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187. Dialekte.

Εἷς (entst. aus ἕνς) zerdehnt Hes. Th. 145 in ἕεις, vgl. Nauck, Mél. IV, 290 ff., Baunack, Stud. 45 über sonstige Belege dieser Form (Il. l, 35 ἕεις Barnes, Nauck für ἔην); Callimach. fr. 452 hat den Akk. εἷνα in εἷν᾽ ἑνὸς ἀντ᾽ ἐρέτου; vgl. Hdn. I, 546 (oder εἷν zu lesen?). Die lesbische Form st. μία^ ist ἴα, so: οὐδ᾽ ἴα^ν Sapph. 69, μηδὲ ἴα^ lesb. Inschr. 2166, 7 = Dial.-Inschr. 214, 12;1) ebenso ep. ἴα^, ἰῆς, ἴαν neben μία^, μιῆς, μιῇ, μία^ν; vom Mask. dieser Form kommt nur ἰῷ st. ἑνί Il. ζ, 422 vor (dieselbe Form Gortyn. Tafeln VII, 23. VIII, 8, neben μία; Accent nach Aristarch, wie auch der von ἰῇ und analog diesem, Herodian II, 57). Spätere, ionisch schreibende Schriftsteller gebrauchen die Formen μίη, μίην, οὐδεμίη, ην u. s. w.;2) bei Herodot aber stehen diese Formen nirgends kritisch fest;3) ebenso werden sie bei Hippokr. zu emendieren sein (z. B. II, 180 μηδεμίην, v. l. -αν; das. 658 haben fast alle Hdschr. οὐδεμίαν; alle μίαν das. 664 zweimal; VIII, 334 μίαν θ, μίην vulg.). St. εἷς sagte der strengere Dorismus ἧς, so tab. Heracl. 1, 136, der Tarent. Rhinthon.4) — Statt οὐδείς, μηδείς, οὐδέν, μηδέν sagten die späteren Griechen οὐθείς, μηθείς, οὐθέν, μηθέν [aber nie οὐθεμία],5) welche Formen sich auch öfters in die Hdschr. der älteren Attiker eingeschlichen haben;6) inschriftlich finden sie sich vom 4. Jahrhundert ab.7) Unzweifelhaft hat sich, wie Buttmann (Spr. I^{2}, 276) und Curtius (Stud. VI, 189) erkannt haben, hier der Spir. asp. von εἷς unregelmässiger Weise mit δ zur Aspirata verbundenhnl. in οὐθαμεῖ dor. = οὐδαμοῦ, Inschr. Epidaur. D.-I. 3440, Z. 22; μηθαμῶς, μηθαμόθεν, Ahrens, D. II, p. 84 aus anderen dor. Inschr.). Zenobius im Et. M. 639 unter οὐδείς will dieses Wort von οὐ und dem äol. δείς (siehe § 176, A. 5) ableiten, während in der That dies von Alcaeus und Demokrit (Plut. Mor. 1109, a) gebrauchte δείς aus οὐδείς gemacht ist: καί κ̓ οὐδὲν ἐκ δένος γένοιτο Alc. fr. 76.8) In diesen Dialekten war der Spir. asp. erloschen, so dass man nicht oud(e) heis, sondern oudeis sprach, und nun leicht dies fälschlich in οὐ-δείς zerlegen konnte.

