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521. *kaiber kai/ vgl. Hartung I. S. 119 f., der kai/ mit dem indischen ća, das er von dem Stamme ći (colligere, cumulare) ableitet, sowie mit cu/n und cum zusammenstellt, u. Bäumlein a. a. O. S. 145 ff., dessen Erklärung ich aber nicht beistimmen kann. Brugmann, Gr. Gr.^{3} S. 543 vermutet, unter Zusammenstellung von kai/ mit koino/s, lat. co-, cum, got. ga-, als ursprünglichen Sinn: “in Verbindung damit”, “dazu”.). [Kypr. kas, ka]S. Meister, Gr. Dial. II, S. 239 u. 285.).

Die ursprüngliche Bedeutung von καί scheint die adverbiale auch gewesen zu sein, wie die des lat. et (entst. aus ἔτι, noch), also: Σωκράτης καὶ Πλάτων urspr. Sokrates, auch Platon. Aus dieser adverbialen Bedeutung entwickelte sich, indem dieselbe durch den häufigen Gebrauch abgeschwächt wurde, die des kopulativen Bindewortes = und, et. Τέ und καί bedeuten beide und, unterscheiden sich aber so, dass das erstere Zusammengehöriges verbindet und die verbundenen Begriffe oder Gedanken als eine Einheit darstellt, das letztere hingegen die verbundenen Begriffe oder Gedanken als Verschiedenes bezeichnet. Wenn Plato (Phaedr. 267, a) Τισίας Γοργίας τε sagt, so bezeichnet er die beiden, insofern sie Sophisten sind, als zusammengehörig und als eine Einheit; wenn aber gesagt wird Τισίας καὶ Γοργίας, so werden beide nur als verschiedene Personen bezeichnet. Zu bemerken ist aber, dass dieser Gebrauch des allein stehenden τέ in der Prosa sich nur vereinzelt findet (§ 519, 2 S. 242), sodass wir annehmen müssen, dass der Grieche auf der späteren Entwickelungsstufe bei der Verbindung zweier einzelner Gegenstände durch Ein Bindewort die Begriffe derselben als verschiedene und getrennte aufzufassen pflegte.

Beispiele des entweder einzelne Worte oder ganze Sätze verbindenden καί anzuführen ist überflüssig, da sie sich von Homer an überall finden; wir wollen daher nur noch einige besondere Eigentümlichkeiten in dem Gebrauche von καί anführen, die sich aus seiner ursprünglichen adverbialen Bedeutung erklären lassen. Sehr häufig hat es steigernde Kraft. X. C. 7.5.39 δ̓ ὄχλος πλείων καὶ πλείων ἐπέρρει. So hat es oft die Bedeutung von: atque (oder ac od. et) quidem, indem das angereihte Glied entweder eine Steigerung oder eine nähere Bestimmung des Vorhergehenden ausdrückt. Pl. Ap. 23, a ἀνθρωπίνη σοφία ὀλίγου τινὸς ἀξία ἐστὶ καὶ οὐδενός, ubi v. Stallb. (parvo digna ac nullo). Theaet. 173, e διάνοια ταῦτα πάντα ἡγησαμένη σμικρὰ καὶ οὐδέν. Dem. 28.1 πολλὰ καὶ μεγάλ̓ ἐψευσμένου3). Vgl. Cic. Legg. 3. 14, 32 pauci atque admodum pauci. So καὶ οὗτος, isque. X. O. 2.5 ξένους προσήκει σοι πολλοὺς δέχεσθαι, καὶ τούτους μεγαλοπρεπῶς, und zwar. Vgl. An. 2. 5, 21. Pl. Hipp. 1, 292, d; καὶ ταῦτα, idque, und zwar. X. M. 2.3.1. An. 1. 4, 12. 2. 4, 15 u. sonst. Cy. 2. 2, 16. Über καὶ ταῦτα b. d. Partizipe = obgleich s. § 486, A. 8. S. 84. Daher wird καί, wie im Lat. et, atque, oft in explikativem Sinne gebraucht, indem an ein Wort oder einen Satz ein anderes Wort oder ein anderer Satz durch καί angereiht wird, der dazu dienen soll, das vorangehende Wort oder den vorangehenden Satz durch ein anderes Wort oder durch ein Beispiel zu erklären; ein solches καί lässt sich durch nämlich oder und so übersetzen. X. A. 5.2.29 (οἱ Ἕλληνες) ψευδενέδραν ἐποιήσαντο. Καὶ ἀνὴρ Μυσὸς . . προσεποιεῖτο τοὺς πολεμίους πειρᾶσθαι λανθάνειν. Vgl. 1. 9, 6. 14. 4. 1, 19. 3, 11. 7. 1, 33. Comm. 1. 1, 74). So wird auch öfters ein Substantiv oder Substantivpronomen durch einen Zusatz mit καί näher charakterisiert. S. Ant. 95 ἀλλ̓ ἔα με καὶ τὴν ἐξ ἐμοῦ δυσβουλίαν | παθεῖν τὸ δεινόν, ubi v. Schneidew. Vgl. 573. Ai. 1147 οὕτω δὲ καὶ σὲ καὶ τὸ σὸν λάβρον στόμα | . . τάχ᾽ ἄν τις . . κατασβέσειε, lat. “te cum tuo impudenti ore.Vgl. OC. 750. Dem. 26.4 Ἀριστογείτονος τουτουὶ καὶ τῆς τούτου πονηρίας. (Ebenso mit τέ, z. B. S. Ph. 1378. OR. 905.) Ferner wird zuweilen der Teil durch Hinzufügung des Ganzen oder umgekehrt das Ganze durch Hinzufügung des Teiles mit καί (auch τὲ καί) näher bestimmt. *t, 63 Ἕκτορι μὲν καὶ Τρωσί. Vgl. *b, 49. *f, 203 ἐγχέλυές τε καὶ ἰχθύες. Aesch. Ch. 148 σὺν θεοῖσι καὶ Γῇ καὶ Δίκῃ. Eur. Or. 1647 Ἀζᾶσιν Ἀρκάσιν τε. Ar. N. 413 ἐν Ἀθηναίοις καὶ τοῖς Ἕλλησι. 1239 μὰ τὸν Δία τὸν μέγαν καὶ τοὺς θεούς. Th. 1.116 ἐπὶ Καύνου καὶ Καρίας. Vgl. 3, 33. 4, 36. 69. 7, 65. Ebenso im Lat., als: Chrysippus et Stoici Cic. Tusc. 4. 5, 9. Ut armis Darius et Persae ab Alexandro et Macedonibus vincerentur, de Divin. 1, 535). Auch in Verbindung mit Zahlen drückt καί oft eine Steigerung aus = bis, lat. atque. X. r. equ. 4, 4 ἁμάξας τέτταρας καὶ πέντε. P. Phaed. 63e καὶ (sogar) δὶς καὶ τρὶς πίνειν. Vgl. Th. 1. 82, 2.

