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128. Dialekte.

Die Wörter auf ευς werden in der böotischen Mundart1) in der Regel mit ει = η dekliniert, als G. βασιλεῖος, Κορωνεῖος, Θεισπιεῖος; D. Φωκεῖϊ; A. Χηρωνεῖα, Χαλκιδεῖα, Ἠολεῖα; N. Pl. πρισγεῖες (πρεσβεύς = πρέσβυς), G. Θεισπιείων, D. Φιλετηρεί[ε]σσι Bull. de corr. hell. IX, 405, A. Φωκεῖας. Einzeln auch E st. ει: Ἀνακτοριέες, πρισγέες, Ἀκρ]αιφιέεσσι (Dial.-Inschr. I, 396); dies E ist als Länge = ει in älterer Schreibweise zu fassen. Das von den Grammatikern angeführte Ἀχιλλίος wird aus Korinna sein, die mit poetischer Freiheit auch die Form mit kurzem Vokale (ε vor Vok. böot. ι) benutzte. Auf sehr alten Inschriften kommt noch die urspr. Form mit Digamma vor: ΠΤΟΙΕΦΙ Πτωϊεῖϝι (Bull. de corr. hell. X, 191). — Die Thessalier haben ebenfalls βασιλεῖος, D.-I. 345. — Von βοῦς lautet der D. Pl. böot. βού-εσσι.

In dem älteren lesbischen Aeolismus2) werden die Wörter auf ευ-ς so dekliniert: G. βασίληος Alc. 48, auf Inschr. βασίληα, βασίληες, -ήων, ήεσσι, ηας; μαλοδρόπηες Sapph. 93; diese alte Flexion mit η ist analog der von πέλεκυς: βασιλεύς, βασιλέεϝος = βασιλῆϝος zeigt ebenso εϝος im G. für υς des Nom. wie das bei πέλεκυς der Fall (Wackernagel, Kuhns Ztschr. XXVII, 85). Der jüngere Aeolismus hat nach den Gramm. Ἀχίλλειος, βασίλειος, gleichwie auch den jüngeren Ioniern βασιλεῖος zugeschrieben wird, vielleicht nur wegen der häufigen Schreibweise ει für ε vor Vokal; denn auf den jüngeren äolischen Inschriften haben wir γραμμάτεος, βασίλεας u. s. w., und nur vereinzelt πρέσβεια (vgl. oben 1) εἰσαγώγεια (Kyme Bull. de corr. hell. XII, 363), was von πρέσβεα εἰσαγώγεα nur orthographisch verschieden (Meister, D. I, 85). Mit kurzem Vokale auch schon Alc. 48 Ἀχίλλεα, nach poet. Freiheit (vgl. oben 1); es ist wohl hier, nach Ausfall des ϝ, der Vokal verkürzt worden, wie bei Homer in Πηλέος, Ἀτρέος, Ἀτρεΐδης statt Ἀτρηϝίδης. — Die arkadische Mundart3) hat im Nom. ης st. εύς, und es sind diese Wörter ganz in die Flexion der Sigma-Stämme (Nom. ης) übergegangen: G. εος, D. ει, A. ην (ἱερήν, vgl. § 124, 2) u. s. w. So: γραφής, ἱερής, G. Τηρέος, Plur. Ἡραιῆς Μαντινῆς (aus έες) u. s. w. Im Kyprischen steht jερής Dial.-Inschr. 33, sonst εύς; die Flexion wahrt das Digamma sehr zähe, wenn auch nicht durchgängig: βασιλῆϝος, Ἠδαλιῆϝι, Ἠδαλιῆϝες, doch auch βασιλῆος, ἱερῆος. — Im Gebiete des Eleischen (Skillus) findet sich der dem arkad. ἱερής entsprechende Dat. Plur. Μαντινέσι (so richtiger zu lesen, nicht Μαντινῆσι), D.-I. 1151, 17.

