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V. Anastrophe.

Wenn eine oxytonierte zweisilbige Präposition demjenigen Worte, dem sie vorangehen sollte, nachgesetzt wird; so wird ihr Accent von Ultima auf Paenultima zurückgezogen ( πρόθεσις ἀναστρέφεται), d. h. wohl, es tritt ihr natürlicher Ton in dieser freien Stellung wieder hervor,1) als: ἀνθρώπων πέρι. Diese Zurückziehung des Tones wird Anastrophe (ἀναστροφὴ τόνου) genannt. Aber nicht alle oxytonierten zweisilbigen Präpositionen sind der Anastrophe fähig. Ausgenommen sind nämlich alle, welche das Mass von zwei Zei<*>- weilen überschreiten, also: ἀμφί (vgl. das Adverb ἀμφίς, dagegen πέριξ), ἀντί und die poetischen καταί, ὑπαί, διαί, παραί, ὑπείρ, ausserdem προτί und ποτί (= πρός). Darin stimmen die alten Grammatiker überein. Nach Aristarch aber waren auch ἀνά und διά als Präpositionen der Anastrophe unfähig, damit jenes nicht mit ἄνα = ἀνάστηθι und mit dem poet. Vokative ἄνα von ἄναξ, dieses mit dem Akk. Δία verwechselt würde.2) Aber dieser Grund ist weiter Nichts als eine unnütze Spitzfindigkeit. In der Prosa erleide<*> als Präposition nur περί m. d. Gen. die Anastrophe, aber bei gewissen Autoren (Plato) ziemlich oft, selbst wenn mehrere Wörter zwischen den Genetiv und die Präposition getreten sind, als: Pl. Leg. 7. 809, e γραμμάτων εἴπομεν ὡς οὐχ ἱκανῶς ἔχεις πέρι.

Anmerk. 1. Mit Unrecht nehmen einige Grammatiker bei ἀπό in der Bedeutung fern von die Anastrophe an, als: Il. s, 64 ἀπὸ πτολέμοιο μένοντα, richtig so Aristarch, andere ἄπο. b, 292 μένων ἀπὸ ἧς ἀλόχοιο. i, 353 μάχην ἀπὸ τείχεος ὀρνύμεν.3) Ebenso findet man häufig in der Prosa in Redensarten, wie οἰκεῖν ἀπὸ θαλάσ´σης, ἀπὸ σκοποῦ, ἀπὸ δόξης u. dergl. fälschlich ἄπο geschrieben.

Die einsilbigen Präpositionen: ἔκ (ἔξ), ἔν, εἴς, welche, wenn sie vor ihrem Worte stehen, stets ohne Accent (d. i. Gravis) geschrieben werden (§ 87), nehmen denselben, ihrem Worte nachgesetzt und am Ende des Verses (Satzes) stehend, als Akut wieder auf. Il. c, 472 ἄξιος; οὐ μέν μοι κακὸς εἴδεται οὐδὲ κακῶν ἔξ. Neuere4) accentuieren diese Präpositionen auch innerhalb des Satzes, wenn sie nachgestellt sind, mit Gravis, als Il. e, 64 θεῶν ἒκ θέσφατα ᾔδη, was indes thatsächlich gar keinen Unterschied von ἐκ (d. i. ἒκ) θεῶν ergiebt.

Anmerk. 2. Wenn die zweisilbigen Präpositionen durch die Apokope (§ 42, 2) einsilbig werden, so werden sie in den Handschriften und Ausgaben oft ohne Accent geschrieben; doch verdient die Schreibart mit dem Accente ohne Frage den Vorzug,5) als: ἂμ πεδίον, κὰπ πεδίον. Il. g, 261 ἂν δ̓ ἄρ᾽ ἔβη Πρίαμος.