Dieselbe Bedeutung hat καί, wenn es an der Spitze eines Fragsatzes steht, indem der Fragende mit Verwunderung die Rede eines anderen aufnimmt und aus derselben einen Schluss zieht, der die aufgestellte Behauptung in ihrer Nichtigkeit hinstellt. Eur. H. f. 297 καὶ τίς θανόντων ἦλθεν ἐξ Ἅιδου πάλιν; X. C. 4.3.11 ἀλλ᾽ εἴποι τις ἄν, ὅτι παῖδες ὄντες ἐμάνθανον. Καὶ πότερα παῖδές εἰσι φρονιμώτεροι, ὥστε μαθεῖν τὰ φραζόμενα καὶ δεικνύμενα ἄνδρες; = ac multo minus prudentes sunt. Conv. 4, 62 καὶ ὃς μάλα ἀχθεσθεὶς ἐπήρετο: Καὶ τί μοι σύνοισθα, Σ., τοιοῦτον εἰργασμένῳ; Vgl. Antiph. 5.57 ibiq. Maetzner. Isae. 1.20. 10, 13. Isocr. 12.23. 15, 218. So besonders: καὶ πῶς; Pl. Alc. 1. 134, c δύναιτο δ̓ ἄν τις μεταδιδόναι μὴ ἔχει; Καὶ πῶς; = ac minime quidem.

