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530. *me/n ohne folgendes adversatives Bindewort. — *de/ ohne vorangehendes me/n.

Das auf μέν erwartete adversative Bindewort fehlt zuweilen, das adversative Gegenglied selbst aber ist vorhanden. Dieser Fall tritt ein, wenn das den Gegensatz ausdrückende Wort so beschaffen ist, dass es auch ohne ein beigefügtes δέ an und für sich schon hinlänglich denselben ankündigt, wie z. B. bei: ἐνταῦθα μέν . . ἐκεῖ und ganz gewöhnlich bei πρῶτον μέν . . ἔπειτα (εἶτα). Eur. M. 548 ἐν τῷδε δείξω πρῶτα μὲν σοφὸς γεγώς, | ἔπειτα σώφρων, εἶτα σοὶ μέγας φίλος, ubi v. Pflugk. Vgl. Hec. 357. X. M. 1.2.1. 4, 11. 7, 2. 3. 6, 2. 4. 2, 31. Antiph. 5.14, ubi v. Maetzner. Dem. 2.1. 6, 3. 9, 9. 28, 3. 18, 176. 177. P. Phaed. 89a πρῶτον μέν . ., ἔπειτα . ., ἔπειτα, ubi v. Hdrf., vgl. Men. 90, a. Symp. 181, b. Lys. 13.97. 26, 23. Ähnlich: X. C. 1.2.4 τούτων (sc. τῶν μερῶν) δ̓ ἔστιν ἓν μὲν παισίν, ἓν δὲ ἐφήβοις, ἄλλο τελείοις ἀνδράσιν, ἄλλο τοῖς ὑπὲρ τὰ στρατεύσιμα ἔτη γεγονόσι. Vgl. 8. 2, 6. — Ferner: ποτὲ μέν . . ἄλλοτε S. Ant. 366; τέως μέν . . εἶτα X. H. 2.2.17; τοῦτο μέν . . εἶτα Dem. 33.32.

Der Gegensatz selbst fehlt aber auch oft gänzlich oder scheint wenigstens zu fehlen und muss alsdann in Gedanken ergänzt werden. Dies ist namentlich der Fall bei Personal- und Demonstrativpronomen (μὲν solitarium). In diesem μέν tritt seine ursprüngliche adverbiale konfirmative Bedeutung (§ 503, 1) wieder deutlich hervor, sodass es in den meisten Fällen zweifelhaft ist, ob man es als konfirmatives Adverb (allerdings, gewiss, vero) oder als konzessive Konjunktion nehmen soll. h, 237 ξεῖνε, τὸ μέν σε πρῶτον ἐγὼν εἰρήσομαι. Th. 2. 74, 2 steht πρῶτον μέν; was demselben entspricht, folgt erst im Kap. 75 τοσαῦτα ἐπιθειάσας κτλ., s. SPoppotahl. Hdt. 3.3 λέγεται δὲ καὶ ὅδε λόγος, ἐμοὶ μὲν οὐ πιθανός, mir allerdings unwahrscheinlich (anderen vielleicht wahrscheinlich); s. Stein zu 1, 131. X. C. 2.2.10 ἐγὼ μὲν οὐκ οἶδα, vgl. 1. 4, 12. Pl. ap. 21, d ἐλογιζόμην, ὅτι τούτου μὲν τοῦ ἀνθρώπου ἐγὼ σοφώτερός εἰμι. Phaed. 58, a ταῦτα μὲν ἡμῖν ἤγγειλέ τις, ubi v. Stallb. Dem. 3.8 ἐγὼ μὲν οὐχ ὁρῶ. 8, 59 ἐκεῖνος μὲν γὰρ οὐ πολεμεῖν (φησι). 9, 15 εἰρήνην μὲν γὰρ ὠμωμόκει. S. Rehdantz Indic. zu Dem. Noch deutlicher zeigt sich das konfirmative Adverb in Ausdrücken wie οἶμαι μέν, allerdings (Pl. civ. 423, b u. s.), ἡγοῦμαι μέν, δοκῶ μέν (P. Men. 94b. Soph. 221, a. 231, d), οὐκ οἶδα μέν u. ähnl., ich glaube wohl, freilich. Eur. Or. 8 ὡς μὲν λέγουσιν, wie man allerdings sagt. X. A. 1.4.7 ἀπέπλευσαν, ὡς μὲν τοῖς πλείστοις ἐδόκουν, φιλοτιμηθέντες, wie es wenigstens schien. Pl. civ. 334, c εἰκὸς μέν. 557, c καὶ ἴσως μέν, und vielleicht allerdings, s. Schneider. Dergleichen Beispiele gehören offenbar zu § 503, obwohl man in denselben gewöhnlich das konzessive μέν mit weggelassenem Gegensatze annimmt. Aber auch hinter jedem anderen Worte kann μέν auf diese Weise stehen.

