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44. Euphonische Prothesis der Vokale.Vgl. Passow, Gr. W. unter a und o; Max. Schmidt, Comment. de Gr. et Lat. pronom. Halis 1832, p. 7; Doederlein, de a) intens., Erlang. 1830, p. 23; Pott, Etym. Forsch. II^{2}, 1, S. 384 ff.; Christ, Lautl., S. 33 ff.; Leo Meyer, V. Gr. I,^{2} 1, S. 121 f. 132. 140 f. 151. 376; Curtius, Gr. Etym.^{5}, S. 720 ff.; G. Meyer, Gr. 113^{2} ff.

Die Prothesis der Vokale α, ε, οber ι und η s. Anmerk. 1) hat bloss lautliche Bedeutung, indem sie dazu dient die Aussprache des Wortes teils zu erleichtern, teils ihr grösseren Wohllaut zu verleihen. In den romanischen Sprachen und schon in der späteren Latinität seit dem 4. Jahrh. sehen wir eine gewissermassen ähnliche Erscheinung, wenn das Wort ursprünglich mit s und einem Konsonanten anlautet, als: spätlat. ispirito, fr. espace (= spatium), esprit (= spiritus), span. estar (= stare); italien. in ispecchio, lat. in speculo; auch in spätgriechischen Inschr. des inneren Kleinasiens finden wir Ἰσκυμνος, Ἰστρατιώτης u. dgl., s. G. Meyer 116^{2}, Sterret, Arch. Inst. of America III, 235 f. u. ö. Im klassischen Griechisch findet die Prothesis allerdings häufig auch vor zwei Konsonanten statt, besonders vor ς mit folgendem Konsonanten, auch vor Muta c. Liq. u. vor κτ, χθ, doch auch sehr viel vor einfachen Liquidis (und ϝ), dagegen selten (u. bestritten) vor einfachen Mutis. Der vorgesetzte Vokal scheint sich zuweilen nach dem folgenden Vokale zu richten; nicht selten schwankt er zwischen u. , u. . Beispiele der Prothese: ἀσκαίρειν neben σκαίρειν, ἀσπαίρειν neben σπαίρειν, ἀσπάλαξ, neben σπάλαξ, Maulwurf, ἀσφάραγος (Luftröhre) neben φάρυξ, lesb. ἄσφε u. ἄσφι neben σφέ, sie, σφί, ihnen; ἀστήρ, sk. Ved. Pl. star-as, l. stella, goth. staírnô; ἀστράπτειν neben στεροπή u. στράπτειν, ἀσταφίς u. ὀσταφίς neben σταφίς, ἄσταχυς neben στάχυς, Ἀσπληδών u. Σπληδών, ἐχθές neben χθές (attisch jenes üblicher, Rutherford, Phryn. 370 ff.), ἰκτίς nb. κτίς κτιδέη κυνέη Hom. Il. κ, 458 (vgl. 335), Ὀβριάρεως Hes. Th. 617.734 neben Βριάρεως, ἀβληχρός, sanft, schwach, neben βληχρός (welches aber Pindar im Sinne von ἰσχυρός gebrauchte, frg. 245 Bgk; daher wollte Heraklides ἄβληχρος mit α privat., Cohn, Heracl. Miles. 41), ὄβριμος neben βρίθω (?), [ὀκρυόεις neben κρυόεις, κρύος, s. aber § 100, 3], ὀφρύς neben sk. bhrû, Augenbraune, ὀτρυγηφάγος Archiloch. 87 (ἀτρυγηφ. Hesych.) nb. τρυγηφάγος τρύγη; ἐρυθρός, sk. rudhirás, l. ruber, d. roth, ὀρυγμός Hom. ἤρυγον neben rugitus, ἐρεύγομαι ἐρυγγάνω nb. ructare, ἐλαχύς, klein, ἐλάσσων, ἐλάχιστος, ἐλαφρός neben sk. laghus (leicht), l. lĕvis, ἀλαπάζειν u. λαπάζειν Athen. 8, 362, f., λαπάξειν Aesch. S. 47, ἀλείφω neben λίπος, Fett, sk. limpmi, salbe, ἐλεύθερος nb. liber (aus leiber loiber louber), ἀράσσω neben ῥάσσω, ἐκεῖνος neben κεῖνος, ἐκεῖ neben κεῖ b. Archil. fr. 170, κῆ lesb. Sapph. 51, ἀκούω neben κοᾷ (Hesych.) = ἀκούει, ἄκιδνος neben κιδνός (Hesych.), [ἀκινάκης neben κινάκης Soph. fr. 899 D., Aphärese? das Wort ist persisch], ὀκέλλειν neben κέλλειν, ἐθέλω neben θέλω, ὀδύρομαι neben δύρομαι, ἀδαγμός, ἀδάξασθαι, ὀδάξω neben δαξασμός, ὀδάξ neben δάξ (Hdn. I, 491) δάκνω, ὀδούς, G. ὀδόντος (lesb. Pl. ἔδοντες), sk. dant-as, l. dens, goth. tunth-us, ahd. zand, ὀδύνη (lesb. ἐδύνα), vgl. δύη, ἀμέλγω neben mulgeo, melke, ἀμέργω, pflücke ab, ὀμόργνυμι, wische ab, ἀμόρξαι Hesych., μόρξαντο μορξάμενοι Quint. Smyrn. 4, 270. 374, ἀμύζειν neben μύζειν, ἐμέ neben μέ, l. me, ἐμός, l. meus, ἀμέρδω u. μέρδω Hesych., ἀμαυρός ἀμαυρόω u. μαυρός μαυρόω, ὄνυξ, G. ὄνυχ-ος v. νύσσω neben sk. nakha (Nagel), ὄνομα (Homer auch οὔνομα, lakon. ἔνυμα in Ἐνυμα[κρίτας od. dgl.] Röhl, I. Gr. ant. 79, 35, vgl. Ἐνυμαντιάδας Le Bas Inscr. 173a, 20) neben sk. nāman, l. nōmen (st. gnōmen), goth. namō, d. Name, ἀνήρ nb. sk. naras, ἐννέα nb. novem, sk. navan, goth. niun, d. neun, u. a. m. Über den Vorschlag des u. vor digammierten Wörtern s. § 16, 3, a, η u. § 19, l.; hierher könnte auch das Homer. συνεοχμός Fuge gehören, Il. ξ, 465; s. Hdn. II, 585; G. Meyer, S. 115^{2}.