Wenn die Präposition zwischen einem Substantive und einem Adjektive oder zwischen einem Eigennamen und einem Gemeinnamen steht, so tritt die Anastrophe ein, wenn das Substantiv oder der Eigenname der Präposition vorangeht, und das Adjektiv oder der Gemeinname ihr nachfolgt, indem hier thatsächlich eine Nachstellung stattfindet, als: Il. g, 240 νέεσσ᾽ ἔνι ποντοπόροισιν. Il. e, 479 Ξάνθῳ ἔπι δινήεντι; geschieht aber nicht, wenn das Adjektiv oder der Gemeinname vorangeht, indem dann die Präposition vor dem wichtigeren Worte steht, als: ἐμοῖς ἐπὶ γούνασι, ἐμῷ ὑπὸ δουρί. Il. b, 659 ποταμοῦ ἀπὸ Σελλήεντος. Dies ist wenigstens die Ansicht Aristarchs6) (Schol. Ven. ad Il. β, 839: Ἀρίσταρχος τοῖς κυριωτέροις [die eigentlichere Bezeichnung] συνέταττε τὰς προθέσεις). Ptolemäus von Askalon hingegen verlangte umgekehrt dann Anastrophe, wenn das Adjektiv oder der Gemeinname (τὸ προσηγορικώτερον) voranging; Apollonius und Herodian überall, mochte das Adjektiv oder das Substantiv, der Gemeinname oder der Eigenname vorangehen. S. Schol. A ad Il. β, 839. 877. In den Handschriften findet ein grosses Schwanken statt.7) — Steht die Präposition zwischen einem Genetive und dem dazu gehörigen, von ihr regierten Substantive, so erleidet sie nach der Ansicht der meisten alten Grammatiker die Anastrophe nicht.8) (Schol. ad Il. μ, 462: λᾶος ὑπὸ ῥιπῆς.) Il. u, 497 βοῶν ὑπὸ πόσσ᾽ ἐριμύκων. Steht die Präposition zwischen zwei beigeordneten Substantiven, so tritt Anastrophe ein, als: νηῶν ἄπο καὶ κλισιάων, Ἀγαμέμνονος πέρι καὶ Ἀχιλλέως.

Wenn die von ihrem Verb getrennte Präposition dem Verb nachfolgt, so erleidet sie ebenso wie bei einem ihr vorangehenden Substantive oder Pronomen die Anastrophe, aber nicht, wenn sie dem Verb vorangeht, als: Il. f, 57 φυγὼν ὕπο νηλεὲς ἦμαρ. Il. b, 699 τότε δ̓ ἤδη ἔχεν κάτα γαῖα μέλαινα. (Il. g, 243 τοὺς δ̓ ἤδη κατέχεν φυσί- ζοος αἶα.) Streitig war der Fall, wenn ein oder mehrere Wörter dazwischen treten, als Il. ε. 308 nach Ptolemäus ὦσε δ̓ ἄπο ῥινόν, aber ἀπὸ ohne Anastrophe Herodian; ebenso bei Präposition und Substantiv, als k, 335 κρατὶ δ̓ ἔπι Ptolemäus, ἐπὶ Herodian. Geht aber die von ihrem Kasus oder von ihrem Verb getrennte Präposition voran, so tritt die Anastrophe nicht ein, weil die Selbständigkeit dann nicht so vorhanden ist. Il. ψ, 798 sq. κατὰ μὲν δολιχόσκιον ἔγχος Θῆκ᾽ ἐς ἀγῶνα φέρων, κατὰ δ̓ ἀσπίδα. g, 261 κατὰ δ̓ ἡνία τεῖνεν ὀπίσσω. a, 67 ἡμῖν ἀπὸ λοιγὸν ἀμῦναι. h, 163 τῷ δ̓ ἐπὶ Τυδείδης ὦρτο. Il. e, 566 περὶ γὰρ δίε ποιμένι λαῶν. Od. z, 40 πολλὸν γὰρ ἀπὸ πλυνοί εἰσι πόληος. Über die falsche Schreibart ἄπο (= ἄπωθεν) s. Anm. 1. Nach den Schol. Ven. A. ad Il. γ, 440: παρὰ γὰρ θεοί εἰσι καὶ ἡμῖν, wollte Herodian an dieser Stelle πάρα schreiben, weil das Kompositum πάρεισι lautet.9)

