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176. Deklination von ti/s, ti\s, o(/stis.

Das unbestimmte Pronomen τὶς, τὶ, wer, was, ist durch alle Kasus aller Numeri enklitisch, das Fragpron.: τίς, τί, quis? quid? behält den Accent in allen Formen auf ι.

Im Genetive und Dative Sing. des Mask. und des Neutr. haben beide Pronomina auch die mit dem Artikel zusammenfallende Form τοῦ, τῷ. Diese Formen sind enklitisch, wenn sie dem Indefin., aber orthotoniert, wenn sie dem Interrog. angehören (§ 88). Statt τινά (Neutr. Plur.) sagen die Attiker auch ἄττα, die alten Ionier (nicht Herodot) ἄσσα, welche Form oft nach Adjektiven gebraucht wird, um eine ungefähre Bestimmung anzugeben, als: δεινὰ ἄττα, μικρὰ ἄττα, bei Homer nur Od. t, 218 ὁπποῖ᾽ ἄσσα; es geht auch wohl dem Adj. voran, wie Plat. Phaed. 60, e ἦν γὰρ δὴ ἄττα τοιάδε, vergl. Thom. Mag. p. 20; selten steht es allein, als: ποιεῖν ἄττα Plat. Civ. 1. 339, d. Übrigens ist diese Form nicht enklitisch; hervorgegangen ist sie aus den erstangeführten Verbindungen, wo eigentlich πολλά ττα d. i. πολλά τια (τjαgesagt wurde; daraus hat sich ἄττα in Folge verdunkelten Verständnisses losgelöst. Vergl. Ahrens, Formenl. § 44, Anm. 3; Wackernagel, Kuhns Zeitschr. XXVIII, 121 ff.; unten Anm. 2. Dem ἄττα, ἄσσα entspricht das relative ἅττα att., ἅσσα Hom. öfters, Hdt. 1.47. 138. 197, auch [Xen.] R. Ath. 2, 17 ohne Variante, wo man jetzt ἅττα schreibt; entstanden ist es aus ἅ-τια ἅτjα.

Das Pronomen ὅστις, ἥτις, ὅτι (entst. aus ὅς, , und τὶς, τὶ § 175, Anm. 2), quisquis, quicunque, wird doppelt flektiert und nimmt auch wie τὶς im Gen. und Dat. Sing., oft auch im Gen. und Dat. Pl. die kurzen, mit dem Artikel zusammenfallenden Formen an, in welchem Falle die Form des Relativs, wie in ὁπόσος, ὁποῖος, unverändert bleibt.

Sing. N. τὶς, wer? N. τὶ τίς, quis? τί, quid?
G. τινός oder τοῦ1 τίνος oder τοῦ
D. τινί τῷ2 τίνι τῷ
A. τινά N. τὶ τίνα τί
Plur. N. τινές N. τινά u. ἄττα τίνες τίνα
G. τινῶν τίνων
D. τισίν τίσιν), τοῖσι Soph. Tr. 984
A. τινάς N. τινά u. ἄττα τίνας τίνα
D. N. A. τινέ τίνε
G. D. τινοῖν τίνοιν

Singular. Plural.
N. ὅστις ἥτις ὅτι3 οἵτινες αἵτινες ἅτινα od.) ἅττα
G. οὗτινος od.) ὅτου4 ἧστινος ὧντινων od. (selt.) ὅτων
D. ᾧτινι od.) ὅτῳ5 ᾗτινι οἷστισιν) od. (selt.) ὅτοισι (ὅτοις αἷστισιν οἷστισιν
A. ὅντινα ἥντινα ὅτι οὕστινας ἅστινας ἅτινα od. ἅττα
Dual. N. A. ὥτινε, f. [ἅτινε], ὥτινε (S. OC. 1673), G. D. οἷντινοιν, [αἷντινοιν].

Anmerk. 1. Über die Betonung von ὧντινων, οἷντινοιν, αἷντινοιν s. § 89, Anm. 2 u. 5. Die negativen Komposita von τὶς: οὔτις, οὔτι, μήτις, μήτι, Keiner, Nichts, haben die Flexion des einfachen τὶς, als: οὔτινος, οὔτινες u. s. w. Statt οὔτις, μήτις gebraucht die Prosa οὐδείς, μηδείς; das Neutrum aber kommt (in adverbiellem Gebrauche) auch in der Prosa oft vor.

