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115. Betonung der zweiten Deklination.

Grundregel. Der Accent bleibt, so lange es die Gesetze der Betonung zulassen, auf der betonten Silbe des Nominativs stehen. S. die Paradigmen. Eine Ausnahme macht der attische Vokativ ἄδελφε v. ἀδελφός, Bruder (Ammon. p. 117 aus Tryphon, der sich auf Philemon von Aixone beruft). Über das οι im Plur., das in Beziehung auf den Accent als kurz angesehen wird, s. § 79, 1.

Die Oxytona werden, wie in der I. Dekl., im Gen. u. Dat. aller drei Numeri Perispomena. S. die Paradigmen.

In der Betonung der Kontrakta kommen folgende Ausnahmen von den § 83 angeführten Gesetzen vor:

a) Dual: πλόω = πλώ, ὀστέω = ὀστώ, χρυσέω = χρυσώ, ἁπλόω = ἁπλώ, διπλόω = διπλώ (st. πλῶ, ὀστῶ, χρυσῶ, ἁπλῶ) nach der bestimmten Lehre der alten Grammatiker:1) τὸ ἐν τοῖς δυϊκοῖς ω ἀποστρέφεται τὴν περισπωμένην Arcad. 179, noch bestimmter Ioa. Alex. 14, 32 = Herodian ed. Lentz I. p. 420: τὰ εἰς λήγοντα δυϊκὰ ὀξύνεται βαρύνεται (Proparox. od. Paroxyt.), ἀπέστραπται δὲ τὴν περισπωμένην. ὀξύνεται μὲν ἀπὸ περισπωμένων καὶ ὀξυνομένων χρυσοῦς χρυσώ, καλός καλώ, κτἑ. (cf. v. Bamberg in Z. f. G.-W. 1874, p. 4).

b) die Komposita und mehrsilbigen Eigennamen, welche den Ton auf Paenultima behalten, als: περιπλόου = περίπλου (st. περιπλοῦ), εὐνόω = εὔνω (st. εὐνῶ); εὔνοοι wird εὖνοι, obwohl οι aus οοι entstanden ist und demnach lang sein müsste; die Betonung ist so, als ob der kurze Vokal ο vor den langen Vokalen in ου, , ων, οις, ους, ω, οιν ausgestossen wäre (wie das in δορυξός, βοηθός, δίπλος, δίκρος u. s. w. geschehen ist, § 113, Anm. 3—4); nie rückt aber der Ton auf Antepaenultima, also: περίπλοι, nicht πέριπλοι; jedoch das Adj. ἐπίπνους zieht den Ton zurück: P. Symp. 181c οἱ ἐκ τούτου τοῦ ἔρωτος ἔπιπνοι;

c) τὸ κάνεον = κανοῦν (st. κάνουν), Körbchen, G. κανοῦ u. s. w., also mit Ausgleichung nach dem Gen. Dat.; (wahrscheinlich gehört hierher auch das Wort ὀστεον, das zwar nach Herodian (I, 355. II, 174. II, 943) ein Paroxytonon (ὀστέον) war, nach anderen Grammatikern aber ein Proparoxytonon, wie wir aus Schol. A zu Il. ω, 793 (τινὲς ὄστεα προπαροξυτόνως, ὡς χάλκεα: ἄμεινον δὲ παροξύνειν) ersehen; denn alle anderen Wörter auf εον sind entweder Proparox., als: ὄρνεον, κάνεον, ὄστρεον, δένδρεον, oder Oxyt., als: κολεόν, ἐλεόν;2) ebenso die Adj., als: χρύσεος = χρυσοῦς u. s. w. Das Adj. δίκροος wurde von einigen Grammatikern nach Analogie von ἁπλόος paroxytoniert und in der Kontraktion ebenso behandelt, als: δικρόος = δικροῦς, δικρόου = δικροῦ;3) über ἁθροῦς ἅθρους (letzteres Tryphon wie es scheint) § 113 Anm. 3; man erklärte die Unregelmässigkeit in ἁθρόοςἅθρους daraus, dass es eig. ἄθροος lauten sollte, nun aber wenigstens in der Kontr. richtig betont werde. Aber βοηθόος, das jedoch nicht kontrahiert wird (gew. βοηθός), δορυξόος (δορυξός), δορυσσόος sind als Verbalkomp. aktiver Bedeutung unzweifelhaft Parox., weshalb auch jetzt S. OC. 1314 richtig δορυσσοῦς st. δορύσσους geschrieben wird.4)

Anmerk. 1. Die kontrahierten Verwandtschaftsnamen: ἀδελφιδοῦς, θυγατριδοῦς, υἱιδοῦς, ἀνεψιαδοῦς werden in der offenen Form als Oxytona aufgeführt, Herodian I, 10. 243. II, 329. 424. 624, so dass die Schwierigkeit entstand, wie aus -δὲός -δοῦς (d. i. δόὺς) geworden sein könne. Herodian erklärte dies aus der Analogie der übrigen Wörter auf ους, die, wenn nicht baryton, Perispomena seien.