Wenn aber die ihrem Substantive oder Pronomen oder Verb nachgesetzte Präposition apostrophiert ist, und nach ihr keine Pause durch Interpunktion eintritt, so giebt sie nach der Lehre der alten Grammatiker ihren Ton auf.10) Denn durch die Elision wird die Präposition einerseits geschwächt, andererseits mit dem folgenden Worte eng verbunden. Il. b, 374 χερσὶν ὑφ᾽ ἡμετέρῃσιν (ubi v. Spitzner). k, 273 λιπέτην δὲ κατ᾽ αὐτόθι πάντας ἀρίστους. y, 377 τὰς δὲ μετ᾽ ἐξέφερον Διομήδεος ἄρσενες ἵπποι. k, 83 νύκτα δι᾽ ὀρφναίην. Wenn aber nach der apostrophierten Präposition eine Pause durch die Interpunktion eintritt, so behauptet sie ihren Ton, als: Od. r, 246 ἄστυ κάτ̓: αὐτὰρ μῆλα κτλ., sowie auch nach Aristarch ausnahmsweise Il. s, 191 στεῦτο γὰρ Ἡφαίστοιο πάρ᾽ οἰσέμεν ἔντεα καλά, damit die Präposition nicht mit οἰσέμεν verbunden werde. Hingegen d, 97 τοῦ κεν δὴ πάμπρωτα παρ᾽ ἀγλαὰ δῶρα φέροιο = a quo auferas.

Ausser den angeführten Fällen erfahren die Präpositionen noch in folgenden die Anastrophe, a) das poet. ἄνα, entsprechend dem deutschen auf denn! Il. z, 331 ἀλλ᾽ ἄνα. Eur. Troad. 98 ἄνα . . ἐπάειρε; b) in Prosa und Poesie μέτα, πάρα, ἔπι, ἔνι, ὕπο statt des mit diesen Präpositionen zusammengesetzten Indikativs des Präsens von εἶναι, als: ἐγὼ πάρα. Manche wollten auch πέρι schreiben, wenn es adverbiell gleich περισσῶς stehe. Il. k, 244 οὗ περὶ (πέρι) μὲν πρόφρων κραδίη. Il. f, 105 καὶ πάντων Τρώων, περὶ (πέρι) δ̓ αὖ Πριάμοιό γε παίδων (und ganz besonders). Il. p, 186 περὶ (πέρι) μὲν θείειν ταχύν. n, 554 περὶ (πέρι) γάρ ῥα Ποσειδάων . . Νέστορος υἱὸν ἔρυτο. 727 οὕνεκά τοι περὶ (πέριδῶκε θεὸς πολεμήϊα ἔργα. Die Handschriften schwanken an diesen Stellen zwischen περί und πέρι; aber Herodian (Schol. Il. β, 831) will von πέρι = περισσῶς nichts wissen.11)

Die Konjunktion ὡς, wie, wird in Handschriften und bei Neueren mit dem Gravis (Akut) versehen, wenn sie dem Substantive, zu dem sie gehört, nachgesetzt wird, was aber nur in der Dichtersprache vorkommt. Il. e, 78 θεὸς δ̓ ὣς τίετο δήμῳ. Od. l, 413 κτείνοντο ούες ὣς ἀργιόδοντες. Od. b, 47 πατὴρ δ̓ ὣς ἤπιος ἦεν. Die alten Grammatiker wissen von dieser Lehre nichts; s. den folgenden Paragraphen.(Smyth 175)

1 G. Hermann z. Elmsleys Medea (1822) S. 393, Buttmann, Gr. II, 376^{2} u. a.; s. Curtius, Leipz. Stud. 3, 321 ff.; Benfey, Gött. Nachr. 1878, 176 ff.

2 S. Hermann de em. rat. Gr. gr. p. 103. 106; Göttling, Accentl. S. 378; Lehrs, Quaest. epic., p. 72 sqq.

3 Lehrs p. 94 sqq.; Spitzner, Comment. de acc. incl. Viteb. 1832, p. 5 sqq.

4 Vgl. Hermann l. d., p. 102; Göttling a. a. O., S. 381; Spitzner ad Il. epist. ad Hermannum, p. 13. — Die Lehre der Alten giebt Lehrs l. d. p. 98.

5 Vgl. Spitzner ad Il., p. 261.

6 S. Lehrs l. d. p. 79 sqq.

7 Vgl. Schneider ad Plat. Civ. 5. 457, b γυναικείου περὶ νόμου, andere πέρι.

8 S. Spitzner ad Il. l. d.; Lehrs l. d., p. 84 sqq.

9 S. Lehrs l. d. p. 93 sqq.

10 S. Lehrs l. d. p. 75 sqq.; Spitzner ad Il. ς, 244.

11 S. La Roche, Hom. Unters. 337 ff. Jos. Kuhl, Prgr. Jülich 1883, S. 9.

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