Anmerk. 2. In betreff der Dialekte ist Folgendes zu bemerken: a) τὶς und τίς: κίς thessal. (§ 175, Anm. 1), σὶς, σί kypr., τίρ st. τίς lakon. nach Hesych.; σά (st. σσά, aus τια τjα) megarisch = τινά und τίνα (σὰ μάν der Megarer Ar. Ach. 757), daraus erklärten schon die Alten ἅσσα. Scholl. L. V. ad Il. α, 554: ἅσσα: ἔστι δὲ κατὰ τὸν Ἡρωδιανὸν δύο μέρη λόγου, τὸ ἄρθρον (sc. ὑποτακτικόν, Relativ), καὶ τὸ σά Μεγαρικὸν δηλοῦν τὸ τινά. Eustath. 148, 39 σά, δηλοῖ τὸ τινά Μεγαρικῶς καὶ Δωρικῶς. Et. M. 157, 48.6) Im Kretischen flektierte τίς mit μ statt ν, daher ὄτιμι Gortyn. Taf. (doch das. V, 26 οἴτινες), μηδιμι Kreta C. I. Att. II, 547 st. μήτιμι, nach att. μηδενί entstellt; Dat. τιμάσι (so Bücheler f. τιμᾶσι) τισίν Hesych. — Του kennt auch der gew. Dorismus, Inschr. Epidaur. D.-I. 3339, Z. 114 (ὑπό του ἀγρίου ἕλκεος). In der lesbischen Mundart kommen neben den gewöhnlichen Formen von τίς: τί, τίνα, τίνες u. s. w., der Dat. τίῳ Sapph. 104 st. τίνι und τίοισιν 168 st. τίσιν vor, vergl. ion. τέῳ und τέοισι.

Altionische (Homer.) und neuion. Mundart:

S. N. τὶς, τὶ τίς, τί
G. τέο Hom., τεῦ Hdt. τέο Hom. u. Hdt., τεῦ Hom., τέου Archi-loch. fr. 95
D. τέῳ Hom. u. Hdt.; τῷ Hom. (Od. κ, 32 u. ö.). τέῳ Hdt. Anaxagor.
A. τινά, τὶ τίνα, τί
P. N. τινές, τινά, ἄσσα § 176, 2 τίνες, τίνα
G. τέων Hdt. τέων Il. ω, 387. Od. z, 119. ν, 200
D. τέοισι Hdt. τοῖσιν Od. κ, 110 nach Aristarch, τέοισι Hdt.
A. τινάς, τινά, ἄσσα
Dual. τινέ
b) ὅστις

S. N. ὅστις dor., böot., alt- und neuion. (ὄστις lesb.) ἅτις dor. u. s. w., ἥτις alt- und neuion. ὅτι alt- u. neuion., böot., dor.
ὅττι Hom., ὄττι Sapph., Alc. Inschr.
ὅτις Hom.
G. οὗτινος Hom. und dor., ὅτινος dor. decr. Amphict., ἧστινος.
[ὄττω unsichere Konj. Sapph. 13]; ὅτευ alt- u. neuion.; ὅττεο Od. a, 124. x, 377; ὅττευ Od. ρ, 121.
D. ὅτινι dor. decr. Amphict., arkad., ὄτιμι Gortyn.
ὅτεῳ alt- u. neuion.
ὅτῳ Il. μ, 428 (aber Zenod. ὅτεῳ, s. Spitzn.). Ap. Rh. 1, 466. 2, 412; ᾧτινι Hes. Op. 31.
A. ὄττινα äol. D.-I. 293, ὅντινα alt- u. neuion., ὅτινα Il. χ, 450. Od. q, 204; ἅντινα dor., ἥντινα alt- u. neuion; ὅτι alt- u. neuion., ὅττι Hom.; ὄττι lesb.
P. N. οἴτινες Alc. 96, ὄττινες? äol. D.-I. 281 *b, 29; οἵτινες alt- u. neuion., αἵτινες neuion.
G. ὅτεων altion. (Od. κ, 39) u. neuion.
D. ὁτέοισι altion. (Il. ο, 491) u. neuion.
A. οὕστινας alt- u. neuion., ὥστινας böot., ὅτινας Il. o, 492, ὄττινας Sapph. 12; ἅστινας altion. (Od. θ, 573) u. neuion.; ὅτιν̓ (v. l. ὅτι) Il. x, 450, ἅσσα (ἅσς᾿) Il. α, 554 und sonst öfters, Hdt. 1.47. 138. 197. Hipp. VIII, 276.