Dorische Mundart:4) Flexion mit η Kos Journ. of Hell. Studies 1888, 323 ff.: Gen. Πολ[ιῆ]ος, D. Πολιῆι, Μαχανῆι, ἱερῆι, A. mit Kontr. ἱερῆ, σφαγῆ, Plur. Nom. τεταρτῆς aus -ῆες, aber vor ων G. Plur. immer mit Verkürzung: βασιλέων, Ὑλλέων, χαλκέων; Ableitung ἱερεωσύνα d. i. -ηοσύνα, Ἀλκηίδας. Sonst in den Inschr. durchaus mit ε: G. βασιλέος, γραμματέος, Λαοδικέος u. s. w. (rhodische Inschr. ἱερέως, βασιλέως, Μακαρέως aus d. κοινή; so auch b. Archimedes τομέως überl.; τομέος verm. Heiberg), D. -εῖ (ἀμφορεῖ Epicharm. 91); A. Gortyn. Tafeln ϝοικέα (Comparetti, Mus. Ital. II, 597; d. Inschr. scheidet H und E), nachmals gewöhnlich zusammengezogen, als βασιλῆ, Ἀλεξανδρῆ, Λαοδικῆ, Πατρῆ (auch die Gramm. kennen die Akkusative wie Τυδῆ als dorisch, Hdn. I, 416, 8 u. s.); Plur. Nom. δρομέες Gortyn. Taf., sp. Πριανσιέες, ὑπογραφέες (τομέες Archimed.), auch mit Verkürzung in ες, als Πριανσιές, ἱαρές (zuweilen auf spät. Inschr. εις, Πριανεῖς); G. -έων; D. Πριανσιεῦσι (τομεῦσι [-έσι, -έσσι] Archim., der den Dat. III. Dekl. sonst mit εσσι bildet; also τομέεσσι Heiberg, Fleckeis. Jahrb. Suppl. XIII, 554; vgl. Δωριέεσσι b. Theokr. 15, 93); A. δρομέανς Gortyn. Taf., auch später Kreta Κρηταιέανς, Πριανσιέας; dann auch Πριανεῖς und verkürzt ἱαρές. — Die Formen Τύδης, V. Τύδη, die Prisc. VI, 92 aus Antimachus, und Ὀρφήν (Nom. nach Bergk, Ibyc. fr. 10 A, dem sich Lentz, Her. I, 14 anschliesst), die er aus Ibykus anführt, sind aus dem Dorismus, dem sie Prisc. zuweist, anderweitig nicht bekannt, indes mit dor. βῶς, νᾶς zu vergleichen (arkad. ἱερής oben 2). Priscian leitet hierher die lat. Formen Achilles, Ulixes. Über den Accent ist nichts bezeugt. — Βοῦς lautete bei einigen Doriern βῶς (Gramm.), so Theokr. 9, 7. 27, 63 βῶν, Akk. Pl. βῶς, 8, 48, daher βωκόλος, βώτας u. s. w., aber N. βοῦς Epich. 97, G. βοός Amph. 1688, βοΐ Epich. 97, N. Pl. βόες Sophr. 69; Βουβῆτις Name eines Baches auf den herakl. Tafeln; κοῦς auf denselben: G. χοός, D. χοΐ, A. Pl. χοῦς (χόας Kalymna); nach Ath. 8. 365, d sollen die Argiver χῶς st. χοῦς gesagt haben.5

Homerische und epische Sprache:6)

G. βασιλῆος, Πηλῆ-ος, selten Πηλέ-ος. Diese letztere Form will Thiersch a. a. O. für das daktylische Mass gelten lassen, als: σχέτλιε Πηλέος υἱέ Il. π, 203, vgl. u, 2. f, 139. χ, 8. 250; wo aber Πηλέος Spondeus, hält er Πηλῆος für besser; daher will er lesen: Διογενὴς Πηλῆος υἱός (υι verkürzt) Il. a, 489. Ἀχιλεῦ, Πηλῆος υἱέ Il. π, 21. So schreibt auch Bekker Il. b, 566 Μηκιστῆος υἱός für Μηκιστέος υἱός. Spitzner zu der letzten Stelle zieht an diesen Stellen die kontrahierte Form Πηλεῦς, Μηκιστεῦς vor, vgl. Ὀδυσεῦς Od. ω, 397.