Δέ verlangt an sich nirgends notwendig ein vorhergehendes μέν; nur wenn das gegenseitige Verhältnis der Glieder zu einander bestimmt bezeichnet werden soll, wird das zweite Glied durch μέν im ersten Gliede vorbereitet. Allerdings ist in den § 527 angeführten Fällen die Setzung von μέν zur Regel geworden; jedoch von allen finden sich Beispiele, in denen μέν im ersten Gliede weggelassen ist. Der Grund der Weglassung von μέν liegt teils darin, dass der Vorstellung des Redenden bei dem ersten Gliede nicht zugleich auch das entgegengesetzte Glied vorschwebte, teils darin, dass der Redende absichtlich auf den Gegensatz nicht vorbereiten will, teils darin, dass das erste Glied einen zu schwachen Gegensatz bildet. Oftmals ist das erste Glied gar nicht ausdrücklich gesetzt, sondern muss aus dem Vorhergehenden oder aus dem ganzen Zusammenhange ergänzt werden. In der Dichtersprache wird μέν selbst da oft weggelassen, wo man es wegen des strengen Gegensatzes erwarten sollte. Hes. op. 471 f. εὐθημοσύνη γὰρ ἀρίστη | θνητοῖς ἀνθρώποις, κακοθημοσύνη δὲ κακίστη. Eur. Or. 100 ὀρθῶς ἔλεξας, οὐ φίλως δέ μοι λέγεις. 424 οὐ σοφός, ἀληθὴς δ̓ εἰς φίλους ἔφυν φίλος. 454 f. ὄνομα γάρ, ἔργον δ̓ οὐκ ἔχουσιν οἱ φίλοι, | οἱ μὴ ᾿πὶ ταῖσι συμφοραῖς ὄντες φίλοι. Aber auch in der Prosa fehlt es nicht an solchen Stellen1). Th. 1.56 Κορινθίων ἐποίκους, ἑαυτῶν δὲ ξυμμάχους. 86 πρὸς τοὺς Μήδους ἐγένοντο ἀγαθοὶ τότε, πρὸς δ̓ ἡμᾶς κακοὶ νῦν. 4, 7 Μενδαίων ἐποικίαν, πολεμίαν δὲ οὖσαν. X. A. 3.4.7 τὸ εὖρος . ., ὕψος δέ. Dem. 6.11 πάντες ἀεὶ γλίχονται λέγειν, ἀξίως δ̓ οὐδεὶς εἰπεῖν δεδύνηται. 8, 67 τῇ τῶν ὠνίων ἀφθονίᾳ λαμπροί, τῇ δ̓ ὧν προσῆκε παρασκευῇ καταγέλαστοι. 9, 19. 33. Vgl. auch § 527, Anm. 4.

Anmerk. Dass übrigens δέ auch auf andere Bindewörter bezogen werden könne, z. B. τέ, καί, u. a., sowie auf γέ, versteht sich von selbst. X. C. 4.4.3 δὲ διήκουέ τε ἡδέως πάντων ἐβούλοντο λέγειν, ἕπειτα δὲ καὶ ἐπῄνεσεν αὐτούς. Vgl. P. Menex. 235e ibiq. Stallb.(Smyth 2896)

Wir wollen nun noch folgende Erscheinungen im Gebrauche des δέ ohne vorausgehendes μέν, die wir § 527 S. 266 f. bei μέν . . δέ bemerkt haben, hervorheben.

a. Bei Wiederholung desselben oder eines gleichbedeutenden Wortes. *w, 484 ὣς Ἀχιλεὺς θάμβησεν, ἰδὼν Πρίαμον θεοειδέα: | θάμβησαν δὲ καὶ ἄλλοι. S. Ph. 633 πάντα λεκτά, πάντα δὲ τολμητά, ubi v. Schaefer. Eur. M. 98 μήτηρ κινεῖ κραδίαν, κινεῖ δὲ χόλον. 131 ἔκλυον φωνάν, ἔκλυον δὲ βοάν. H. f. 65. 67 ἔχων . . ἔχων δέ, ubi v. Pflugk. In Prosa wird μέν regelmässig weggelassen, wenn δὲ καί folgt (wodurch das Gleichgewicht beider Glieder aufgehoben wird), wie X. M. 1.1.1 ἀδικεῖ Σωκράτης . . καινὰ δαιμόνια εἰσφέρων: ἀδικεῖ δὲ καὶ τοὺς νέους διαφθείρων. Vgl. Kühner z. d. St. p. 48^{2}. Vgl. 2. 6, 22. An. 3. 1, 23; steht aber dennoch μέν, so gehört καί nicht zu δέ, sondern zu einem anderen Worte, wie X. A. 7.7.42 πλουτεῖ μὲν ὄντων φίλων πολλῶν, πλουτεῖ δὲ καὶ ἄλλων βουλομένων γενέσθαι, wo καί mit ἄλλων zu verbinden ist, s. Kühners Bmrk.

b. Wenn einem und demselben Gegenstande mehrere Attribute beigelegt werden. Hdt. 7. 8, 2 Ἀρισταγόρῃ τῷ Μιλησίῳ, δούλῳ δὲ ἡμετέρῳ. Vgl. § 520, Anm. 1. S. 243 f.

c. Bei Handlungen, die in räumlicher, zeitlicher oder kausaler Beziehung parallel nebeneinander laufen. Eur. Ph. 415 νὺξ ἦν: Ἀδράστου δ̓ ἦλθον εἰς παραστάδας.

d. Nach einem negativen Satze. Th. 4.86 οὐκ ἐπὶ κακῷ, ἐπ̓ ἐλευθερώσει δὲ τῶν Ἑλλήνων παρελήλυθα. (Smyth 2838)

1 Vgl. Poppo ad Thuc. P. III. Vol. 4. p. 130. Haacke ad Th. 1.12. Kühner ad Xen. An. 1. 7, 9. Comm. 1. 3, 15. p. 134^{2}. Frohberger, Philol. 15, 342.

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