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48. Von dem Hiatus bei den übrigen Dichtern.

Die nachhomerischen Epiker verfuhren in der Vermeidung und Zulassung des Hiatus wie Homer, doch zunächst mit abnehmender Freiheit;1) ganz besonders bleibt er natürlich in den Homerischen Wortverbindungen zugelassen. Sonst vgl. nach der männl. Cäsur III. F.: Hymn. Cer. 99 φρέατι ὅθεν; nach d. weiblichen: Hes. Th. 605 γηροκόμοιο, ὅγ̓. Hymn. Cer. 105 Κελεοῖο Ἐλευσινίδαο. Arat. 951 ποταμοῖο ἐβάψατο; nach d. bukolischen (Ende des IV. F.): Hes. Op. 338 θυέεσσί τε ἱλάσκεσθαι. Th. 182 ἐτώσια ἔκφυγε. Hymn. Apoll. Pyth. 12 ἄμβροτα ἠδ᾽ ἀνθρώπων; mehrfacher Hiatus Arat. 962 ψοφέει ἐπὶ ὕδατι ὕδωρ. Die alexandrinischen und die nachfolgenden Dichter schliessen sich überhaupt wieder mehr an Homer an; Nonnos jedoch folgt seinen eigenen, sehr strengen Gesetzen, die nicht nur den Hiat, sondern auch fast ganz die Elision ausschliessen.

Strenger als Homer, in dieser Hinsicht wie in anderen Stücken der Verskunst, verfuhren die elegischen Dichter. Doch bewirkt auch bei ihnen eine in der Senkung kurz gebrauchte lange Silbe keinen Hiatus. Dies gilt ebenfalls für die Lyriker, abgesehen vom Iambus und Trochäus, bei welchen Füssen auch dies unzulässig ist. Ausserdem ist Hiatus zulässig bei dem Pronomen οἷ, in Fortwirkung des alten Digamma, als Archilochus frg. 97 δέ οἱ; ferner bei εὖ: εὖ ἕρδων Theogn. 368, εὖ οἶσθα 375 (ἄλλοτε ἄλλα Sol. 13, 76. 15, 4, nach Od. δ, 236; vgl. Flach, Bzz. Btr. II, 63). — Bei Pindar2) sind nach Heimers (Hartels) Zusammenstellungen diphthongische Ausgänge 206 mal als Kürzen verwendet (darunter 14 mal, 8 mal), langvokalische nur 8 mal. Als Längen vor Vokal stehen bei ihm in der Hebung nicht ganz selten u. (nach Mommsen, Annot. p. 166 als , zu fassen).

Bei den attischen Dichtern, den Tragikern sowohl als den Komikern, müssen die Iamben und die übrigen Versmasse wohl unterschieden werden. In den Iamben vermeiden die Tragiker, gleichwie schon Archilochus, sorgfältig den Hiatus. Nur bei dem Fragworte τί ist er gestattet, wenn eine lange Silbe, die in der Hebung steht, folgt. Aesch. S. 208 τί οὖν; ebenso 704. Eum. 902. Pers. 787. Soph. Ph. 100; τί ἔστιν; 733. 753. τί εἶπας; 917. Entschuldigt ist auch der Hiatus bei εὖ, nach dem Vorgange Homers und anderer Dichter (s. 2): S. OR. 959 εὖ ἴσθ᾽ ἐκεῖνον (σάφ᾽ ἴσθ̓ Porson); ferner in dem Anrufe οὗτοςS. OC. 1627 ; bei sonstigen Interjektionen, wie S. Ph. 759 ὡς ἐξεπλήσθη (ἐξέπλης᾿ Elmsley) ἰὼ ἰὼ δύστηνε σύ. Aesch. Ag. 1256 παπαῖ οἷον τὸ πῦρ (?), 1257 sogar ὀτοτοῖ Λύκει᾽ Ἄπολλον οἲ ἐγὼ ἐγώ. Gar nicht auffallend ist der Hiatus, wenn in den Senaren der Vers mit einem Vokale schliesst und der folgende Vers mit einem Vokale anfängt, als: Aesch. Pr. 259 ὅτι Ἥμαρτες. 377 ὅτι Ὀργῆς. S. Aj. 916 ἐπεὶ Οὐδείς, 1273 ἡνίκα Ἑρκέων. El. 1362 ἐγὼ Ἤιχθηρα. Eur. Hipp. 715 ἐγὼ Εὕρημα.3) Die Komiker hingegen lassen den Hiatus häufiger zu. Ausser dem erwähnten von τί vor einer langen Silbe in der Hebung, als: τί εἶπας, τί οὐ, τί αὖ, τί ἦν, und ὅτι οὐκ Ar. Eq. 101, τι ἄν τις 53, kommt der Hiatus auch bei τί, ὅτι vor einem kurzen Vokale vor, als: Av. 172 τί ἂν οὖν ποιοῖμεν; Pl. 1161 καὶ τί ἔτ᾽ ἐρεῖς; Nub. 21 τί ὀφείλω; bei περί sehr oft, doch meistens vor einem langen Vokale, als: Nub. 97 περὶ ἡμᾶς, Ach. 39 περὶ εἰρήνης u. s. w., vor einem kurzen: Ran. 87 περὶ ἐμοῦ, Eq. 1005 sqq. περὶ Ἀθηνῶν, περὶ ἐμοῦ, περὶ ἁπάντων; oft bei οὐδὲ εἷς, μηδὲ εἷς (schon Hipponax fr. 28 Bergk. μηδὲ εἷς; oft bei dem dor. Komiker Epicharmus: fr. 79 Ahr. οὐδὲ εἷς, ibid. 126 οὐδὲ ἕν, 134 οὐδὲ εἷς. 137): Ar. Pl. 138, 1115 οὐδὲ ἕν, 37 μηδὲ ἕν, 1182 οὐδὲ εἷς; häufig auch bei den späteren Komikern [sehr oft auch in der att. Prosa, wie Demosth. 5, 17. Plat. Leg. 648, e u. s. w.; auf attischen Inschriften des 5. Jahrh. ΟΥΔΕΗΕΝΑ u. s. w., auch auf späteren, Meisterhans, Gr. d. att. Inschr. 216^{2}; vgl. § 186, Anm. 1]; bei : Ar. [Lys. 572 ἀνόητοι (¯ ˘ ˘ ¯ ¯, im Anapäst,] Pl. 374 Ἡράκλεις u. sonst; in παῖ ἠμὶ παῖ Ar. Ran. 37. Nub. 1129.