Δύω und δύο (s. § 186, A. 2) gebrauchen schon Homer und Hesiod neben einander. Bei Hesiod kommen beide Formen in gleicher Anzahl vor, bei Homer die ältere Form δύω etwas häufiger als die jüngere δύο, und zwar ist δύω in der Iliade vorherrschend.9) In Verbindung mit einer anderen Zahl kommt nur δύω vor, als: δύω καὶ εἴκοσι Il. β, 748. Ferner erscheinen beide Formen mit dem Nom. und Acc. Dualis und Plur. Generis masc., als: υἷε δύω Nom. Il. b, 678, δύο παῖδε, Akk. υἷε δύω l, 102, δύο φῶτε e, 572; δύω θεράποντες w, 573, δύο δ̓ ἄνδρες n, 499, δύω ἵππους q, 290, δύ᾽ ἀνέρας μ, 127. Beide Formen stehen auch bei den Wörtern Generis femin., die aber in der Regel im Plurale hinzugefügt werden, als: δύω κρῆναι Od. h, 129, δύ᾽ ἀμφίπολοι z, 18; δύω νύκτας e, 388, δύο νύκτας κ, 142; mit einem Subst. Gener. fem. Dualis nur δύο κῆρε Il. q, 70, φ, 210. Bei den Neutris Dualis Nom. findet sich nur δύο: δύο δοῦρε Il. κ, 76. Od. ς, 377, im Akk. δύω und δύο, aber häufiger δύο, δύω nur in Verbindung mit δοῦρε und dem Plur. κεκορυθμένα Il. g, 18. λ, 43. Od. x, 125, δύο mit δοῦρε Il. μ, 298 und sonst und mit οἴω Od. ξ, 94. Von den Neutris Plur. findet sich im Nom. nur δύω γε μὲν ἤματα Hs. op. 772 und δύω χρυσοῖο τάλαντα Il. ς, 507, aber mit der Var. δύο, und im Akk. δύο τ᾽ ἤματα Od. e, 388. i, 74. k, 142, δύο φάσγανα π, 295 und δύω χρυσοῖο τάλαντα Il. ψ, 269 und 614, aber mit der Var. δύο. Ferner kommt δύο bei den Subst. der I. und II. Dekl. im Duale nirgends vor, sondern nur δύω; beide Formen bei denselben im Plur. und bei denen der III. Dekl. sowohl im Duale als im Pl.; δύω bei der I. Dekl. masc. gener. im Duale, fem. gener. im Plur.; die Feminina der III. Dekl. mit δύω nur im Plur., nicht im Duale.10) Doch diese letzteren Erscheinungen können auf blosser Zufälligkeit beruhen.

Die altionische und epische Sprache hat folgende Formen:

N. δύω; δύο; δοιώ; δοιοί (auch Pind. P. 4, 172), δοιαί, δοιά (auch Pind. fr. 168 n. Emend.).

D. δοιοῖςι).

A. δύω; δύο; δοιώ; δοιούς (auch Pind. N. 1, 44), δοιάς, δοιά; indeklinabel (vgl. § 186, A. 3) in Verbindung mit einem Plurale: τῶν δύο μοιράων Il. k, 253. δύω ποταμῶν Od. k, 515. δύω κανόνεσς᾿ Il. ν, 407; die Form δυοῖν kommt bei Homer noch nicht vor; von ἄμφω gebraucht Hom. nur Nom. und Akk., in einem fälschlich dem Hesiod zugeschriebenen Verse (182 G., 256 Kink.) steht ἀμφοῖν als Gen.; indeklin. h. Cer. 16 χερσὶν αμ᾽ ἄμφω. In Zusammensetzungen kommen bei Homer δυω- und δω- vor, als: δυώδεκα und δώδεκα, δυωδέκατος und δωδέκατος, δυωδεκάβοιον Il. ψ, 703.11) Die neuion. Mundart Herodots hat N. und A. δύο (δύω nur in C corr. 6, 57. 7, 24. 28), G. δυῶν (so Inschr. Chios, Bechtel, Inschr. d. ion. D. 174; δυοῖν ohne Var. Hdt. 1.11 und 91; auch bei Hippokr., so VI, 216. 286. 472; VII, 138; vgl. ἀμφοῖν Dat. VII, 120, doch θ ἀμφοτέροισι. VIII, 54 Gen., desgl. 238 [θ; v. l. ἀμφῶν]. 240 [ebenf.]), D. δυοῖσι, oft δύο indekl.;12) über δυσί bei Hippokr. s. § 186, A. 3.

Als äol. Dat. wird von Eust. 802, 28 δύεσιν (oder vielmehr δύεσσι) angeführt. Im Böotischen, welches den Dual gebraucht, finden wir das dualische δυοῖν, im Thessal., wo der Dual ausgegangen, pluralisches δύας Acc. fem. Die dorische Mundart hat folgende Formen: N. und A. δύο (δύε Inschr. Sparta, Röhl I. gr. ant. 69), G. δυῶν, D. δυσίν), δυοῖς (Kreta, dreimal auch Archimedes)13); gewöhnlich aber ist es indeklinabel, als: δύο δραχμᾶν Korkyr. Inschr. 1845 (= Dial.-Inschr. 3206,)14) vgl. § 186, A. 3.

