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45. Epenthese oder Einschiebung der Vokale.Vgl. Christ, Grundz., S. 69 ff.; L. Meyer V. Gr. I^{2}, 1, S. 376 f.; Curtius, Et.^{5}, S. 718 ff. u. sprachvergl. Beitr. I, S. 39 ff.; G. Meyer 109^{2} ff.

Epenthese heisst die zur Erleichterung der Aussprache von Konsonantengruppen angewendete Einschiebung der Vokale ε und α, seltener ο und ι, zwischen die ursprünglich verbundenen Konsonanten (Muta c. Liquida, Liq. c. Liq., Liq. c. Muta). Man bedient sich dafür auch des Ausdruckes Vokalentfaltung, Anaptyxis (ἀνάπτυξις Cramer An. Ox. I, 63, 13), sowie der fremdartigen indischen Bezeichnung Svarabhakti d. i. Vokalbruch. Sehr häufig nimmt bei dieser Erscheinung der eingeschobene Vokal von dem der benachbarten Silbe seine Färbung an.

Der am Häufigsten zu diesem Behufe gebrauchte Vokal ist ε, als: στυφ-ε-λός neben στυφλός, στροβ-ελός neben στρεβλός, ἄφ-ε-νος neben ἄφνος Pind. fr. 219 (240), ἀφνειός, sk. ap-nas (Ertrag, Besitz), φέρενα Herodian II, 939 aeol. st. φερνή, Ἀρεπυῖαι Et. M. 138, 21 u. Vaseninschr. (Kretschmer K. Z. XXIX, 427) für Ἁρπ., ἀλ-ε-γεινός ep. st. ἀλγεινός, ἀλ-έ-ξω [root ] ἀλκ, vgl. ἀλκή, π-έ-λεθρον st. πλέθρον, Π-ε-λειάδες st. Πλειάδες, στ-ε-ροπή neben ἀ-στραπή; seltener ist ο, als: σκόρ-ο-δον, Knoblauch, neben σκόρδον (att. Inschr. Kaiserzeit), vgl. Σκορδεία thess. Patronymikon, Prellwitz dial. Thess. 3; ὀρόγυια Pind. P. 4, 228, Aristoph. frg. 942 K., ἑκατοντορόγυιος Av. 1131, ὀρέγυια Steph. Byz. v. ἀγυιά, nb. ὀργυιά, μόλυβδος μόλυβος βόλιμος vgl. plumbum, ἕβδομος dor. ἕβδεμος aus ἕπτ-μος, ὄγδοος ὄγδοϝος aus ὄκτ-ϝος; häufig wiederum α, als: σκινδαλ-α- μός neben σκινδαλμός, β-ά-ραγχος Hipponax b. Herodian II, 220 st. βράγχος, Heiserkeit, βαράγχια = βράγχια, Kiemen, γ-ά-λακτ) vgl. γλάγ-ος, γλακτοφάγος Il. n, 6, γ-ά-λως, l. glos, μαλακός und μαλκός (Hesych.), vgl. βλάξ aus μλάξ, χ-ά-λαζα, sk. hrâduni (Unwetter), l. grando, τ-α-ράσσω neben θρά̂σσω, παλ-ά-μη neben palma (? oder ist letzteres aus palima geworden? L. Meyer I^{2}, 1, 335), πλόκ-α-μος neben πλοχ-μός; selten ι, als: ταρῖχεύω neben ταρχύω, πυκ-ι-νός neben πυκνός, π-ι-νυτός [root ] πνυ neben πε-πνῦ-σθαι (s. indes Bezzenberger Btr. II, 272). Es versteht sich übrigens von selbst, dass wir nicht entfernt in der Lage sind, überall mit genügender Sicherheit zu entscheiden, was Vokaleinschub und was umgekehrt Vokalausstossung ist.

Anders beschaffen ist daspleonastischeη in Wörtern wie εὐ-η-γενέος Il. λ, 427 u. εὐηγενέων ψ, 81, wofür aber Bekk. richtiger εὐηφενέος, εὐηφενέων mit Aristoph. u. Rhian. liest, v. εὖ u. ἄφενος; ὑπερ-ήφανος mit seinen Derivatis (ὑπερηφανέοντες Il. λ, 694 von Doederlein Gloss. 2192 zu ἄφενος gestellt), ἐπ-ή-βολος Od. β, 319, so auch συν-η- βολίη Ap. Rh. 2, 1159, ἐπηετανός, wenn es von ἔτος ϝέτος kommt (ἐπ-η- ϝετανός, vgl. das dem ϝ vorgeschlagene α u. ε), u. nicht vielmehr nach Curtius, Et.^{5}, 385 zu αἰεί gehört; ferner in den Ableitungen wie πολιήτης (st. πολίτης) bei Hom. und anderen Dichtern und immer bei Herodot2) (vgl. die Kompos. πολιάοχος Pind. [πολιᾶχος lakon. Inschr. Röhl 79], πολιανομεῖν Plat.), μυθιήτης, ὀφιήτης (Bekk. An. II. p. 524. Eust. ad Dionys. Perieg. 1010), λοφιήτης, Ἰουλιήτης u. a.3)

Die ionische Mundart schiebt vor der Endung der Pronomina οὗτος, τοιοῦτος, αὐτός, ἑωυτοῦ im Gen. u. Dat. Sg. u. Plur. Mask. Neutr. (Akk. Pl. M.) ein ε ein; wenigstens steht bei Hippokr. unzählige Male τουτέου, τουτέῳ, τουτέων, τουτέοισι, αὐτέων u. s. w., vgl. § 111, 2, Littré Hippokr. I, 496. Die Inschr. haben bisher nichts dergleichen geboten; auch aus Herodot haben die Hsg. τουτέων αὐτέων (als Gen. masc.) beseitigt, und so beseitigt Gomperz (Apologie d. Heilkunst, S. 88) dies ε auch bei Hippokrates. Zusammentreffen zweier Vokale in zwei auf einander folgenden Silben oder Wörtern.

1 Vgl. Christ, Grundz., S. 69 ff.; L. Meyer V. Gr. I^{2}, 1, S. 376 f.; Curtius, Et.^{5}, S. 718 ff. u. sprachvergl. Beitr. I, S. 39 ff.; G. Meyer 109^{2} ff.

2 S. Bredov., dial. Herod. p. 33 sq.

3 S. Lobeck ad Phryn. p. 699 sq.

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