Anmerk. 1. Der Vorschlag von ι findet sich in ἴ-κτις (oder ἰκτίς), Wiesel, neben dem Adj. κτίδεος b. Hom. (s. o.); wohl auch in ἰχθῦς; der Vorschlag von η anscheinend in d. ep. ἠβαιός st. βαιός, in ἠλυ?́γη, Schatten, Dämmerung, st. λύγη, vgl. λῦγαῖος, ἠ-μύω? nicke, neben μύειν, besonders von den Augen sich schliessen, nicken, ἀμύειν = ἠμ. Hesiod. (Hdn. II, 172); πεδανός d. Trag. Ion (Hdn. II, 564) u. ἠ-πεδανός Hom. (Hdn. II, 171).

Anmerk. 2. Von diesen euphonischen Lauten muss man wohl unterscheiden das (), wenn es die Bedeutung von mit, samt hat (α copulativum, collectivum, ἀθροιστικόν, sk. sa sam, also gr. eig. ), s. § 339, als: ἀκοίτης (v. κοίτη), ἄλοχος (v. λέχος), ἅπας (v. πᾶς), ἁθρόος, versammelt, ὄπατρος (= ὁμοπάτριος), sowie das verwandte sog. α intensivum, ἐπιτατικόν, als ἀ-σπερχές.

