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181. Begriff und Einteilung der Zahlwörter.

Die Zahlwörter drücken die Zahl und Quantität aus. Sie werden wie die Pronomina nach Bedeutung und Form unterschieden in Substantiv-, Adjektiv- und Adverbialnumeralien, als: τριάς, die Dreiheit, τρεῖς (ἄνδρες), drei (Männer), τρίς, dreimal.

Die Grundzahlwörter (Cardinalia, ὀνόματα ἀριθμητικά Dion. Thr. p. 636 Bk.) stehen auf die Frage: wie viel? Die vier ersten derselben und dann die runden Zahlen von 200 (διακόσιοι) bis 10 000 (μύριοι) und dessen Komposita haben Adjektivflexion; alle übrigen aber sind in der gewöhnlichen Sprache der Flexion nicht fähig. Die Tausende werden mit den Adverbialnumeralien gebildet, als: τρισχίλιοι, 3000. Die Bezeichnung der Zahl 1 ist in den verwandten Sprachen sehr verschieden; im Griech. scheint der Stamm σεν σεμ vorzuliegen, woher auch μία = σμία, vgl. latein. semel, simplex, singuli;1) δύω (δύο), Stamm δFο, sk. dvâu (Dual, St. dva), l. duo; τρεῖς, τρία, St. τρι, wie in den verwandten Sprachen; τέσσαρες s. § 187, 5; πέντε, äol. πέμπε, sk. pan[kacute]an, goth. fimf, l. quinque; ἕξ, dor. noch ϝέξ, aus σϝέξ, sk. shash, l. sex, goth. saihs; ἑπτά, sk. saptan, Zend haptan, l. septem, goth. sibun; ὀκτώ, l. octo, sk. ashtâu, goth. ahtau, lauter Dualformen; ἐννέα (d. i. ἐννέϝα), sk. navan, goth. niun, l. novem; im Griech. scheint das ε wie öfters sonst vorgesetzt (§ 44); δέκα, sk. da[cnull ]an, l. decem, goth. taihun, ahd. zehan; ϝίκατι, ϝείκατι, εἴκοσι (s. § 16, 2), sk. vi<*>[cnull ]ati, l. viginti; τριά̂κοντα, sk. tri[cnull ]at u. s. w.; ἑ-κατόν, sk. [cnull ]atam, l. centum, goth. hund; δια-κόσιοι (δϝιακ.), sk. dvê [cnull ]atê, l. du-centi u. s. w.; χίλιοι vgl. sk. sahasra (griech. Grundform § 184); μύριοι hat in den verwandten Sprachen kein entsprechendes Wort.

Anmerk. 1. Einzelne Ausnahmen bei den sonst der Abwandelung nicht fähigen Zahlwörtern sind: τριηκόντων ἐτέων Hes. Op. 696, was Spätere nachgeahmt haben: ἐκ δὲ τριηκόντων Callim. fr. 67, 2. Anth. 14. 3, 9. 123, 13; τριηκόντεσσιν Philodem. in Anth. 11. 41, 1. Aus der lesbischen Mundart wird im Et. M. 290, 49 angeführt Alc. 75 εἷς τῶν δυοκαιδέκων nach O. Müllers Besserung (st. der verkehrten Lesart εἰς τὸν δυοκαίδεκον), vgl. 33 παχέων ἀπὺ πέμπων nach desselben einleuchtender Mutmassung st. παχέων (τ᾽ ἀχέων) ἀπυπέμπων (ἀποπ.)2) Auch auf dem Lesbos benachbarten ionischen Chios (Röhl, I. gr. ant. 381) finden wir τεσσερακόντων, ἐνενηκόντων, πεντηκόντων, δέκων, doch ἐπτά als Gen. (Ἑξάσι als Dat. zu ἕξ [Baunack, Rh. Mus. 1882, 474] C. I. Gr. III, 5128, Aethiopien, spät u. barbarisch.)

Die Ordnungszahlwörter (Ordinalia, ὀνόματα τακτικά Dion. Thr. a. a. O.), welche eine Reihenfolge bezeichnen und auf die Frage: der wie vielste? (πόστος;) stehen, haben sämtlich die dreigeschlechtige Adjektivflexion: ος, η, ον und ος, , ον (nur δεύτερος, , ον). Bis 19, ausser 2, 7, 8, endigen sie auf τος und haben den Accent soweit als möglich nach dem Anfange des Wortes, von 20 an endigen sie auf στός. Dass die Endung τος (στόςSuperlativendung ist, wurde § 157, 8 bemerkt;3) πρό-τερος (von πρό), der Erste von Zweien, und δεύ-τερος (dessen Zusammenhang mit δύο nicht sicher) haben Komparativendung; τέταρτος (τέτρατος) vgl. mit dor. τέτορες; πέμπτος mit äol. πέμπε; ἕκτος steht für ἕξτος (sextus), vgl. ἐκ für ἐξ, ἑκκαίδεκα; ἕβδομος, aus ἕπτμος mit Erweichung des πτ vor μ und nachfolgender Vokalentfaltung entstanden, hat die Superlativendung μος, wie im Sanskr. mas und im Lat. mus: sk. sapta-mas, lat. septimus; ὄγδο-ος scheint mit dem Suffixe ϝος gebildet (ὄγδ-ϝος), vgl. lat. octavus; die Erweichung des κτ in γδ muss mit dem Digamma zusammenhängen; das ς des στός in εἰκοστός u. s. w. ist aus τ hervorgegangen (ϝίκατι), während von ἑκατοστός ab einfach die Analogie der vorhergehenden massgebend war. Die adverbialischen Ordnungszahlwörter, welche ebenfalls eine Reihenfolge bezeichnen, werden durch das Neutrum Sing. oder Plur. mit oder ohne Artikel ausgedrückt, als: πρῶτον, τὸ πρῶτον, πρῶτα, τὰ πρῶτα; auch mit Adverbialendung ως, jedoch ausser bei Philosophen (Plat., Aristot. u. A.) nur bei Späteren.4)