Statt τρεῖς sagten die Aeolier τρῆς nach Bekk. An. III, 1424; die Inschr. bieten Nom. τρεῖς D.-I. 281, a, 30; Dat. τρίσσι Inschr. Pergam. 227, Β, 18; Akk. τρῖς 273, 1. 304, a, 42. Im Dorischen findet sich alt (Gortyn. Tafeln) N. τρέες, Akk. τρίινς, jenes für τρέjες (sk. trayas), dieses für τρί-νς (nach Baunack um der gleichen Silbenzahl mit den anderen Kasus willen; τρίνς allem Anschein nach d. Inschr. v. Lyttos, s. Mus. It. II, 172 ff.), später τρῖς als Akk. und Nom. (so auch böot.; Acc. arkad.), oder das gew. τρεῖς, welches auch auf der lesb. Inschrift Vulgärfm. st. τρῆς sein wird. — Ion. Nom. τρεῖς (ΤΡΕΣ) Inschr. Chios 174 Bechtel; Dat. τριοῖσι Hippon. fr. 36 Mein. 51 B.; Acc. τρί̂ς Hippokr. VI, 482. VIII, 184. 260. 304 nach θ. — Statt τέσσαρες sagten die Aeolier πέσσυρες (Hesych.), πέσυρα (Balbilla), die Böoter πέτταρες, die Dorier τέτορες, τέτορα; Theokrit hat neben τετόρων 14, 16 auch die nicht dor. Form τέσσαρας 11, 41 und 14, 29; τέσσαρες findet sich auch einmal auf tab. Heracl. 2, 50 und immer auf den jüngeren Inschr.;15) τέτορες auch Simonid. b. Hdt. 7.228; Dat. mit Umstellung τέτρασιν Pind. O. 8, 68. 11, 72. P. 8, 85. Homer hat folgende Formen: τέσσαρες, α und πίσυρες, α, Hes. Op. 698 τέτορ᾽ ἡβώοι (d. i. τέτορα sc. ἔτη). Herod. sagt τέσσερες, α, τεσσέρων, τέσσερσι 6, 41 (Hipp. VI, 198. VII, 368. 374 nach θ, vulg. -αρσιν; VIII, 200 hat θ τέρσεσι f. τέσσαρσι d. Vulg.), τέσσερας, nur Einmal 1, 50 τέσσαρα ohne Var., wofür mit Bredov. Dial. Her. p. 136 τέσσερα zu lesen ist. Man vergl. mit sämtlichen Formen: sk. katvâr-as, l. quattuor, goth. fidvôr, wonach im Griech. κϝέτϝαρες als Grundform anzusetzen ist.16

1 S. Ahrens, dial. I, p. 127 sq.; Meister, Dial. I, 170. Auch Alc. 33, 6 ist μόνον ἀνίαν nicht in μόνον μίαν, sondern in μόναν ἴαν zu emendieren (Ahrens II, 538).

2 S. Maittaire, Gr. ling. dial. p. 128.

3 S. Bredov. dial. Her. p. 131.

4 S. Ahrens, l. d. II, p. 154.

5 S. Lobeck ad Phryn. p. 182; Ahrens l. d. p. 84.

6 S. Poppo ad Thuc. P. I, V. 1, p. 208, ad Xen. Cyr. p. XXXIII; Bornem. ad Xen. An. 4. 8, 13, Cyr. 2. 2, 3; Sauppe ad Xen. eq. 7, 3.

7 Meisterhans, Gr. der att. Inschr. 216^{2} f.

8 Meister, Dial. I, 170.

9 S. Zander a. a. O. Spec. I, S. 21 ff.; La Roche, Hom. Unters. 46; Cobet, Misc. 294, der δύω vor folgenden zwei Konsonanten verwirft.

10 S. Zander a. a. O. S. 36.

11 S. Thiersch, Gr. § 203.

12 S. Bredov. l. d. p. 278 sq.

13 Heiberg, Fleckeis. Jahrb. Suppl. XIII, 556.

14 S. Ahrens l. d. p. 278.

15 S. ebendas. p. 279.

16 S. Curtius, Et.^{5} 488.

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