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22. Spiritus asper und lenis.Vgl. Giese, Aeol. D. 218 ff.; Curtius, Et.^{5} 683 ff.; Alb. Thumb, d. Spir. asp. im Gr., Strassburg 1889.

Der Spiritus asper ist, soweit er überhaupt eine etymologische Begründung hat (vgl. unten 11), aus dem Spiranten ς, sowie vereinzelt aus den Halbvokalen ϝ und j hervorgegangen. (S. §§ 15, 1; 16, 3, a, δ; 20, d.) Sowie aber die griechische Sprache eine grosse Abneigung gegen die eben genannten Laute hatte, so sehen wir, dass auch der Spiritus asper selbst vielfach weichen und in den Spiritus lenis übergehen musste. Diese Erscheinung zeigt sich in den Dialekten von der frühesten Zeit ab, bis zuletzt der Spiritus asper in der Kaiserzeit auch aus der Gemeinsprache allmählich verschwand, wie er denn im Neugriechischen gänzlich fehlt. Schon bei Homer tritt bei mehreren Wörtern gleicher Abstammung ein Schwanken zwischen dem Asper und Lenis hervor, s. Nr. 8.

Der lesbische Aeolismus2) entbehrt von den frühesten bekannten Zeiten an des rauhen Hauches, wie die Grammatiker lehren3) und die Inschriften bestätigen. Beispiele aus den letzteren sind: κατεστακόντων, μετ᾽ Ἠρακλείτω, κατείρωσις d. i. κατῖρ. = καθιέρωσις, κατιδρύσει; ferner aus den in Steinschrift erhaltenen Epigrammen der Balbilla: τ̓ὀ, κὠ, κὦσς᾿, τ᾽ ὄς᾿, τότ᾽ ἄλις. Ahrens irrte, wenn er ein Grammatikerzeugnis4) dahin deutete, dass die Aeolier nur ἐν ταῖς ἰδίαις λέξεσιν (den speziell äolischen Worten) keinen Asper gehabt hätten, und sich nun um die Aufstellung von Gesetzen und Regeln bemühte, nach denen der Asper bald gefehlt hätte, bald nicht. Was in den Fragmenten der äolischen Dichter sich Entgegengesetztes zeigt, muss korrigiert werden (das alte Berliner Sappho - Fragment hat ΟΥΚὈΥΤΩ); was auf Inschriften der alexandrinischen und römischen Zeit, gehört mit zu den vielen Verfälschungen durch die κοινή.

Anmerk. Nach den alten Grammatikern haben die Aeolier auch bei ρ, ρρ die Psilose angewandt.

Hingegen haben die anderen äolischen Mundarten, das Böotische und Thessalische, den Spiritus asper gehabt. Für das erstere5) bezeugen dies zahlreiche Belege auf Inschriften, als ΗΑΓΕΣΑΝΔΡΟΣ, ΗΙΣΜΕΝΙΟΙ (in diesen Namen von Ἱσμηνο-, als Ἱσμείνα, Ἱσσμεινίας u. s. w., steht immer der Asper [ausser der verdächtigen Inschr. D. I. 698], so auch eine korinthische Vase ΗΥΣΜΕΝΑ, während wir bei den Attikern Ἰσμήνη, Ἰσμηνίας schreiben, ohne Grund und Beweis); auch die Grammatiker reden bei diesem Dialekte von einem Asper (s. über ἱών unten § 160). Über anlautendes υ s. unten 11; Ἀρίαρτος ist die echte einheimische Form für Ἁλίαρτος. — Das Thessalische weist in den Inschriften καθ᾽ ἱδδίαν u. s. w. auf.6)

