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Gemischte Deklination.

Unter der gemischten Deklination verstehen wir diejenige, welche teils aus den bisher behandelten Deklinationen, namentlich aus der I. und II., hervorgeht, teils aber auch besondere Eigentümlichkeiten hat, indem sie einmal alle Endsilben lang und fast bei allen Wörtern perispomeniert, dann bei den Wörtern auf ους Kasusendungen hat, welche allen übrigen Deklinationen fremd sind. Diese Deklination ist maskulinisch und erstreckt sich nur auf den Singular; sie hat sich in den Dialekten entwickelt und ist dann in die hellenistische Sprache übergegangen.1) Das Zeichen des Nom. ist ς, das des Akk. ν; der Genetiv und der Vokativ haben kein Kasuszeichen; der Dativ stimmt bei denen auf ις, υς und ους mit dem Genetive überein, was thatsächlich (im Hellenistischen und auch schon vorher im Aeolischen) bei denen auf ας u. s. w. nicht minder der Fall war, trotz des geschriebenen stummen ι. Die Vokale vor dem Nominativzeichen ς sind: , η, , , ω und ου, also:

N. ᾶ-ς G. α_ D. A. ᾶν V. α_
ῆ-ς η_ ῆ-ν η_
ῖ-ς ι_ ι_ ῖν ι_
ῦ-ς υ_ υ_ ῦ-ν υ_
ῶ-ς ω_ ῶ-ν ω_
οῦ-ς οῦ οῦ οῦ-ν οῦ.

Anmerk. 1. Die biblischen Eigennamen auf ις folgen zwar auch dieser Deklination, sind aber auf den Endsilben nicht perispomeniert, als: Λευΐς, Levi, G. und D. Λευΐ, A. Λευΐν. Ebenso im (jüngeren) Aeolischen die Namen auf ης, die eigentlich nach der III. Dekl. gingen (G. εος): Ἑρμογένης -νη -νη (νηι) -νην, vgl. § 124, 1; Meister, Dial. I, 154. Auch im jüngeren Dorischen findet sich derartige Flexion: Ἀμφιχάρη Gen. Kreta Bullet. de corresp. hell. III, 432. Ἀλκαμένη das. 436; im jüngeren Arkadischen (Meister II, 109) Vokative als Ἀγαθοκλῆ, Ἀριστοφάνη.

Die Flexion der Wörter auf ᾶς stimmt ganz mit der der ersten dorischen Deklination überein, nur dass sie durchweg die Endsilbe perispomeniert; auch die derer auf ης hat sich nach der I. Dekl. gebildet, hat aber auch die Endsilben durchweg perispomeniert; die derer auf ις und υς hat im Akk. und Vok. die Endungen der III. Dekl., die derer auf ως stimmt mit der II. att. Dekl. überein, die derer auf ους hat im Gen., Akk. und Vok. die Endungen der II. kontrah. Dekl.

Anmerk. 2. Nicht wesentlich verschieden ist die böotische Deklination der abgekürzten weiblichen Namen auf ώ, die natürlich im Nom. kein ς haben, dafür aber dasselbe im Genetiv annehmen (nach Analogie der weiblichen I. Dekl.): Νιουμώ Νιουμῶ-ς Νιουμῶ-ι Νιουμώ-ν. Meister, D.-I. 270; oben § 129, Anm. 2.