D. βασιλῆ-ϊ, Πηλῆ-ϊ, Ἀχιλλῆ-ϊ, Ὀδυσῆ-ϊ; Πηλέ-ϊ; Πηλεῖ Il. ω, 61 u. Πορθεῖ ξ, 115 zu Anfang (leicht aufzulösen) u. Ἀχιλλεῖ Il. ψ, 792 am Ende des Verses.

A. βασιλῆ-α, Ἀχιλῆα, Ἀχιλλῆα, Ὀδυσῆα, Ὀδυσσῆα, Ἀχιλῆ᾽ ἴσχωσι Il. u, 139, Ἀχιλῆ᾽ ὤτρυνε 174. Ὀδυσσῆ᾽ εἷσαν Od. z, 212, κιχὼν Ὀδυσῆ᾽ ἐνὶ οἴκῳ Od. o, 157. Πηλῆ᾽ ἱκέτευσε Il. π, 574 (ubi v. Spitzner); Πηλέα; Ὀδυσῆ ποθέουσα Od. τ, 136 n. Aristarch, aber andere LA. Ὀδυσῆα ποθέουσα; Μηκιστῆ δ̓ ἕλε Il. ο, 339 (Μηκιστῆα δὲ Nauck, Mel. III, 222, der alle kontrahierten Formen verbannen will). ἐπι Τυδῆ στεῖλαν (Τυδῆ᾽ ἔστειλαν N., mit noch stärkerem Verstosse gegen Homer. Gebr., s. u.) Il. d, 384; βασιλῆ Her. 7, 220 in e. Orak.; Γηρυονέα Hes. Th. 982 mit Syniz. zu Anfang des Verses.

V. βασιλεῦ, Ἀχιλεῦ, Ἀχιλλεῦ, Ὀδυσεῦ, Ὀδυσσεῦ. Τυδεύς und Ἀτρεύς behalten das ε: Τυδέος, έϊ, έα^ Il. ζ, 222 ( δ, 384), Ἀτρέος, έϊ, έα.

Pl. βασιλῆ-ες, ἱππεῖς Il. λ, 151 (v. l. ἱππῆες, und danach Lehrs, Bk. . δ̓ ἱππῆας, ὑπὸ σφίσι δ̓), βασιλή-ων, ἀριστή-ων, βασιλεῦσι, ἀριστήεσσι Il. ε, 206. i, 334, βασιλῆ-ας, ἀριστῆ-ας, V. βασιλεῖς Hes. Op. 248.

Von βοῦς kommen bei Homer u. Hesiod folgende Formen vor: βοῦς, βοός, βοῦν, βόες, βοῶν, βόεσσιν) Il. μ, 105. 111, Hes. op. 454. βουσίν), βόας Il. μ, 137 u. βοῦς, D. βόε; für den Akk. βῶν Il. η, 238 (so Aristarch) las Aristophanes βοῦν (vgl. Cobet, Misc. 291), andere antike Lesart (Hdn. II, 317) war βῶ, s. La Roche; von γρηῦς oder γρῆϋς Od. b, 377, h, 8, ς, 185 (gewöhnlich γρηΰς geschr., doch γρῆϋς Herodian, L. II, 391 aus Etym. M. 440, 14), D. γρηΐ Il. γ, 386, V. γρῆυ Od. χ, 395, 481 (gewöhnl. γρηΰ geschr.) u. γρηϋ 411; den Akk. γρηΰν führt Herodian II, 645 an. Die aufgelösten Formen sind nicht als urspr. anzusehen, sondern als aus euphonischem Grunde entstanden, s. Herodian II, 312. 391. 640; man kann darnach nur γρῆϋς γρῆϋ schreiben.