Die dorischen Mundarten haben nicht alle den Asper, die meisten indes wenden ihn an, wenn auch mit einigen Eigentümlichkeiten.7) Auf den herakleischen Tafeln, die trotz des im übrigen ionischen Alphabets doch die Zeichen ϝ und [rpress] bewahrt haben, findet sich der Asper im ganzen wie in der gewöhnlichen Sprache, auch mit der Verwandlung der Tenuis in die Aspirata, als: , , οἷος, ὅσος, ὡς, ἅμα, ἁμές (= ἡμεῖς), ἕκαστος, ἑκάτερος, ἱαρός (= ἱερός), ὁρᾶν, ἔφορος, ἐφορεύω, ὕδωρ, ὑπό, ὑπέρ u. s. w.; ἕργω (aus Fέργω entst.) wie im Att., ἀφέργω, ἐφέργω; auch in der Mitte des Wortes (in den Kompositis) ist er fast stets hinzugefügt (ausser wo die Tenuis in die Aspirata verwandelt ist, s. § 23, 3), als: ἀνἑλόμενος (neben ποθέλωνται), συνἕργω; — aber Asper st. d. Lenis: ἁκροσκιρίαι Ι, 65. 71 (so καθ᾽ ἅκρον Korkyra Dial.-Inschr. 3204), ἅρνησις *i, 156, ὁκτώ, ἑννέα (nach ἑπτά), οἱσόντι (= οἴσουσι) Ι, 150 (in ἵσος Ι, 175 ist der Asper Vertreter des ϝ, ϝίσος, aber ἴσος Ι, 149. 170); [rpress]ιάσων bietet eine Vase (Thumb p. 10); hingegen Lenis statt des Asper: ὄρος mit den Derivatis (aber ΗΟΡFΟΣ Korkyra), ἀλία (Versammlung), ἀμαξιτός wie Homer (att. ἁμαξ., arkad. παρ-αμαξεύη ohne Θ geschrieben); über Fέξ st. ἕξ s. § 16, 2 a).

Der lakonische Dialekt bietet zahlreiche Beispiele des (in den älteren Inschriften) als H geschriebenen Asper, im Anlaut wie auch im Inlaut (vgl. § 23, 2). Darnach ist falsch unsere Schreibung Ἀγησίλαος (Inschr. Ηαγηἵστρατος, Ηαγησιλα-, Papyrus des Alkman Ἁγησιχόρα, aber Ἀγιδώ); dagegen ἀνιοχίων Inschr. des Damonon für ἡνιοχῶν; auch eine korinth. Vase (Dial.-Inschr. 3151) Ἀνιοχίδας; ὥιτ̓ ἄλιον Alkman Papyrusfr. Col. II, 7. Umgekehrt Ὁπωρίς eine wahrscheinlich lakonische Inschrift, Röhl, J. Gr. ant. nr. 61, vgl. χὠπάραν d. i. καὶ ὀπώραν Alkm. fr. 76. Auf Alkman wird sich gleichwohl beziehen, was Apollonius synt. 335, b bemerkt, dassunzählige Maleim Dorischen der Spiritus bei der Synalöphe vernachlässigt werde, unter Anführung von Beispielen wie κὠ, κἀ; Bergk meint dies auf alte Schreibungen ΚΗΟ, ΚΗΑ zurückführen zu können (Lyr. III^{4} p. 697), wie sich in der That Dial.-Inschr. 3170 (Phleius) Α]ΙΤΗΟΡ [koopa ] ΟΝ findet. Ausserdem verzeichnen wir noch folgende dorische Beispiele des Asper st. des Lenis oder des Lenis st. des Asper: a) ἐφακείσθων u. ἐφακεῖσθαι (v. ἀκεῖσθαι) Delph. 1688, 37. 41; καθ᾽ ἑνιαυτόν Ther. 2448, VI, 25; κασάνεις b. Hesych. lak. st. καθάνεις v. ἅνω, vgl. att. ἁνύω st. ἀνύω; ἐγκαθιδών (Spir. st. Dig.) und πένθ̓ἕτη Epidauros; ἕστε st. ἔστε Theokr. 1, 6. 6, 32. 7, 67 n. Ahrens; — b) auf einer alten argiv. Inschr. Röhl 30 steht der Artikel Ηο, aber Ἰπομεδον (= Ἱππομέδων), vgl. tarent. ἴκκος = ἵππος, equus; das. nr. 37 οπλίταν; auf e. theräisch. Inschr. Röhl 438 Ιαρον (= Ἱάρων), aber Ἱάρων auf d. Helme des Hiero, Röhl 510; ἱαρός auf d. herakl. Taf. u. auf lak. Inschr. R. 14, 38, 39^{a}, 39^{b} u. s. w. (arkad. ἱερομνάμων u. s. w.); doch auch megar. ἐπ᾽ ἰαρεῦς D.-I. 3025 oft Rhodos, s. Thumb S. 24, Akarnanien (das. 39); ferner Ἀρμονόα Ambrakia Röhl 331 (vgl. Ἀρμοξίδαμος Petilia das. 544); in Messene Cauer, Del.^{2} 47 κατ᾽ ἀμέραν (Z. 102), vgl. lokr. αμάρα D.-I. 1478, 1479, desgl. arkad. Bull. de corr. hell. 1889, 281, Z. 9, 13, 16, ἐπάμερος, πεμπάμερος Pind., episch ἦμαρ; mess. das. (Z. 55, 116) κατεσταμένοι, womit Thumb S. 12 das gew. ἔσταλκα neben seltenerem ἕσταλκα vergleicht; vereinzelt Kalymna C. I. Gr. 2671 μετ᾽ ομονοίας; Epidaur. Ἐφ. ἀρχ. 1885, 65 ff. (D.-I. 3342), Z. 26 κ̓ἀμῶν.8