Theodosius in Bekk. An. III, p. 1186 (Herodian L. II, 657) teilt die Wörter dieser Deklination in vier Klassen: a) κύρια, b) ὑποκοριστικά, c) ἐπισκώμματα, d) ἀπὸ συμβεβηκότος, als: τρεσᾶς, Ausreisser, Feigling; aber Nr. d) gehört mit unter c), und gewissermassen a) unter b), indem die Eigennamen dieser Art dem hypokoristischen, abgekürzten Typus angehören, soweit sie nicht barbarischen Ursprungs sind; die wirklich griechischen sind in der grossen Masse nachklassisch.2) Übrigens giebt es neben der gleichsilbigen Abwandelung solcher (griechischen und fremden) Eigennamen noch eine zweite, ungleichsilbige, bei der ein δ mit den Endungen der III. Dekl. an den Stamm antritt. Davon giebt schon Herodian a. a. O. die Beispiele: Βιττᾶς Βιττᾶδος, Κυρᾶς Κυρᾶδος (als ionisch, aus Hipponax?), und andere liefern die ionischen Inschriften, so die von Halikarnass Dittenb. Syll. 6, Bechtel nr. 240 (5. Jhdt.) Gen. Καρκᾶδος, Ὀλετᾶδος, Ταυσᾶδος, Σεσκῶδος, aber Akkus. Σεσκῶν, vgl. attisch Μαρικᾶς (Spottname des Hyperbolos) G. Μαρικᾶντος A. Μαρικᾶντα (Eupol. fr. 190 K.) und Μαρικᾶν (Ar. Nub. 557). In Ionien gab es eben eine Flexion auf ας, α nicht. Auf kleinasiatischen Inschr. der Kaiserzeit: G. Ἀππᾶδος, Ἑρμῆδος, Ζωσᾶδος, Διοκλῆδος, Καλλικλῆδος, Ἐπαφρᾶδος, Ἀπολλῶδος u. s. w., neben gleichsilbiger Flexion, wie Ἀππᾶ. Von Διονῦς schon Erythrae Röhl, I. G. ant. 494 Δεονῦδος. Vgl. G. Meyer, Gr. 337^{2}.

Beispiele zu den angegebenen Endungen:

a) ᾶς: πᾶς = πατήρ (entsprechend dem Fem. μᾶ = μήτηρ Aesch. Suppl. 890. 899 μᾶ Γᾶ), βᾶς = βασιλεύς, Aesch. Suppl. 892. 901 βᾶ . . Ζεῦ, vgl. Dindorf, Lex. Aesch. 55; Δᾶς (Flussname), Γρᾶς, Λᾶς, Χνᾶς, G. α_ Hdn. II, 633. 648. 668 (phönikisch, = Kanaan); Ζηνᾶς = Ζηνόδωρος, Μητρᾶς = Μητρόδωρος, Μηνᾶς, Spartaner, Thuc. 5.19. 21 = Μηνόδωρος, Θεοδᾶς = Θεόδωρος, Ἀμυνᾶς Polyb. 4. 16, 9 = Ἀμύνανδρος, Ἀλεξᾶς = Ἀλέξανδρος, Φιλητᾶς, Μασκᾶς, Fluss in Asien, G. Μασκᾶ, A. Μασκᾶν Xen. An. 1. 5, 4, Νικομᾶς = Νικόμαχος, Λεωνᾶς = Λεωνίδας, Βακχᾶς Soph. fr. 598 D. = Βακχευτάς (Dionysos),3) Κοσμᾶς, Θωμᾶς, Ἐπαφρᾶς = Ἐπαφρόδιτος, Λουκᾶς aus Lucanus, Δημᾶς, Ἀελπᾶς, Πρωτᾶς, Ἑρμᾶς, Ἰσᾶς (C. I. Att. III, 1001. 1122 u. s.) und eine Menge anderer abgekürzter Namen, die in der hellenistischen und römischen Zeit überhand nehmen (s. auch Fick, Gr. Personennamen XVI); — Schimpf- und Spottnamen, Namen niedriger Handwerker: Γονατᾶς (von γόνυ) Bein. des Antigonos Polyb. 2, 43, 10; φαγᾶς Cratin., καταφαγᾶς Aeschyl. fr. b. Pollux 6, 40. Myrtil. com. I, p. 254 Kock, Menand. fr. Meineke p. 151 (424 K.), von Phrynich. (Lob. p. 433) getadelt, da es φαγᾶς heissen müsse; κατωφαγᾶς Ar. Av. 288, κορυζᾶς (Meineke, Menand. p. 292). κερνᾶς Anthol. 7, 709 n. Meineke f. das überl. χέρνας, ὑψᾶς = ὑψαγόρας, δακνᾶς, τρεσᾶς, χεσᾶς, λαχανᾶς, πινακᾶς, σχοινᾶς, λαρυγγᾶς;4) auch einige Vogelnamen, als: κατωφαγᾶς Ar. Av. 288 (s. oben), ἐλεᾶς 302, eine Eulenart, ἐλασᾶς 886, ἀτταγᾶς Vesp. 257. Zu bemerken ist, dass die Genetive auf α_ zumal von Appellativen (ἀτταγᾶ Hd. II, 657) bei Attikern unbelegt sind (§ 105, 9); es kommen alle diese Spottnamen u. s. w. nachweislich nur im Nominativ vor.