In den lyrischen Stellen der Tragiker, sowie den Anapästen4) ist der eigentliche Hiatus nicht öfter als im Senar gestattet, im Gegenteil ist hier vielfach auch zwischen den Reihen, die wir als Verse schreiben, ein enger Zusammenhang, der den Hiat ausschliesst. Einzelne Beisp. des Hiats bei Interjektionen, Anreden und dergl.: Aesch. Ag. 1530 ἰὼ γᾶ γᾶ εἴθε μ̓ ἐδέξω (Anap.). S. OC. 188 ἄγε νῦν σύ με παῖ, ἵν᾽ ἂν εὐσεβίας (Anap.). Aesch. Ag. 1125 ἰδοὺ ἰδού: ἄπεχε τᾶς βοός (˘ ˘ ˘ ¯ ˘ ¯ ˘ ˘ ˘ ¯ ˘ ¯, Dochmien). S. Ant. 1319 ἐγὼ γάρ ς᾿ ἐγὼ ἔκανον μέλεας (Dochmien, ς᾿ ἐγώ ς᾿ Herm.). Ar. Ach. 971 εἶδες εἶδες (Kretiker). Dazu (wie bei Hom. u. Archilochos) mit οἱ Soph. Tr. 650 δέ οἱ φίλα δάμαρ. El. 196 ὅτε οἱ (codd. σοι) παγχάλκων ἀνταία. Gerth, Curt. Stud. I, 2, 252.

Ausserdem aber ist hier bei Tragikern und Komikern der oben bei den Epikern und Lyrikern erwähnte Fall gestattet,5) bei welchem ein auf einen langen Vokal oder einen Diphthongen (selten jedoch , , ω, η) auslautendes Wort vor einem vokalisch anlautenden Worte seinen langen Vokal oder seinen Diphthongen verkürzt. Indes geschieht dies nur entweder in der zweisilbigen Senkung der Daktylen und Anapästen (Choriamben, Ioniker), oder in der aufgelösten Hebung der Anapästen sowie der Dochmien, und ist ferner im Ganzen eine nicht häufige Licenz. Beispiele: in Anapästen Eur. Hec. 123 τὼ Θησείδα δ̓, ὄζω^ Ἀθηνῶν. Med. 1085 ἀλλὰ γὰρ ἔστιν Μοῦσα και?̀ ἡμῖν. El. 1316 ἀλλ᾽ ἐγω?̀ οἴκων ἔξειμι πατρός. Ar. Nub. 321 ἑτέρῳ λόγω?ͅ ἀντιλογῆσαι. 324 ἡσυχῇη?ͅ) αὐτάς. 346 sq. Κενταύρω?ͅ ὁμοίαν | παρδάλει^ λύκω?ͅ ταύρῳ; in Daktyl. Ar. Nub. 298 παρθένοι ὀμβροφόροι, 304 f. ἀναδείκνυται^ | οὐρανίοις, 307 f. ἱερώταται^ | εὐστέφανοί τε; in Choriamb. Nub. 512 sq. εὐτυχία γένοιτο τἀνθρώπω?ͅ, ὅτι προήκων. 595 ἀμφί μοι^ αὖτε, Φοῖβ᾽ ἄναξ; in Ionikern Aesch. Suppl. 1020 πολιούχους τε και?̀ οἳ χεῦμ᾽ Ἐρασίνου. Bei aufgelöster Arsis in Dochmien ist die verkürzte auslautende Silbe meistens die erste Kürze, als: Aesch. S. 135 Κάδμου^ ἐπώνυμον. Eum. 255 ὅρα^ ὅρα μάλ᾽ αὖ. S. Aj. 349 μόνοι^ ἐμῶν φίλων. 350 μόνοι^ ἔτ᾽ ἐμμένοντες. 412 πόροι^ ἁλίῤῥοθοι; seltener die zweite, als: Eur. Hec. 1067 εἴθε μοι^ ὀμμάτων. Aber in den trochäischen, iambischen, kretischen und bakcheischen Rhythmen wird dieser Hiatus verschmäht.(Smyth 47)

1 S. Hermann ad Orphica p. 725 sqq.; über Hesiod Flach, d. dial. Dig. des Hes. S. 16 ff.; über Nonnos Ludwich, z. Krit. d. N., S. 16—37.

2 Über den Hiatus bei Pindar s. Hermann, Opusc. I, p. 247 sqq.; Boeckh, de metris Pindari in ed. Pindari, Tom. I, p. 101 sqq.; Hartel, Hom. Stud. III, 8 ff.; Mommsen zu Olymp. XIII, 34; Heimer, Stud. Pind. 6 ff.

3 Vgl. R. Skrzeczka, Archiv f. Philolog. 1841, S. 343.

4 S. Seidler, de versibus dochmiacis §§ 34—39; Lobeck, de usu apostr., p. 8 sq.

5 S. Seidler, de vers. dochm. p. 95 sqq.

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