Von den dorischen Mundarten hat das Kretische von alter Zeit her den Asper ganz eingebüsst, wenn auch dies sich nicht auf alle Städte gleichmässig erstreckt; in Hierapytna wenigstens wurde, wie Herodian zu Od. γ, 444 aus der Schrift eines von dort gebürtigen Grammatikers anführt, noch späterhin αἱμνίον mit Asper gesprochen. In den ältesten Inschriften, die wir aus Kreta haben, wie den gortynischen Tafeln, findet sich das H entweder überhaupt nicht, oder nur in vokalischer Geltung; auch in der Synalöphe bleibt die Tenuis. Vgl. Thumb S. 24 ff. Ferner ist in den altlokrischen Inschr. zwar das H als Spiritus gebraucht, aber der Hauch äussert in der Synalöphe keine Wirkung; er möchte also dem Erlöschen nahe gewesen sein (das. 39). Hierzu stimmt, dass in der dem Lokrischen nahe verwandten eleischen Mundart, wie die alten olympischen Inschr. beweisen, der Hauch von alters her nicht mehr vorhanden war (das. 32 f.). Im Arkadischen dagegen ist Spiritus asper gewesen (Meister, Dial. II, 103; hervorzuheben Ἀγεμώ = Ἡγεμόνη; auf der Inschr. von Tegea, Bull. de corr. a. a. O. (oben 5) ἀμέρα s. o.; einmal Ηάν = ἄν Z. 9, doch ἄν 5; ὄτι 5, 9, ΟΣ = ὅς od. ὡς 9, παρΗεταξαμένος 20), während das mit dem Arkadischen so nahe verwandte Kyprische ihn nicht schreibt und ein h wie es scheint erst aus s neu entwickelt hat (das. 240 ff.).

Mit dem asiatischen Aeolismus stimmt in betreff der Psilosis auch die neuionische Mundart Asiens überein.9) Aber auch schon in dem alten Ionismus Homers zeigen sich ziemlich viele Spuren der Psilose, indem aspirierte Wörter in gewissen Formen den Asper in den Lenis übergehen lassen.10) Übrigens ist zu beachten, dass mehrere Wörter, die in unserem Texte mit dem Asper anlauten, bei Homer mit dem ϝ anlauteten, als: ἁνδάνω, ἕκηλος, und ferner, dass die Setzung von Spir. asper oder lenis in diesen Gedichten von den Grammatikern herrührt, die nur in den Fällen von Synalöphe hie und da einen handschriftlich überlieferten Anhalt hatten, übrigens aber entweder nach Analogien entschieden, oder darnach, ob ein Wort etwa aus diesem oder jenem Dialekte zu stammen schien. Einzelnes: ἁθρόος Aristarch u. Herodian wie att. (La Roche, Hom. Textkr. 180); desgl. ἁραιός (aber ἀραῖος), das. 201; andere schrieben ἀθρόος, ἀραιός; Streit war auch über ἅδηνἄδην ἄδδην, ἁδινόςἀδινός (das. 178 ff.). Den Lenis hat ἠέλιος (lak. ἄλιος oben 5, ὑπ᾽ ἀλίωι Korkyr. C. J. Gr. 1907 = Kaibel, Epigr. 185); ἀλέη Sonnenwärme, att. ἁλέα εἵλη; ἤμβροτον ἀβροτάζω nb. ἁμαρτάνω (ἀμβρότην äol.); von ἅλλομαι lautet der Aor. II. M. α<*>῀λσο (ἄλσο), ἆλτο, ἄλτο (ἐπᾶλτο Il. φ, 140), ἄλμενος; ἐπ̓ ἄμαξαν Il. m, 448, κατ᾽ ἀμαξιτόν χ, 146 (La Roche 187), att. θἀμάξιον Eust. 1387, 1011; neben ἅμα ἄμυδιςol.) sehr oft; ἄμμες (= ἡμεῖς), ἄμμε (= ἡμᾶς), ἄμμιν) (= ἡμῖν), desgl. äol.; neben ἁνδάνω (ϝσανδάνωἦδος (als äolisch, La Roche 270, doch Tryphon ἧδος); neben ἕκηλος (ϝέκηλος) εὔκηλος (aus ἐϝέκηλος, s. § 18); neben Ἑωσφόρος ἠώς, neben ἡμέρη ἦμαρ; — neben ἱδρώς ἴδιον (Impf. v. ἰδίω) Od. u, 204; ἴρηξ (Spitzner ad Il. o, 237, ς, 616); ἴστωρ (ϝίστωρ) Spitzner ad Il. s, 501; ἐπίστιον Od. θ, 250; — neben ὁμοῦ ὄ-αρ, ὀ-αρ-ίζειν, ὀ-αρ-ιστύς, ὀ-αριστής, ὄ-θριξ, οἰ-έτης (d. i. ὀ-ϝέτηςIl. b, 765, ὄ-πατρος; neben ὁδός οὐδός, , Weg, Od. r, 196, αὐτόδιον, selbigen Weges, θ, 449; st. ὅλος (sk. sarvas = omnis, altlat. sollus) οὖλος; οὖρος, Grenze, st. ὅρος. — Bei den nachfolgenden Epikern findet sich: Hymn. Cer. 88, Hes. Sc. 341 ὑπ̓ ὀμοκλῆς st. ὑφ᾽ ὁμ.; Hes. Th. 830 u. Hymn. Hom. 27, 18 ὄπ᾽ ἰεῖσαι st. ὄφ᾽ ἱεῖσαι (s. Goettling ad Hes.); Hes. Op. 559 τὤμισυ st. θὤμισυ v. τὸ ἥμισυ, ἐπ Ηφαίστοιο θύρῃσιν ein Dichter bei Hdn. II, 839, mit besonderer Entschuldigung.