Anmerk. 3. Die Verdoppelung in ὅττι, ὄττινες u. s. w. rührt wie die in ὅππως u. a. von dem Digamma her, welches hinter τ (π) stand (kaum, wie Wackernagel, K. Z. 27, 89 ff., G. Meyer 192^{2}, von dem urspr. δ des Neutrums Sing., welches δ in die übrigen Formen übertragen sei). Eine sehr ausweichende Flexion von ὅστις zeigen die Gortyn. Tafeln, wo ausser ὄτιμι und οἴτινες sich Folgendes findet: Formen mit unverändertem zweiten Element G. sg. m. ὦτι, n. pl. ἄτι; sodann Fem. ὀτεία Dat. ὀτείαι, wozu Hesych. τεῖον: ποῖον, Κρῆτες zu vergleichen. Also ist ὀτεία = ὁποία, zugleich aber kaum zu trennen von ion. ὅτεῳ, τέῳ, τέοισι u. s. w., aus welchen im Attischen ὅτῳ, τῷ, τοῖσι u. s. w. hervorgegangen sind. Wir haben somit (Schmidt, K. Z. 25, 93) neben τι einen erweiterten Stamm τειο, τεο, zu dem eine Vorstufe in dem Gen. τέο liegen kann. Anders freilich Wackernagel, K. Z. 29, 149, der, auf ὄττω bei Sappho und τῷ, ὅτῳ bei Homer gestützt, den Zusatz des ε in diesen Formen für später erklärt und τῷ = πῷ nimmt (St. πό-, wie lat. quo- nb. qui-). — Eine merkwürdige Form ist lokr. ϝότι, Dial.-I. 1479 A 6, mit thessal. πόκκι (§ 175, Anm. 2) zusammenzustellen.

Anmerk. 4. Die verkürzten Formen von ὅστις kommen in der att. Prosa nur selten vor: ὅτου Xen. An. 3. 1, 20. 5. 1, 6. ὅτων Xen. Oec. 3, 2. An. 7. 6, 24 (st. ὅταν od. ὅτου der codd.). ὅτοισι Andoc. 3.16. Bei den attischen Dichtern aber sind sie sehr häufig, besonders ὅτῳ, dann ὅτου Aesch. Pr. 170. S. Aj. 33 und sonst öfters, ὅτων S. OR. 414, ὅτοις Tr. 1119. ὅτοισι Ant. 1335. Ar. Eq. 758. Die den kürzeren Formen entsprechenden längeren kommen bei ihnen fast nirgends vor; denn S. OC. 1673 ist mit Badham ὥτινε st. ᾧτινι zu lesen; es bleiben nur (Nauck, Eurip. Stud. II, 36) Eur. Hipp. 903 ᾧτινι und Ar. P. 1279 οἷστισι. Auch die att. Inschr. haben fast nur ὅτου, ὅτῳ, ἅττα, nirgends οὗτινος, ἅτινα ([ᾧ]τινι II, 501); vom Gen. und Dat. Plur. sind noch keine Beispiele. Meisterhans 123^{2}, nach Schmolling, Progr. Stettin Mariengymn. 1885; Nauck, Mélanges V, 223, möchte auch aus den Prosaikern die längeren Formen (Andoc. 2.10. Lys. 1.37. 38. 2, 21 u. s. w.) beseitigen. S. noch v. Bamberg, Zeitschr. f. G.-W. 1886, Jahresb. S. 37, nach Karlowa, Progr. Pless 1883 (οὗτινος, ