[*] 41. Veränderung der Vokale durch Einwirkung eines anderen Vokales oder eines Konsonanten. Die Veränderung des Vokales durch Einwirkung eines anderen Vokales oder eines Konsonanten tritt besonders in folgenden Fällen ein: a) Die Liquidae ρ1) und λ bewirken im Aor. II. fast immer die Ablautung des ε in α (§ 37), als: τραφ-ῆναι (τραφ-ερός), τραπ-εῖν (εὐτράπ-ελος), στραφ-ῆναι, δαρ-ῆναι, σπαρ-ῆναι, φθαρ-ῆναι, κλαπ-ῆναι, σταλ-ῆναι v. τρέφ-ω, τρέπ-ω, στρέφ-ω (dor. τράφω, τράπω, στράφω, τράπω auch neuion.), δέρ-ω, σπείρ-ω σπερ, φθείρ-ω φθερ, κλέπ-τ-ω; eine Ausnahme macht λεγῆναι v. λέγ-ω, s. § 261, 2; bei den Verbis liquidis tritt diese Ablautung auch im Perf. Akt. und Med. oder Pass. und im Aor. I. P. ein, als: στέλλω (d. i. στέλ-jω), ἔ-σταλ-κα, ἔ-σταλ-μαι, ἐ-στάλ-θην, auch bei τρέπω τρέφω στρέφω im Perf. Pass., als τέτραμμαι. b) Die attische Sprache hat statt des ionischen η nach den Vokalen ε und ι und den auf ι ausgehenden Diphthongen, sowie nach der Liquida ρ langes α, als: ἰδέα, σοφία, χρεία, ἡμέρα, ἀργυρᾶ, θώρᾶξ, G. ᾶκος, Φαίᾶξ, G. ᾶκος, Ἰά̂σων, πρά̂σσω, ἐπίᾶνα, ἐπέρᾶνα u. s. w. Es findet bei έα ία eine Dissimilation der Laute statt, durch welche das Zusammentreffen gleichartiger Vokale vermieden wird; denn auch dem I-laute liegt das η näher als das α.2) Vgl. § 25 u. unten bei der Flexion. Eine andere Dissimilation fanden schon die Alten auch bei Homer in ψῆρας Il. π, 583 nb. ψαρῶν ρ, 755 (Gellius N. A. XIII, 21, 25; Lobeck, Paralip. 20; Harder, de α vocali 88). c) Die griechische Sprache vermeidet vielfach zwei υ in zwei auf einander folgenden Silben, wenn auch ein Konsonant dazwischen steht. Daher sagt sie φῖτυ, φίτυμα, φῖτυς, φιτύω v. [root ] φυ, vgl. φυ^τεύω; diese Wörter finden sich erst in attischer Zeit, wo das υ, mit dem Laute ü, dem ι ziemlich nahe stand. In älterer Zeit, wo der Laut u, war vielmehr ω ο der nächstliegende und darum zur Dissimilation verwendete Laut, so in reduplicierten Wörtern, als: κω-κύ-ειν, κόκκυξ, πορ-φύρ-α, πορ-φύρ-ειν, μορμύρειν, γογγύλος; auch wohl mit Zusatz eines ι (vgl. παιπάλη, δαίδαλος u. dgl.), als ποι-φύσσειν, schnauben, ποί-φυγμα, κοι-κύλλειν, umhergaffen, κοι-κυλίων, δοί-δυξ, Mörserkeule, ποι-πνύειν, schnaufen.3) d) Dissimilation ist es auch, wenn im Ionischen vor einem mit α beginnenden Suffixe das auslautende α des Stammes in ε übergeht: ἐδυνέ-ατο von δύναμαι, δύνεαι f. δύνα(ς)αι, ἐπίστεαι f. ἐπίστασαι, ἀναπεπτέαται f. ἀναπέπτανται, vgl. § 213 Anm. 4, § 214, 7. Im Attischen gehört hierher Ποτειδεᾶται (Inschr.) für Ποτειδα(ι)ᾶται, vgl. Blass, Ausspr.^{3} 53 f., Meisterhans 28^{2}. e) Das ε hat vor folgenden zwei Konsonanten eine starke Neigung, in ι überzugehen. So ἴσθι für ἔσθι (letzteres Hekataeus), sei; ἱστία, ἱστιῶ, Ἱστίαια dor., ion., (böot., arkad.), § 24, 2; πίτνημι — ἐπέτασα, σκίδνημι — ἐσκέδασα, κίρνημι — ἐκέρασα, κρίμνημι (falsch κρήμν.) ἐκρέμασα, πίλναμαι ἐπέλασα. So auch ἷμάτιον aus ἱσμάτιον f. ἑσμάτιον, Fick, K. Z. XXII, 116; att. Inschr. mit ι, Meisterhans 42, aber EMATION d. i. εἱμάτιον Keos, εἱμάτιον εἱματισμός dor. Inschr. von Andania; desgl. χίλιοι att. aus χίσλιοι f. χέσλιοι, aber χείλιοι ion. Inschr. Chios, ebenso böot., χέλλιοι lesb., χηλίοι strengdor., s. § 184, 1 n.; Μίλιχος att. Vasen st. Μείλιχος (μέλλιχος lesb.), Kretschmer, K. Z. XXIX, 421. f) Gegenüber der Dissimilation benachbarter Vokale zeigt sich ebenso sporadisch auch Assimilation. So steht für ε ο in att. Ἀλωποκοννήσιοι für Ἀλωπεκ., oben § 24, 1; auch wohl in ὀβολός st. ὀβελός, während es stets διωβελία ὀβελίσκος u. s. w. heisst (das.); sodann ist hie und da ι wegen eines folgenden υ (ü) gleichfalls zu υ geworden, als in ἥμυσυ ἥμυσυν, welches auf att. Inschr. bereits 378 u. in allen späteren Beispielen, auch anderweitig in Inschr. u. Papyrus erscheint, Blass, Ausspr. 40^{3}, G. Meyer 106^{2}, während in den Formen mit ε das ι bleibt, als ἡμίσεος ἡμίσε(ι)α. Meisterhans 22^{2}. S. auch oben § 9, 5. g) Der thematische Vokal der Verba barytona, sonst ε, erscheint bei anlautendem Nasal (μ, ν) der Flexionsendung in der Gestalt des dunkleren ο, als: ἐβούλευ-ο-ν, βουλεύ-ουσι (aus -οντι), βουλεύ-ο-μεν, βουλεύ-ο- νται, ἐβουλεύ-ο-μεν, ἐβουλεύ-ο-ντο, βουλεύ-ο-μαι, βουλεύ-ω-ν St. βουλεύ-ο-ντ; daher auch βουλεύω in der I. Ps., wo sonst die Endung μι antritt (Konj. βουλεύω-μι); hingegen βουλεύ-ε-ις, βουλεύ-ε-ι, βουλεύ-ε-τον, βουλεύ-ε-τε u. s. w.; so auch ἑβδ-ό-μηκοντα, dor. freilich ἑβδ-ε-μήκοντα. Vgl. § 207, 2, wo auf Analoges im Latein. u. Germanischen hingewiesen ist. Das wurzelhafte ε aber bleibt unverändert, wie in der Konjugation auf μι, als: τί-θε-μεν, τί-θε-νται u. s. w. von [root ] θε, oder wird in η gedehnt, wie in τί-θη-μι.
[*] 41. Veränderung der Vokale durch Einwirkung eines anderen Vokales oder eines Konsonanten. Die Veränderung des Vokales durch Einwirkung eines anderen Vokales oder eines Konsonanten tritt besonders in folgenden Fällen ein: a) Die Liquidae ρ1) und λ bewirken im Aor. II. fast immer die Ablautung des ε in α (§ 37), als: τραφ-ῆναι (τραφ-ερός), τραπ-εῖν (εὐτράπ-ελος), στραφ-ῆναι, δαρ-ῆναι, σπαρ-ῆναι, φθαρ-ῆναι, κλαπ-ῆναι, σταλ-ῆναι v. τρέφ-ω, τρέπ-ω, στρέφ-ω (dor. τράφω, τράπω, στράφω, τράπω auch neuion.), δέρ-ω, σπείρ-ω σπερ, φθείρ-ω φθερ, κλέπ-τ-ω; eine Ausnahme macht λεγῆναι v. λέγ-ω, s. § 261, 2; bei den Verbis liquidis tritt diese Ablautung auch im Perf. Akt. und Med. oder Pass. und im Aor. I. P. ein, als: στέλλω (d. i. στέλ-jω), ἔ-σταλ-κα, ἔ-σταλ-μαι, ἐ-στάλ-θην, auch bei τρέπω τρέφω στρέφω im Perf. Pass., als τέτραμμαι. b) Die attische Sprache hat statt des ionischen η nach den Vokalen ε und ι und den auf ι ausgehenden Diphthongen, sowie nach der Liquida ρ langes α, als: ἰδέα, σοφία, χρεία, ἡμέρα, ἀργυρᾶ, θώρᾶξ, G. ᾶκος, Φαίᾶξ, G. ᾶκος, Ἰά̂σων, πρά̂σσω, ἐπίᾶνα, ἐπέρᾶνα u. s. w. Es findet bei έα ία eine Dissimilation der Laute statt, durch welche das Zusammentreffen gleichartiger Vokale vermieden wird; denn auch dem I-laute liegt das η näher als das α.2) Vgl. § 25 u. unten bei der Flexion. Eine andere Dissimilation fanden schon die Alten auch bei Homer in ψῆρας Il. π, 583 nb. ψαρῶν ρ, 755 (Gellius N. A. XIII, 21, 25; Lobeck, Paralip. 