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156. Bemerkungen zu den anomalischen Komparationsformen.

Die unterschiedene Bedeutung der verschiedenen unter Eine Positivform gestellten Komparationsformen tritt bei einigen mittelst der Ableitung deutlich hervor. Z. B. ἀρ-είων, ἄρ-ιστος von der Wurzel ἀρ, von der auch ἀρ-ε-τή stammt, bedeuten tüchtiger, tüchtigster und im Sinne der Alten besonders tapferer, tapferster; vgl. Apollon. de adv. 603: ἄριστος μέν ἐστιν ἐν πολέμῳ ἰσχυρός, τροπικώτερον δὲ καὶ ἐπὶ παντὸς τοῦ προσήκοντος: τῇ γοῦν κυριολογίᾳ μαρτυρεῖ τὸ παρώνυμον ἀριστεύς; κρείσσων (st. κράσσων) und κράτιστος stammen von dem ep. Positive κρατύς oder dem Subst. τὸ κράτος, Kraft, Stärke, und drücken ursprünglich den Begriff der Kraft, Stärke aus. Besonders zu beachten sind die aus diesen Komparativen und Superlativen gebildeten Gegensätze: ἀμείνων Ggs. κακίων und χείρων, ἄριστος Ggs. κάκιστος und χείριστος; βελτίων βέλτιστοςχείρων χείριστος; κρείττωνἥττων; zu κράτιστος fehlt der Gegensatz. Λῴων λῷστος sind im Attischen fast ungebräuchlich (λῷστοι σεῖσαι = ἄριστοι Telekleides K. I, 210); ersteres wird namentlich in Verbindung mit ἄμεινον (λῷον καὶ ἄμεινον) bei der Befragung der Götter gebraucht, als: κοινουμένῳ (consulenti), πότερα λῷον καὶ ἄμεινον εἴη στρατεύεσθαι Xen. An. 6. 2, 151); so auch att. Inschr. C. I. A. II, 162, c, 25 λῶον (so) καὶ ἄμεινον. Auch κακίων und κάκιστος sind bei einem Teile der att. Schriftsteller nicht gebräuchlich (Thucyd., Aristot., im ganzen auch Demosth.), sondern es steht dafür χείρων χείριστος. Die Formen χείρων, χείριστος leitet man ab von der Wurzel χερ, daher χείρ, Hand, Gewalt (vgl. ὑπὸ χεῖρα ποιεῖσθαι, χείρ-ιον λαβεῖν τινα), Curtius, Etym.^{5} 199; sie schliessen daher von Haus aus den Begriff des Unterliegens, Nachstehens in sich; ἥσσων, ἥκιστος (ἤκιστος), die von gleicher Wurzel mit dem Adverb ἦκα, milde, sanft, abstammen, haben den Begriff des Schwachen. Beachtenswert ist, dass das adverbielle ἧττονwenigerheisst und zu μᾶλλον Gegensatz ist.

Die regelmässigen Komparativformen von μικρός: μικρότερος, -ότατος drücken stets den Begriff der Kleinheit aus; ἐλάσσων, ἐλάχιστος aber bedeuten geringer(ster) sowohl in betreff der Grösse, also kleiner(ster) (Ggs. μείζων, μέγιστος), als auch h<*>sichtlich der Menge, also weniger, am wenigsten (Ggs. πλείων, πλεῖστος). Auch μείων (nicht att., ausser bei Tragg.) drückt sowohl den Begriff der Wenigkeit (ὀλίγος) aus, als den der Kleinheit; ὀλίγος, wenig, wird zuweilen von den Dichtern, als: Il. β, 529. Od. ι, 515. h. Mere. 245. Hes. Op. 643 und anderen, in Prosa aber kaum (Hdt. 9.70 ἐν ὀλίγῳ χώρῳ) in der Bedeutung klein gebraucht; ebenso in beiden Bedeutungen ὀλείζων (C. I. Att. I, 1 B 33 τοῖσι δὲ ὀλείζοσι μυστηρίοις; das. 9, 10 ὄλειζον τριάκοντα ἔτη), aber nie das poet. ὀλίζων (kleiner) und ebensowenig ὀλίγιστος (wenigst).

In betreff des Gebrauches der längeren Formen πλείων u. s. w. und der daraus verkürzten πλέων u. s. w. ist Folgendes zu bemerken: Die Epiker bedienen sich beider Formen nach Bedarf des Metrums; die attischen Dichter gebrauchen die längeren Formen, während die kürzeren selten und z. T. verdächtig sind, als: Soph. Tr. 944 wird im Laur. gelesen: καὶ πλείους τις, gegen den Vers; dafür vulg. καὶ πλέους τις, Dindorf καί τι πλείους, Eur. Ph. 539 πλέονι, Aesch. Ag. 1299 nach der Konjekt. von Schütz πλέων st. πλέω (s. Wellauer ad h. l.); doch das Neutrum πλέον oft bei Aristoph. Was die Prosa anlangt, so findet sich bei Herodot πλεῖον 1, 192, πλείους 1, 167 [πλείστους Stein], 2, 120. 121 § 4 (in allen Hdsch.), sonst aber stets die kürzeren Formen, als: πλέων, πλέον, πλεῦν, πλεῦνος, πλέονι u. s. w.;2) in der attischen Prosa hingegen, namentlich bei den Rednern,3) sind die längeren Formen bei Weitem überwiegend, besonders die kontrahierten, als: πλείω, πλείους; nur das Neutr. S. erscheint ungleich häufiger in der kürzeren Form πλέον als in der längeren πλεῖον; Thuc. gebraucht nach der Überlieferung die längeren und kürzeren Formen, als: πλείονος und πλέονος, πλείονι und πλέονι, πλείονα (2 Mal), πλείω (häufig) und πλέω (4—5 Mal), und πλέονα (2 Mal), πλεῖον und πλέον, doch häufiger πλείοσι als πλέοσι (1, 38, 3), πλειόνων als πλεόνων (5, 97; 8, 76, 3; dazu 4, 29, 4 u. 7, 27, 4 mit v. l. -ει-), immer πλείων, πλείους, nie πλέων, πλέους.4) Die attischen Inschr. guter Zeit haben in den zweisilbigen Formen mit langer Ultima nur ει, in πλέον nur ε, in den dreisilbigen Formen bald ε bald ει.5) — Über πλεῖν st. πλέον s. § 171 Anm. 10.(Smyth 319)

1 Vergl. Lobeck, Aglaopham. II, S. 1093 f.; Stallbaum ad Plat. Leg. 8, 828, a; Kühner ad Xen. l. d.

2 S. Bredov. dial. Her. p. 154 sq., der überall die kürzeren Formen herstellt; ebenso Stein.

3 S. Benseler ad Isocr. Areopag. p. 238 sqq. und Bremi, Exc. I ad Isocr. p. 198.

4 S. Poppo de eloc. Thuc. P. I, Vol. I, p. 223 und p. 475 sq.; Stahl, Qu. gr. ad Thucyd. pert. p. 16.

5 Meisterhans, Gr. der att. Inschr. 119 f., nach Wecklein p. 27; v. Herwerden, Test. lap. 62; Riemann, Revue de philol. V, 173 ff.; v. Bamberg, Zeitschr. f. Gymn. - W. Jahresb. 1882, 203. 1886, 35.

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