Die Zahladverbien (ἐπιρρήματα ἀριθμοῦ δηλωτικά, Dion. Thr. p. 641) auf die Frage: wie vielmal? sind, mit Ausnahme der drei ersten, aus den Grundzahlwörtern mit der Endung α?́κις, welche nach Wegwerfung des Endvokals angesetzt wird, gebildet, als: πεντάκις, fünfmal; aber ἑκατοντάκις.

Die Vervielfachungszahlwörter (Multiplicativa) auf die Frage: wie vielfach? wie vielfältig? sind sämtlich Komposita mit πλοῦς, und Adjektive dreier Endungen: οῦς, , οῦν, (§ 113): ἁπλοῦς, , οῦν, einfach, διπλοῦς (2), τριπλοῦς (3), τετραπλοῦς (4), πενταπλοῦς (5), ἑξαπλοῦς (6), ἑπταπλοῦς (7), δεκαπλοῦς (10); weitere leicht zu bilden, aber kaum zu belegen. Ihnen nahe stehen die Verhältniszahlwörter (Proportionalia), auf die Frage: um wie vielmal genommen? oder wie vielmal so gross? ebenfalls sämtlich Komposita mit der dreigeschlechtigen Endung πλα?́σιος, ίᾶ, ιον; διπλάσιος, doppelt so gross als ein Anderes, das als Einheit genommen wird, τριπλάσιος (3), τετραπλάσιος (4), πενταπλάσιος (5), ἑξαπλάσιος (6), ἑπταπλάσιος (7), ὀκταπλάσιος (8), ἐννεαπλάσιος (9), δεκαπλάσιος (10), ἑκατονταπλάσιος (100), χιλιοπλάσιος (1000), μυριοπλάσιος (10 000); darnach πολλαπλάσιος, ποσαπλάσιος u. s. w.; später mit der Endung: -πλασίων, ον, als: διπλασίων (Lob. Phryn. p. 411); ἑκατονταπλασίων steht schon Xen. Oec. 2, 3.5) Eine seltenere, besonders im ionischen Dialekte gebräuchliche Endung ist -φάσιος, als: διφάσιος, zweifach d. i. zweifach geteilt, Plur. fast = δύο;6) dazu kommen für 2 und 3 δισσός (att. διττός, ion. διξός), zweifach, τρισσός (τριττός, τριξός), wohl aus δίχα, τρίχα gebildet, wovon der Plural ebenfalls bei Dichtern und alten Prosaikern synonym mit δύο bezw. τρεῖς gebraucht wird; Homer hat auch διχθάδιος von διχθά = δίχα; Aristoteles (nach διξός) τετραξός, πενταξός.7) Die adverbialischen Vervielfachungszahlwörter werden aus den Grundzahlwörtern mit der Endung χα (Homer χθα) oder χῇ und χῶς (Herodot χοῦ) gebildet, als: μοναχῇ, δίχα, διχῇ (zwiefach geteilt, in zwiefacher Weise), τριχῇ (dor. διχᾷ, τριχᾷ), τέτραχα, πένταχα, πενταχῇ, πενταχῶς, ἑξαχῇ u. s. w., bei Herodot διχοῦ, τριχοῦ, πενταχοῦ.

Die Substantivnumeralien, welche den abstrakten Begriff der Zahl, daneben auch das Datum des Monats (τετράς der 4., εἰκάς der 20.) ausdrücken, werden zumeist aus den Grundzahlwörtern, mit der Endung άς, Gen. άδ-ος, gebildet: μονάς (von μόνος, allein), seltener ἑνάς, die Einheit, δυάς, Zweiheit, τριάς, Dreiheit, τετράς (4), πεμπάς (πεντάς Spät.; πεμπτάς falsche Schreibart) (5), ἑξάς (6), ἑπτάς, häufiger ἑβδομάς (7), ὀκτάς, ὀγδοάς (8), ἐννεάς (9), δεκάς (10), ἑνδεκάς (11), δωδεκάς (12) u. s. f., εἰκάς (20), τριᾶκάς (30), τετταρακοντάς (40), πεντηκοντάς (50), ἑκατοντάς (100), χιλιάς (1000), μυριάς (10 000), δύο μυριάδες (20 000) u. s. w. Über die Betonung χιλιαδῶν u. s. w. s. § 134, 1, e). S. 484. Dazu mit anderweitiger Bildung: τριττύς, τετρακτύς, πεντηκοστύς, ἑκατοστύς, χιλιοστύς, μυριοστύς, Gen. ύος; τριττύς bezeichnet in Athen das Dritteil einer Phyle; πεντηκοστύς u. s. w. sind im Kriegswesen üblich. Für χιλιοστύς ist in dem äol. Methymna die Form χέλληστυς, auf Samos und in Ephesos χιλιαστύς, beides mit politischer Bedeutung.8)