Dass in dem neueren Ionismus, wie er in Herodot und andern ionischen Prosaikern (ausser Hippokrates,12) Renner, Curtius Stud. I, 1, 151, Littré, Hipp. I, 494 f., 499) vorliegt, der Asper nicht mehr vorhanden gewesen sei, sieht man daraus, dass er auf eine vorangehende Tenuis mit nur sehr wenigen Ausnahmen in Kompositis, die wir anführen werden, keine Wirkung äussert, als: οὐκ ὁμολογέουσι Her. 1, 5, ἀπαμμένους 2. 121, 4, ἐπέδρης 1, 17, ἐπέδρην 5, 65 (aber ἔφεδρον 5, 41, ἀφεῖτο 8, 49, was man beides ändert; doch 7, 193 ἐντεῦθεν γὰρ ἔμελλον ὑδρευσάμενοι ἐς τὸ πέλαγος ἀφήσειν, ἐπὶ τούτου δὲ τῷ χώρῳ οὔνομα γέγονε Ἀφέται scheint ἀφήσειν notwendig wegen Ἀφέται, das Herodot stets so schreibt), κατύπερθε 2, 5, κατάπερ 1, 118, 131, 169, κατά (st. καθ᾽ ) 1, 208 (aber 9, 82 κατὰ ταυτὰ καθώς, pariter ac, wofür Dind. κατώς, Bred. S. 93 κατά d. i. καθ᾽ , Schäfer καὶ, Stein ὡς καὶ lesen will, aber Athen. IV. 138 c hat auch καθώς), κατίσαι 2. 121, 5 (aber μέθες 1, 37, καθεύδει 2, 95, καθεύδουσι 4, 25 in den codd.). Die Komposita, namentlich die alten und festen, haben immerhin ihre Ausnahmestellung; denn auch in Elis finden wir ποθελομένω, und auf ionischen Inschriften καθημένου (Teos), κάθοδον (Halikarn.), μεθέληι (Chios), dagegen πέντ᾽ ἠμέρηισιν (Chios), ἀπ᾽ ἐκάστου (Milet), indem mit dem Verluste des Spiritus von ὁδός, ἕληι nicht notwendig die Ersetzung des θ durch τ in den Kompositis verbunden war. Die handschriftliche, von uns fortgepflanzte Schreibung des Asper bei Herodot ist widersinnig und sollte aufgegeben werden.13

Betreffs des Ionismus der westlicheren Inseln im ägäischen Meere liegt die Sache wesentlich anders. Euböa hatte den Spiritus so gut wie Attika, wie die Inschriften beweisen. Für den Parier Archilochos bezeugt Athenäus III, 107, f die Schreibung ἐφ᾽ ἥπατι (fr. 131^{4} Bgk.), aus welcher er den Asper von ἧπαρ erweisen will; auch die sonstigen Fragmente stimmen dazu, nur 70 ἐπ̓ (v. l. ἐφ̓) ημέρην, 115 ἐπ᾽ ήβης. Vgl. Fick Bzz. Btr. XI, 246 f. Die Inschr. der Kykladen bewahren gleichfalls Zeugnisse des Asper: Delos und Naxos , ἑκηβόλωι mit H, Keos ἐφ[ίστια], Amorgos Ἱπποκράτης, Ἱπποκλῆς, Siphnos ἱερόν.