Für die sogen. attische zweite Dekl. ist Folgendes zu bemerken:5)

Nach Herodians Lehre (vgl. auch Apollonius de pron. p. 112, 6) behielten diese Wörter in jedem Falle durch alle Kasus die Betonung des Nom., als (a) Μενέλεως -λεω u. s. w., (b) κάλως κάλω u. s. w., (c) λαγῶς λαγῶ u. s. w., (d) λεώς λεώ u. s. w. S. (Choerob.) Her. II, 715, und über λαγῶς ὀρφῶς (hellenist. λαγός, ὄρφος) I, 245. II, 626. 714; ebenda über τυφῶς ταῶς (hell. τυφών, ταών). Hingegen Tryphon (Athen. IX, 400) legte die hell. Form zu Grunde, als λαγός, κάλος, und liess in der attischen denselben Ton eintreten, also zwar κάλως κάλω, aber λαγώς λαγῶ λαγῷ λαγών, Plur. λαγῴ u. s. w. (den heteroklit. Akk. λαγῶ wie αἰδῶ). Es ist sehr möglich, dass die Grammatiker hier überhaupt nichts gewusst, sondern nur gerathen haben, weil ihnen ihre κοινή keine Belehrung bot, und es nichts weniger als feststeht, dass die alten Schriftsteller περὶ Ἀττικῆς συνηθείας hierüber etwas vollständiges mitteilten. Über ὀρφώς sagt Athen. 7. p. 315 (nach Tryphon?): τὴν μέντοι ἑνικὴν εὐθεῖαν ὀξυτόνως προφέρονται Ἀττικοί: Ἄρχιππος Ἰχθύσιν ὡς πρόκειται: τὴν δὲ γενικὴν Κρατῖνος Ὀδυσσεῦσιτέμαχος ὀρφῶ (so zu lesen st. ὀρφώ wegen des Ggs. zu d. Nom.) χλιαρόν.” Auch der Gramm. b. Herm. de emend. r. p. 451 führt λαγώς als Oxyt., ταῶς und Τυφῶς als παρὰ τοῖς παλαιοῖς περισπώμενα an, und die Aussprache ταὧς wird von Tryphon u. Seleukos b. Athen. IX, c. 57 als attisch bestätigt.

Über die Betonung des Nominativs ist Folgendes zu bemerken:

a) Die Stammwörter, als: πόθος, ὕμνος, χρόνος u. s. w., sowie auch die Derivata, welche aus einfachen Verbalstämmen mit dem Ablaute und durch Ansetzung der Endung ος gebildet sind, als: τρόπος (τρέπω), λόγος (λέγω), sind in der Regel auf der Stammsilbe betont.

Ausnahmen: Viele Konkreta sind Oxytona, als: θεός, υἱός, ναός, λαός, κριός, ἀδελφός, βοηθός, ἀρχός u. s. w.

b) Die Verbalien auf μος und τος sind Oxytona, als: χρησμός, θυμός, κωκυτός (doch πότμος, ὅρμος, ὅλμος, ὄγμος, οἶμος, πόλεμος, κόσμος, ὦμος u. a., wo eine solche Entstehung mindestens verdunkelt ist).

Anmerk. 2. Mehrere gleichlautende haben nach unterschiedener Bedeutung auch unterschiedene Betonung, als:

δῆμος, Volk, δημός, Fett; νόμος, Gesetz, νομός, Weide;
βίος, Leben, βιός, Bogen; βρότος, Blut, βροτός, Sterblicher.

c) Die Deminutive auf ισκος sind Paroxyt., als: στεφανίσκος, die auf αριον, ιδιον, υλλιον, υφιον Proparox., die auf ιον, wenn sie aus drei Kürzen oder aus mehr als drei Silben bestehen, Proparoxyt., als: μόριον (˘˘˘), mit Ausnahme von πεδίον (˘˘˘); wenn sie aber aus drei Silben bestehen, von denen die erste entweder von Natur oder durch Position lang ist (¯˘˘), Paroxyt., als: παιδίον, τεκνίον, mit Ausnahme von ἴχνιον, Spur, κώμιον, Dörfchen, ποίμνιον, Herde, ὅρκιον, Eid, φρούριον, Kastell.

d) Die Subst. auf ειον sind Properisp., als: μουσεῖον.

e) Nur wenige Neutra sind Oxytona, nämlich: ἑρπετόν, ζυγόν, πτερόν, λουτρόν, ᾠόν und die ursprünglich adjektivischen Substantive: φυτόν, βοτόν, ῥυτόν.

1 S. Göttling, Accentlehre S. 166.

2 S. ebendas. S. 234; Herodian π. μον. λέξ. II, 943 L.

3 S. Lobeck ad Phryn., p. 234.

4 S. Reisig, Commentat. crit. ad Soph. OC. p. 355.

5 Vgl. Göttling, Acc. S. 285 f.

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