinen und daher leicht zu ergänzenden Gedanken ausdrücken.(Smyth 3022)

a) Ellipse im einfachen Satze.

Über die Ellipse des Subjekts und der Aussage εἶναι s. §§ 352 u. 354, über die Ellipse des durch ein Attributiv bestimmten Substantivs, als: ὑστεραία § 403.

In manchen Redensarten ist der bei dem Adjektive zu ergänzende Substantivbegriff in dem Verb enthalten, als: *b, 379 ἔς γε μίαν βουλεύσομεν (sc. βουλήν). Hdt. 7.62 Μῆδοι τὴν αὐτὴν ἐσταλμένοι ἐστρατεύοντο (sc. στολήν). 7, 84 τὴν αὐτὴν ἐσκευασμένοι (sc. σκευήν). S. OR. 810 οὐ μὴν ἴσην γ̓ ἔτισεν (sc. τίσιν). Lucian. D. mar. 2 ὡς βαθὺν ἐκοιμήθης (sc. ὕπνον). Eur. Herc. f. 180 τὸν καλλίνικον . . | ἐκώμασε (sc. κῶμον). 681 τὰν Ἡρακλέους καλλίνικον ἀείσω (sc. ᾠδήν). Hdt. 1.109 τὸ παιδίον κεκοσμημένον τὴν ἐπὶ θανάτῳ (sc. κόσμησιν, Baehr suppliert ὁδόν). 3, 119 συλλαβὼν δέ σφεας ἔδησε τὴν ἐπὶ θανάτῳ (sc. δέσιν), vgl. 5, 72. 3, 64 καιρίῃ ἔδοξε τετύφθαι (sc. πληγῇ). (Vgl. Aesch. Ag. 1343 πέπληγμαι καιρίαν πληγήν). X. A. 5.8.12 ἀνέκραγον, ὡς ὀλίγας παίσειεν (sc. πληγάς). S. El. 1415 παῖσον διπλῆν. OC. 544 δευτέραν ἔπαισας. Ant. 1308 ἀνταίαν ἔπαισεν. P. Symp. 185d ἐν τῇ κάτω γὰρ αὐτοῦ τὸν ἰατρὸν Ἐρυξίμαχον κατακεῖσθαι (sc. κλίνῃ). X. C. 2.4.18 προεληλυθότος . . Κυαξάρου . . τὴν πρὸς τὰ φρούρια (sc. ὁδόν). 22 ἴθι τὴν ὀρεινήν. Pl. Lach. 184, d τὴν ἐναντίαν Λάχης Νικίᾳ ἔθετο (sc. ψῆφον, nach der gewöhnlichen Redensart θέσθαι ψῆφον1).(Smyth 1027)

In dem objektiven Satzverhältnisse kann das Verb, als das untergeordnete Satzglied, ausgelassen werden. Ellipsen dieser Art finden meistenteils nur in der aufgeregten Rede, wie bei Anflehungen, Verwünschungen u. dgl., statt; die Ergänzungen sind in der Regel durch den Gebrauch gegeben, als: ἐς κόρακας, ἐς φθόρον, εἰς ὄλεθρον (sc. ἄπιθι oder ἔρρε), πρὸς δὲ γονάτων (sc. ἱκετεύω). — In den Verbindungen: μὰ τόν (τήν) ist nicht bloss der Name der Gottheit, bei der man schwören will, aus einer gewissen Scheu weggelassen, sondern auch das Verb des Schwörens. P. Gorg. 466e μὰ τὸν οὐ σύγε, ἐπεί κτλ., ubi v. Stallb.2). Vgl. Ar. R. 1374. (Smyth 1599)

Anmerk. 1. Der bestimmende Begriff kann in einem Satzverhältnisse nie ausgelassen werden. Manche Ausdrücke aber werden von den Sprachen in gewissen häufig vorkommenden Fügungen in prägnanter Bedeutung gebraucht, so dass der bestimmte Begriff zugleich den bestimmenden involviert und daher nicht mitausgedrückt wird, als: φυλάσσειν schon bei Homer in der Bedeutung: Wache halten, excubias agere. Th. 2.13 τοσοῦτοι ἐφύλασσον τὸ πρῶτον. Ähnlich φρονεῖν = σωφρονεῖν oder μέγα φρονεῖν3 4).

b) Ellipse im Satzgefüge.