Der Atticismus bildet zu dem Aeolismus und zu dem Ionismus Asiens einen strengen Gegensatz, indem er eine grosse Vorliebe für die Aspiration hat. So haben mehrere Wörter im Attischen den Asper, die in anderen Dialekten (oder in der κοινή) den Lenis haben, als: ἁνύω, ἁνύτω nach der Vorschrift der alten Grammatiker,14) doch steht Eur. Bacch. 1100 οὐκ ἤνυτον; ebenso verhält es sich mit ἁθρόος, Moschop. p. 33 Titz. Eustath. p. 1387, 7 (Herodian. I, 538 L.) u. ἁθροίζω (daher hat b. Dem. 27.35 Dind. für οὐκ ἄθρουν οὐχ ἅθρουν hergestellt), mit ἅδην,15) ἁμίς, ἁλέα, ἁλεαίνω, ἁλύω, ἅρκυς (Eustath. ad Od. 1535, 20), ἅθυρμα (Moeris p. 5), ἁμόθεν (alicunde), ἁμοῦ u. s. w., ἅσμενος (zu ἥδομαι; Usener N. Jahrb, 1865, 255 nach Bodl. u. Par. A des Plat.),16) αὗος, αὕω, αὑαίνω (Ar. Eq. 394 ἀφαύει, Eccl. 146 ἀφαυανθήσομαι), εἱρκτή εἱρχθῆναι (Herodian I, 538 L.), ἕνη s. Passow Lex., u. a. m. Die altattischen Inschriften (Meisterhans, Gr. d. att. Inschr. 65^{2} ff.) zeigen zwar keine Konstanz in der Setzung des H, welches vielmehr oft genug fehlt, sie setzen den Spiritus zuweilen auch da, wo die geregelte Sprache ihn wegen eines h in der folgenden Silbe weglässt, als ἕχω, ἱσχύς (vgl. ἱχθῦς att. nach Gellius N. A. 2, 3); doch sind folgende Wörter als im Attischen aspiriert aus den Inschr. anzuführen: Ἅβδηρα oft, Αἷσα Αἵσων Αἵσωπος, ἁκούσιος (aus ἀἑκ. wie Ἅιδης aus Ἀἵδης, φροῦδος aus πρὸ ὁδοῦ), einmal ἑλπίς (auch in der κοινή einmal), ἕνος vgl. Gramm., Ἱλείθυα (an ἵλεως angelehnt), Ἱλισός (aber ἴδιος und ἴσος); vereinzelt ὁγδόη wie in Heraklea, ὁπίσθιον, Bull. d. corr. hell. XII, 284; dagg. auffallend oft ημέρα, Thumb 63.

Aber auch in dem gemeingriechischen Gebrauche kommen einzelne Erscheinungen vor, welche den Schwestersprachen gegenüber als besondere Eigentümlichkeiten des Griechischen hervortreten. So z. B. hat jedes anlautende υ (= ü) den Asper, während das alte υ = ου u der Böotier nach allem Anschein den Lenis hatte, als: ὕδωρ, böot. οὔδωρ, lokr. Inschr. ὐδρία, sk. ud-am, l. unda, ὑπέρ ὕπατος (böot. Υπατόδωρος, Upatod. ohne H Dial.-Inschr. 1130), sk. upari; vgl. Thumb S. 41 f.; der Spir. scheint mit dem Übergange des u in ü angetreten zu sein.17) Fernere Unregelmässigkeiten: att. ἕως, ion. ἠώς, dor. ἀώς, äol. αὔως, sk. ušas, l. aurora (ausosa); ἡγεῖσθαι ἁγεῖσθαι neben ἄγειν; ἵππος neben tarent. ἴκκος (Et. M. p. 474, 12), sk. açvas, l. equus, daher λεύκιππος S. El. 706 (λεύχιππος überall nicht), Γλαύκιππος, böot. Ἀντιππίδας und Ἄνθιππος u. s. w.;18) vgl. § 23, 3.