Anmerk. 3. Über den Gebrauch der Wörter θέλω und ἐθέλω, κεῖνος und ἐκεῖνος ist Folgendes zu bemerken: Die älteren Epiker, Homer und Hesiod, gebrauchen nur ἐθέλω; daher hat Bekker Od. ο, 317 statt ὅττι θέλοιεν ὅττ᾽ ἐθέλοιεν hergestellt (Aristarch wohl ἅσσ᾽ ἐθέλ., Ludwich, Aristarch. I, 613), und Göttling Hes. Th. 446 γ̓ ἐθέλουσα (Il. α 277, Aristarch Πηλείδήθελ̓ d. i. Πηλείδη (θελ̓; das. 554 ἅσσ᾽ ἐθέλῃσθα Arist., alte Variante ὅττι θέλ., La Roche, Hom. Textkr. 235). Θέλοι hymn. Ap. Del. 46, von Hermann gewaltsam geändert. Bei den übrigen Dichtern sind beide Formen gebräuchlich, sowie sie dem Versmasse entsprechen; doch werden in den tragischen Iamben die anapästischen Formen von ἐθέλω naturgemäss vermieden. Über den Pindarischen Gebrauch s. Mommsen zu Ol. 2, 97. Herodot gebraucht im Präsens beide Formen (Stein LXV), doch häufiger die längere, in den übrigen Zeitformen regelmässig die längere (θέλῃ Inschr. v. Halikarnass zweimal, Erman, Curt. Stud. V, 287). In der attischen Prosa ist die längere Form vorherrschend, wie sie auch auf den Inschr. der klass. Zeit ausschliesslich vorkommt, Meisterhans 142^{2}, ebenso in der Komödie mit Ausnahme der Formeln ἢν θεὸς θέλῃ, εἰ θεὸς θέλοι, sowie tragischer Parodie (Rutherford, Phryn. 416); doch nach einem Vokale oder Diphthongen wird in der Prosa gern die kürzere Form gebraucht, und in diesem Falle findet sich zuweilen in den Handschriften die Schreibung ᾿θέλειν; eine Ausnahme macht auch hier die Formel ἐὰν (ἂν) θεὸς θέλῃ. Bei Thukydides kommt nur sehr selten θέλειν vor, und zwar besonders nach μή, wie 2, 51. 5, 35. 6, 91, doch nicht gleichmässig, wie z. B. 1, 27 nach μή ἐθέλειν folgt;2) in Antiphons Tetralogien, welche stark ionisieren, steht θέλω zu Anfang des Satzes 3, d, 3. 5; 4, γ, 1 (doch ἐθέλω 4, β, 7); den Demosthenes veranlasste seine rhythmische Regel betreffs der gehäuften Kürzen öfter zum Gebrauche von θέλω, als 14, 13 ὅσους ἂν θέλῃ τις, 22, 51 εἰ γὰρ θέλοιτε. Ziemlich ähnlich verhält sich die Sache mit κεῖνος und ἐκεῖνος. Bei Homer und Hesiod kommen beide Formen vor, doch die kürzere häufiger. Die Aeolier und Dorier gebrauchen die kürzere Form, jene κῆνος, diese κῆνος und κεῖνος, die Ionier nach den Inschr. κεῖνος (irrig Erman, Curt. Stud. V, 287), während bei Herodot ἐκεῖνος häufiger überliefert ist (vgl. § 173, 4; b. Hippokr. κεῖνος u. ἐκ.); |die Elegiker bevorzugen die kürzere Form, die bei den Iambographen die ausschliessliche scheint (Renner, Curt. Stud. I, 2, 9). Die Tragiker haben beide Formen nach Bedarf des Verses; in einigen Handschriften findet sich die Schreibung ᾿κεῖνος, und zwar nicht bloss nach einem Vokale, sondern auch nach einem Konsonanten. Aristophanes hat die kürzere Form nur sehr selten, als: Pac. 48 im Munde eines Ioniers, Lys. 795.818 (Chor) nach einem langen Vokale, wo ᾿κεῖνος geschrieben werden kann; Vesp. 751 trag. Parodie. Rutherford, Phryn. 4. In der attischen Prosa findet sich κεῖνος bisweilen nach η (, , αὕτη), sehr selten nach einem anderen Vokale oder einem Diphthongen oder gar einem kurzen Vokale, wie ᾿κεῖνος Isocr. 12.78. ᾿κεῖνοι Dem. 9.41; vgl. § 54, Anm. 2; die Hsg. schwanken, und Voemel will τὰ κείνου, κείνων, wiewohl ᾿κεῖ (Dem. 1.27), während Andere mit Krasis τἀκείνου schreiben. Hie und da steht in den Hdschr. die kürzere Form auch nach einem Konsonanten, wie Pl. Conv. 219, c καίπερ κεῖνο Bodl., andere Hdschr. ἐκ., Hipp. M. 293, c ἔμπροσθεν κεῖνα, oder nach kurzem, der Krasis nicht fähigem Vokal, als περὶ κείνων Gorg. 520, a Bodl.; andere Hdschr. ἐκ. Bei Thukyd. findet sich nur einmal (8, 86) ᾿κεῖνοι nach d. Vat., die übrigen haben ἐκεῖνοι oder ἐκεῖνο.3(Smyth 41)

1 Vgl. Passow, Gr. W. unter α und ο; Max. Schmidt, Comment. de Gr. et Lat. pronom. Halis 1832, p. 7; Doederlein, de intens., Erlang. 1830, p. 23; Pott, Etym. Forsch. II^{2}, 1, S. 384 ff.; Christ, Lautl., S. 33 ff.; Leo Meyer, V. Gr. I,^{2} 1, S. 121 f. 132. 140 f. 151. 376; Curtius, Gr. Etym.^{5}, S. 720 ff.; G. Meyer, Gr. 113^{2} ff.

2 Vgl. Lobeck ad Phryn., p. 7, ad Soph. Aj. v. 24, p. 81 sq. (67^{2}sq.); Ellendt, Lex. Soph. vv. ἐθέλω u. θέλω; v. Wilamowitz, Eur. Herakl. II, 57; Bredov. Dial. Herod., p. 116 sqq., der überall auch gegen die codd. die längere Form schreiben will; C. E. Chr. Schneider ad Plat. Civ. III, 391, a. Tom. I, p. 230; Poppo ad Thuc., Part. I, p. 211; Benseler ad Isocr. Areop., p. 257—62; Maetzner ad Lycurg., p. 213; Kühner ad Xenoph. Comment. 1. 2, 9, p. 76, ed. 2 et ad Anab. 1. 3, 6; Sauppe, Lexil. Xenoph. 39; Voemel, Demosth. Cont, p. 11 ff.

3 Vgl. Lobeck ad Aj. l. d.; Ellendt, Lex. Soph. v. κεῖνος; Poppo ad Thuc. 8.86; Benseler ad Isocr. Areop. Exc. de hiatu p. 407 sq.; Schneider ad Plat. Civ. II, 370, a. Tom. I, p. 154 sq.; Schanz, Praef. Theaet. VI sq.; Bredov. l. d., p. 118 sqq., der jedoch mit Unrecht überall auch gegen die codd. bei Herodot die längere Form schreiben will, vgl. Baehr ad 1, 11; Voemel, Dem. Cont. p. 10 f.

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