Auf diese Weise geht die kopulative Bedeutung von καί in die adversative über; so auch ausser der Frage, wo es zuweilen statt καίτοι zu stehen scheint. Eur. H. f. 509 ὁρᾶτέ μ̓, ὅσπερ ἦν περίβλεπτος βροτοῖς | ὀνομαστὰ πράσσων, καί μ̓ ἀφείλεθ᾽ τύχη . . ἡμέρᾳ μιᾷ. Ferner καὶ οὔ (μή) in scharfen Gegensätzen. S. OC. 1129 ἔχω γὰρ ἅχω διὰ σὲ κοὐκ ἄλλον βροτῶν. 1369. Hdt. 3.115 τὸ οὔνομα ὡς ἔστι Ἑλληνικὸν καὶ οὐκὶ βαρβαρικόν. Th. 4. 99, 1, ubi v. Poppo-Stahl. P. Prot. 337b ibiq. Stallb. Lycurg. 116 ἔργῳ καὶ οὐ λόγῳ, ubi v. Maetzner. Isocr. 7.49. Dem. 18.288 ἐμὲ ἐχειροτόνησαν καὶ οὐχ ὑμᾶς. Aeschin. 3.99 ἴδιον καὶ οὐ κοινόν. Zuweilen fast = aber nicht. S. Ant. 332 πολλὰ τὰ δεινά, κοὐδὲν ἀνθρώπου δεινότερον πέλει. — Zuweilen selbst wenn ein Komparativ hinzugefügt ist. Th. 1.74 ἐδείσατε ὑπὲρ ὑμῶν καὶ οὐχ ἡμῶν τὸ πλέον. 120 τοὺς δὲ τὴν μεσόγειαν μᾶλλον καὶ μὴ ἐν πόρῳ κατῳκημένους. Auch wird καί zuweilen gebraucht, wo man , oder, erwarten sollte, indem nicht zwei Eigenschaften zugleich einem Gegenstande erteilt werden, sondern nur eine von beiden, je nach Lage der Sache. S. Ph. 1084 πέτρας γύαλον | θερμὸν καὶ παγετῶδες. Pl. civ. 411, a τοῦ δὲ ἀναρμόστου ( ψυχή) δειλὴ καὶ ἄγροικος; feige oder roh, s. Schneider.

Endlich tritt die steigernde Kraft auch in Imperativsätzen, welche durch καί angereiht werden, hervor, sowie überhaupt in Sätzen, die eine an das Vorhergehende sich rasch und nachdrücklich anschliessende Handlung beschreiben, als: *y, 75 καί μοι δὸς τὴν χεῖρα. Bei den Rednern häufig: καί μοι λαβὲ τὸ ψήφισμα oder καί μοι ἀναγίγνωσκε τὸν ὅρκον u. dgl. *a, 584 ὣς ἄρ᾽ ἔφη καὶ ἀναί̂ξας δέπας . . μητρὶ φίλῃ ἐν χερσὶ τίθει6). So schliesst sich auch bisweilen an einen vorangehenden Satz ein anderer mit καί an, der eine aus jenem sich ergebende Folge ausdrückt. S. El. 1207 πιθοῦ λέγοντι κοὐχ ἁμαρτήσῃ ποτέ, wo wir auch sagen können: und du wirst nie irre gehen = und so wirst du u. s. w. Eur. Hipp. 931 φεῦ, χρῆν βροτοῖσι τῶν φίλων τεκμήριον | σαφές τι κεῖσθαι . . κοὐκ ἂν ἠπατώμεθα. Vgl. Eur. El. 226. Ph. 20. Eur. fr. b. Lycurg. 100 πατρίς, εἴθε πάντες οἳ ναίουσί σε | οὕτω φιλοῖεν, ὡς ἐγώ: καὶ ῥᾳδίως | οἰκοῖμεν ἄν σε κοὐδὲν ἂν πάσχοις κακόν7).

Anmerk. Über καί nach Ausdrücken der Gleichheit und Ähnlichkeit s. § 423, A. 11. S. 413.(Smyth 2869)

1 Über καί vgl. Hartung I. S. 119 f., der καί mit dem indischen ća, das er von dem Stamme ći (colligere, cumulare) ableitet, sowie mit ξύν und cum zusammenstellt, u. Bäumlein a. a. O. S. 145 ff., dessen Erklärung ich aber nicht beistimmen kann. Brugmann, Gr. Gr.^{3} S. 543 vermutet, unter Zusammenstellung von καί mit κοινός, lat. co-, cum, got. ga-, als ursprünglichen Sinn: “in Verbindung damit”, “dazu”.

2 S. Meister, Gr. Dial. II, S. 239 u. 285.

3 Vgl. Fritzsche Quaestt. Lucian. p. 9. Schoemann ad Isae. 2.38.

4 Vgl. Fritzsche Quaestt. Lucian. p. 9 sq. Kühner ad Xen. An. 1. 9, 6. Comm. 1. 1, 7. p. 53^{2}.

5 Vgl. Matthiä II. § 430. Bernhardy S. 48 f. Poppo ad Thuc. 1.116. Vol. III. 1. p. 563 et ed. Goth. p. 181 Kühner ad Cic. Tusc. 4. 5, 9. p. 353^{5}.

6 Mehr Beispiele b. Hartung I. S. 148 f.

7 S. Maetzner ad Lycurg. p. 253.

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