In dem Satzgefüge kommen folgende Arten der grammatischen Ellipse vor:

a) Erstens kann das durch einen Relativsatz bestimmte Substantiv, wie in dem einfachen Satze das durch ein Adjektiv bestimmte Substantiv, fehlen, als: εἴη, ὅστις ἀπαγγείλειε τάχιστα Πηλείδῃ. Th. 2, 11 ἕπεσθε, ὅποι ἄν τις ἡγῆται d. i. εἰς τοῦτον τὸν τόπον, ὅποι. S. §§ 548, 1, b); 554, 3; 563, 1.

b) Zweitens fehlt zuweilen das Prädikat des Hauptsatzes vor dem Nebensatze, wie in den Verbindungen: οὐχ ὅτι, μὴ ὅτι . ., ἀλλά § 525, 3; eben so: οὐχ ὅτι in der Bedeutung: quanquam, wiewohl § 525, 4, b); in den durch ὅπως, ὅπως μή eingeleiteten Geboten und Verboten fehlt der ganze Hauptsatz, s. § 552, A. 6; ebenso bei der Entgegenstellung zweier hypothetischer Sätze, wo in der Regel der Hauptsatz des ersten ausgelassen wird (§ 577, 4, b). Nach einem Adjektivsatze wird vor dem folgenden Nebensatze oder Acc. c. Inf. ganz gewöhnlich τοῦτό ἐστι weggelassen, als: θαυμαστότατον (sc. ἐστίν), ὅτι κτλ., s. § 406, A. 9.

Anmerk. 2. Wenn in der zuletzt erwähnten Ausdrucksweise mit Weglassung der Formel τοῦτό ἐστιν, ὅτι der Satz, der davon abhängig sein sollte, als Hauptsatz ausgedrückt wird, so findet zwar eine verkürzte Redeweise statt, aber keine Ellipse, da in grammatischer Hinsicht nichts fehlt. Pl. Phaedr. 248, b οὗ δ̓ ἕνεχ᾽ πολλὴ σπουδὴ τὸ ἀληθείας ἰδεῖν πεδίον, οὗ ἐστιν, . . προσήκουσα ψυχῆς τῷ ἀρίστῳ νομὴ ἐκ τοῦ ἐκεῖ λειμῶνος τυγχάνει οὖσα, ubi v. Stallb. Wenn aber nach Weglassung dieser Formel ein Nebensatz folgt, so ist eine Ellipse anzunehmen. Ar. R. 109 ἀλλ᾽ ὧνπερ ἕνεκα τήνδε τὴν σκευὴν ἔχων | ἧλθον κατὰ σὴν μίμησιν, ἵνα μοι τοὺς ξένους | τοὺς σοὺς φράσειας, εἰ δεοίμην, i. e. τοῦτο ἦν, ἵνα κτλ. Mehr Beispiele § 406, A. 9, b).

Anmerk. 3. Viele andere elliptische Ausdrücke sind bereits früher erwähnt, s. das Sachregister über Ellipse.

1 Vgl. Bos ellips. p. 65 sqq. 385 sqq. 474, 509, 567 sqq.

2 Bos l. d. p. 184. Passow Wörterb. III. S. 104.

3 Passow a. a. O. IV. S. 2345 f. Mehlhorn de schemate ἀπὸ κοινοῦ, Glogau 1833 p. 3.

4 S. Stallbaum ad Plat. Gorg. p. 450, E.

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