20; Harder, de α vocali 88). c) Die griechische Sprache vermeidet vielfach zwei υ in zwei auf einander folgenden Silben, wenn auch ein Konsonant dazwischen steht. Daher sagt sie φῖτυ, φίτυμα, φῖτυς, φιτύω v. [root ] φυ, vgl. φυ^τεύω; diese Wörter finden sich erst in attischer Zeit, wo das υ, mit dem Laute ü, dem ι ziemlich nahe stand. In älterer Zeit, wo der Laut u, war vielmehr ω ο der nächstliegende und darum zur Dissimilation verwendete Laut, so in reduplicierten Wörtern, als: κω-κύ-ειν, κόκκυξ, πορ-φύρ-α, πορ-φύρ-ειν, μορμύρειν, γογγύλος; auch wohl mit Zusatz eines ι (vgl. παιπάλη, δαίδαλος u. dgl.), als ποι-φύσσειν, schnauben, ποί-φυγμα, κοι-κύλλειν, umhergaffen, κοι-κυλίων, δοί-δυξ, Mörserkeule, ποι-πνύειν, schnaufen.3) d) Dissimilation ist es auch, wenn im Ionischen vor einem mit α beginnenden Suffixe das auslautende α des Stammes in ε übergeht: ἐδυνέ-ατο von δύναμαι, δύνεαι f. δύνα(ς)αι, ἐπίστεαι f. ἐπίστασαι, ἀναπεπτέαται f. ἀναπέπτανται, vgl. § 213 Anm. 4, § 214, 7. Im Attischen gehört hierher Ποτειδεᾶται (Inschr.) für Ποτειδα(ι)ᾶται, vgl. Blass, Ausspr.^{3} 53 f., Meisterhans 28^{2}. e) Das ε hat vor folgenden zwei Konsonanten eine starke Neigung, in ι überzugehen. So ἴσθι für ἔσθι (letzteres Hekataeus), sei; ἱστία, ἱστιῶ, Ἱστίαια dor., ion., (böot., arkad.), § 24, 2; πίτνημι — ἐπέτασα, σκίδνημι — ἐσκέδασα, κίρνημι — ἐκέρασα, κρίμνημι (falsch κρήμν.) ἐκρέμασα, πίλναμαι ἐπέλασα. So auch ἷμάτιον aus ἱσμάτιον f. ἑσμάτιον, Fick, K. Z. XXII, 116; att. Inschr. mit ι, Meisterhans 42, aber EMATION d. i. εἱμάτιον Keos, εἱμάτιον εἱματισμός dor. Inschr. von Andania; desgl. χίλιοι att. aus χίσλιοι f. χέσλιοι, aber χείλιοι ion. Inschr. Chios, ebenso böot., χέλλιοι lesb., χηλίοι strengdor., s. § 184, 1 n.; Μίλιχος att. Vasen st. Μείλιχος (μέλλιχος lesb.), Kretschmer, K. Z. XXIX, 421. f) Gegenüber der Dissimilation benachbarter Vokale zeigt sich ebenso sporadisch auch Assimilation. So steht für ε ο in att. Ἀλωποκοννήσιοι für Ἀλωπεκ., oben § 24, 1; auch wohl in ὀβολός st. ὀβελός, während es stets διωβελία ὀβελίσκος u. s. w. heisst (das.); sodann ist hie und da ι wegen eines folgenden υ (ü) gleichfalls zu υ geworden, als in ἥμυσυ ἥμυσυν, welches auf att. Inschr. bereits 378 u. in allen späteren Beispielen, auch anderweitig in Inschr. u. Papyrus erscheint, Blass, Ausspr. 40^{3}, G. Meyer 106^{2}, während in den Formen mit ε das ι bleibt, als ἡμίσεος ἡμίσε(ι)α. Meisterhans 22^{2}. S. auch oben § 9, 5. g) Der thematische Vokal der Verba barytona, sonst ε, erscheint bei anlautendem Nasal (μ, ν) der Flexionsendung in der Gestalt des dunkleren ο, als: ἐβούλευ-ο-ν, βουλεύ-ουσι (aus -οντι), βουλεύ-ο-μεν, βουλεύ-ο- νται, ἐβουλεύ-ο-μεν, ἐβουλεύ-ο-ντο, βουλεύ-ο-μαι, βουλεύ-ω-ν St. βουλεύ-ο-ντ; daher auch βουλεύω in der I. Ps., wo sonst die Endung μι antritt (Konj. βουλεύω-μι); hingegen βουλεύ-ε-ις, βουλεύ-ε-ι, βουλεύ-ε-τον, βουλεύ-ε-τε u. s. w.; so auch ἑβδ-ό-μηκοντα, dor. freilich ἑβδ-ε-μήκοντα. Vgl. § 207, 2, wo auf Analoges im Latein. u. Germanischen hingewiesen ist. Das wurzelhafte ε aber bleibt unverändert, wie in der Konjugation auf μι, als: τί-θε-μεν, τί-θε-νται u. s. w. von [root ] θε, oder wird in η gedehnt, wie in τί-θη-μι.