Anmerk. 2. Eine ganz eigentümliche Art von Zahlwörtern hat die griech. Sprache, welche, von den Ordnungszahlwörtern abgeleitet, die Endung αῖος haben und gewöhnlich auf die Frage: am wie vielsten Tage? stehen, als: δευτεραῖος, τριταῖος, τεταρταῖος, πεμπταῖος, ἑκταῖος, ἑβδομαῖος, ὀγδοαῖος, ἐναταῖος, δεκαταῖος u. s. w., z. B. δευτεραῖος ἐκ τοῦ Ἀθηναίων ἄστεος ἦν ἐν Σπάρτῃ Hdt. 6.106, d. h. am zweiten Tage, πεμπταῖοι ἀφίκοντο, am fünften Tage, schon bei Hom. πεμπταῖοι δ̓ Αἴγυπτον ἱκόμεσθα Od. ξ, 257, dann besonders häufig bei den Historikern. Man sagt auch δευτεραία, der 2. Tag, so τῇ δευτεραίῃ ἦλθεν Hdt. 4.113; att. oft προτεραία, ὑστεραία; ἡμέρα wird dabei weggelassen. Übrigens findet sich die Endung αῖος auch bei anderen eine Zeit angebenden Adjektiven, als σκοταῖοι προσιόντες Xen. An. 2. 2, 17 = per noctis tenebras. S. die Wortbildung.

Anmerk. 3. Distributive Zahlwörter, welche die lateinische Sprache hat, fehlen der griechischen, welche dafür die Präpositionen ἀνά, εἰς, κατά mit dem Akk. der Cardinalia gebraucht, als: ἀνὰ δέκα ἀφίκοντο, deni venerunt, καθ᾽ ἕνα (ἕν), singuli, a, εἰς τέτταρας, quaterni; auch finden sich die Komposita mit σύν: σύνδυο (σὺν δύο), bini, ae, a, σύντρεις, σύντρια (σὺν τρεῖς, σὺν τρία), terni, ae, a, schon Od. i, 429 σύντρεις αἰνύμενος. h. Ven. 74 σύνδυο. Pind. P. 3, 81. Hdt. 4.66. Xen. An. 6. 3, 2. Plat. leg. 12. 962, e. συνεκκαίδεκα (besser Christ σὺν ἓξ καὶ δέκα, zu sechs und gar zu zehn) Dem. 18.104. Davon sind solche Beispiele zu unterscheiden, in welchen dies σὺν die σὺν die Bedeutung von zusammen hat, wie ξυνεείκοσι Od. c, 98. σύνδυο Plat. Hipp. mai. 282, e. συνδώδεκα Eur. Troad. 1076.9)

Anmerk. 4. Ausser den angeführten eigentlichen Zahlwörtern giebt es noch eine andere Klasse von Wörtern, welche nicht, wie jene, eine bestimmte Zahl ausdrücken, sondern entweder eine unbestimmte Zahl oder eine unbestimmte Quantität, als: ἔνιοι, einige, πάντες, alle, πάντα, Alles, πολλοί, viele, πολλά, Vieles, ὀλίγοι, wenige, ὀλίγον, ὀλίγα, Weniges. Diese Wörter werden besser bei den Adjektiven belassen.(Smyth 347)

1 S. (Bopp, V. G. § 308; Schleicher, Comp. II^{2}, S. 495) L. Meyer, K. Zeitschr. V, 161 ff., VIII, 129 ff. 161 ff., Gramm. 2, 417; Curtius, Et.^{5} 392.

2 S. Ahrens, Dial. I, p. 128 und 245; Meister, Dial. l, 170.

3 Vgl. Foerstemann de compar. el superl. l. Gr. et Lat. p. 16 sqq.

4 S. Lobeck ad Phryn. p. 311 sq.

5 Vgl. zu ἀξιόχρεως ἀξιοχρείων in ἀξιοχρείονα Inschr. Delphi, Bull. de corr. hell. V, 157, Dittenb. Syll. 233, Z. 35.

6 S. Koen. ad Greg. Cor. p. 527.

7 Vgl. über diese u. die weiterhin zu erwähnenden Bildungen J. Baunack, K. Z. XXV, 244 ff.

8 Joh. Baunack, K. Z. XXV, 249 ff.

9 S. Matthiae, A. G. I, § 141, A. 4; Passow, Wörterb. unter σύνδυο, σύντρεις.

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