Anmerk. Übrigens finden sich auch bei attischen Schriftstellern einzelne anscheinende Aeolismen oder Ionismen, als: Aesch. Ag. 528 ἀντήλιος st. ἀνθ., ebenso S. Aj. 805; ἀπηλιώτης Eur. Cycl. 19, auch in Prosa; Ar. Av. 110 ἀπηλιαστής st. ἀφ.; S. Ant. 251 ἐπημαξευμένη: Xen. Hell 4. 4, 10 ἱππαρμοστής ([root ] ἀρ, dor. Ἀρμονόα, Ἀρμοξίδαμος oben 5) u. s. w.19) — Umgekehrt hat die κοινή nachmals in mehreren Wörtern die Aspiration, welche im Attischen den Lenis tragen (Giese, a. a. O., 404 ff.; G. Meyer, Gr.^{2}, 244; Thumb, S. 59, 70 ff.): C. J. Gr. 2329, 7 (Tenos) καθ᾽ ἱδίαν, ebenso 2335, 3 (Tenos). 2347 c, 8 (Syros), u. s. w. (καθ᾽ ἱδδίαν, Thessal. oben 3); das. 2347 c, 48 καθ᾽ ἕτος, vgl. πενταἑτηρίδα, Tafeln von Heraklea, δεχέτης u. s. w. reichlich in der κοινή, Wagner, Quaest. de epigr. gr., p. 91; C. J. Gr. 2448, VI, 25 u. Bullet. de corr. hell. VIII, 24, 10. 16 (Amorgos) καθ᾽ ἑνιαυτόν; 3137, 75 (Smyrna) ἐφ᾽ ἵσῃ, u. so oft (Dittenberger, Syll., p. 781); Papyr. Louvr. I μεθοπωρινός, vgl. oben 5.

1 Vgl. Giese, Aeol. D. 218 ff.; Curtius, Et.^{5} 683 ff.; Alb. Thumb, d. Spir. asp. im Gr., Strassburg 1889.

2 S. Giese a. a. O., S. 338 f.; Ahrens, Dial. I, p. 19 sqq.; Meister, Dial. I, 100 ff.

3 Z. B. Apollon. de constr. p. 38 Bekk.: ἄλλοι μὲν Ἕλληνες δασύνουσι τὰ φωνήεντα, Αἰολεῖς δὲ οὐδαμῶς.

4 Schol. ad Dionys. Thr. p. 716, 9: κανὼν γάρ ἐστιν λέγων, ὅτι οἱ Αἰολεῖς ἐν ταῖς ἰδίαις λέξεσι τὴν δασεῖαν ὅλως ἀγνοοῦσιν, was sich auf Homer und die bei diesem gefundenen äolischen Worte bezieht. Übrigens hat Ahrens in dem Progr. Hannover 1868, S. 26, seine Ansicht zurückgenommen.

5 Giese, Aeol. S. 375; Ahrens, Dial. I, p. 168 sq.; Meister, Dial. I, 250 ff. Vgl. Boeckh, Corp. Inscr. I, p. 719.

6 Meister, l. d. 299.

7 Ahrens II, p. 35 sqq.; vgl. Giese a. a. O., S. 380 ff.

8 Ἐπάπτοιτο, Delph. Annal. 1881, p. 69, wird durch Wescher-Foucart, Inscr. de Delphes nr. 435, nicht bestätigt (ἐ[φ]άπτοιτο).

9 Eustath. ad Od. 1564, 9: ψιλωτικοὶ γὰρ ὥσπερ Ἴωνες οὕτω καὶ Αἰολεῖς.

10 Vgl. Thiersch, Hom. Gr., § 171.

11 Hippokr. VII, 96 ἐφ᾽ ἅμαξαν v. l. ἐπ̓.

12 Doch ἀξιαπηγητότατον IX, 86 Coray L.

13 Vgl. Giese, äol. Dial., 395 ff., 402 ff.

14 S. Pierson ad Moer., p. 179; Schanz, Proleg. Plat. Symp., § 1.

15 S. Schneider, ad. Plat. Civ. Vol. I., p. 49.

16 Herodian liefert kein Zeugnis f. d. Lenis.

17 Es heisst freilich auch chalkidisch ὑπύ = ὑπό (§ 24, 2), Ausspr. doch wohl hupu, und wenn man dieses h aus s erklärt (lat. sub), so steht auch bei ὑπέρ das lat. super daneben.

18 S. Giese a. a. O., S. 332 f. Auch arkad. ἱερόν und Πληστίερος, Baunack, Stud. 222.

19 S. Lobeck, ad Soph. Aj., p. 355 sqq. (295^{2}sqq.).

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