b) ης: Δρῆς, G. , Τρῆς Choerob. Hdn. I, 402 f. II, 678; die biblischen Namen: Μωσῆς, Μανασσῆς, Ἰωσῆς; vgl. oben Anmerk. 1; G. Meyer 336^{2}.

c) ῖς: κομβῖς τοῦ κομβῖ τῷ κομβῖ, Choerob. Hdn. L. I, 107 adn., II, 666, als einzelnstehendes Wort (μονῆρες ὄνομα). Die Feminina auf ῖς haben zwar im Akk. ῖν, aber im Gen. und Dat. ῖδος, ῖδι, als Βενδῖς -ῖδος -ῖδι -ῖν, s. § 118, 4; so wird auch der weibl. Name Ἀρτεμεις d. i. -ῖς auf spät. Inschr. dekliniert sein, s. Bechtel zu Dial.-I. 3537 Bd. III, S. 236; Akk. Ἀρτεμειν Bull. de corresp. hell. 1889, 79.

d) ῦς: Διονῦς, G. und D. Διονῦ, A. Διονῦν, V. Διονῦ, Καμμῦς, D. Καμμῦ, Dem. 40.37 n. Sauppe (Hdschr. Κάμμῃ), Λαρδῦς, Κλαυσῦς, Καρδῦς Choerob. Hdn. II, 615. 625. 707, ἀπφῦς, Väterchen, Theokr. 15, 14 und 15. Akk. ἀπφῦν 13.

e) ως: hierher gehören namentl. mehrere ägyptische und persische Eigennamen, welche nach Einigen Perispomena, n. A. Oxytona, nach Herodian indes Paroxytona waren, Choerob. Hdn. II, 714 (vgl. Hdn. I, 245): ἔστι καὶ Περσικὰ ὀνόματα καὶ Αἰγύπτια εἰς ως λήγοντα, ἅτινα τὴν αὐτὴν κλίσιν ἐπιδέχονται τοῖς εἰς ως Ἀττικοῖς: οὐ (Mehlhorn: Bekk. falsch εἰ) μέντοι προπαροξύνονται κατὰ τὴν εὐθεῖαν, ὥσπερ οὐδὲ ἐν ταῖς ἄλλαις πτώσεσιν: ἔστι γὰρ Ἰναρῶς ὄνομα βασιλέως, Σπαραμιζῶς (Παραμ.) ὄνομα εὐνούχου, Σαβακῶς: . . τινὲς μὲν ὀξύνουσιν αὐτά, τινὲς δὲ περισπῶσιν: τὸ δὲ Σαβακῶς Ῥωμανὸς βαρύνει, Σαβάκως λέγων.5) Von derselben Art sind: Νεκῶς (Hdschr. auch Νεκώς, Νέκως), Σεθῶς, Φερῶς b. Herod., Μανεθῶς b. Plut., Ταμῶς b. Thuc., Xen. u. A.; ein abgekürzter griechischer Name dieser Flexion ist Ἀπολλώς = Ἀπολλώνιος.

f) ους: nur d. ägypt. Eigennamen Ἀμοῦς, A. Ἀμοῦν Her. 2, 42. Θαμοῦς, G. Θαμοῦ Pl. Phaedr. p. 274, d. und im N. T. Ἰησοῦς, G. u. D. Ἰησοῦ, A. Ἰησοῦν, V. Ἰησοῦ.(Smyth 281)

1 S. Sturz, dial. Maced. et Alexandr. p. 135—137.

2 S. Lobeck in Wolffs Analecta II, 47 ff. Prolegom. 505 f.

3 S. Lobeck ad Phryn. p. 435.

4 S. Lobeck l. d.

5 Auch Mehlhorn, Gr. § 182, Anm. stimmt für Perispomenierung dieser Eigennamen.

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