Neuionische Mundart: βασιλεύς, έ-ος, έ-ϊ (besser doch εῖ), έ-α^, βασιλεῦ, Pl. βασιλέ-ες, έ-ων, βασιλεῦ-σι, βασιλέ-α^ς, βασιλέ-ες.7) In diesem an unzählig vielen Stellen Herodots sich findenden Worte kommen in einer verhältnismässig geringen Anzahl von Stellen teils Homerische, teils attische Formen als Varianten, aber zum Teil auch ohne Varianten vor; bei den übrigen Wörtern dieser Klasse ist dies nur sehr selten der Fall, als: Αἰγέως 1, 173; die Hsg. haben mit Struve alles derartige, welches in der Aldinischen Ausgabe sogar reichlich vorkommt, aus dem Texte beseitigt. Indes ist die alte Bildungsweise dem Ionismus auch später nicht ganz fremd geworden: wir finden auf Inschr. Διὸς Πλουτῆος (Halikarnass), Πριηνῆι (Priene), und so bei Archiloch. 59, 2 φονῆες.8) Τοῦ κεγχρέως Inschr. Erythr. 201 Bechtel. — Eine eigentümliche Form ist ἱέρεως für ἱερεύς, Inschr. Milet 100 Bechtel (das. τῷ ἱερεῖ u. βασιλεύς), G. ἱέρεω Inschriften der milesischen Kolonieen Olbia (B. 128) u. Tomi (136); Herodian (I, 245. II, 626) kennt ἱέρεως als attisch und lehrt die proparoxytone Betonung. Wohl mit Recht erklärt Dittenberger (Syll. p. 552, Ind. lect. Hal. 1889/90 p. IV) ἱέρεως aus dem Kompos. ἀρχιέρεως, von ἱερεύς mit -ος abgeleitet (ἀρχιέρηϝος) und attisch umgeformt wie τὸ ἡμιέκτεων von ἑκτεύς, ἀρχένεως urspr. -νηϝος von ναῦς. Ἀρχιέρεως ist Herodot 2, 37 eine wohl mit Unrecht verschmähte Variante für ἀρχιρεύς; sodann steht es Plat. Leg. XII, 947, a (A. ἀρχιέρεων), vgl. Bkk. An. 449, 31. 1197, und findet sich auch bei Späteren; war es üblich, so konnte von da aus auch ἱέρεως gebildet werden. Bechtels anderweitige Erklärung in Verbindung mit arkad. ἱερής greift zu weit in Urzeiten zurück. — Βοῦς geht wie im Attischen, auch Akk. Pl. immer βοῦς 2, 38. 41. 4, 8 u. s.; γρεῦς γρεός γρεΐ, was neuionisch sein muss, führt Herodian I, 401. II, 674 f. an (γραῦς Archil. 31, kaum richtig; γρῆι Iambogr. Adesp. 16 Bgk., γρηῦν Hippokr. VIII, 448).(Smyth 275)

1 S. Ahrens, Dial. I, p. 305; Boeckh, C. I. Gr. I, 3, p. 721; Meister, D. I, 269.

2 S. Ahrens l. d. p. 117; Meister, I, 84 ff.

3 Meister II, 110, und über Kypr. Eleisch 271. 60. Für Arkad. vgl. auch die neue Inschr. Bull. de corr. hell. 1889, 281.

4 S. Ahrens II, p. 236 sq.

5 S. ebendas. p. 165 sq. und 240.

6 S. Thiersch, H. Gr. § 194.

7 S. Struve, Quaest. d. dial. Herod. Spec. II.

8 Renner, Curt. St. I, 1, 224.

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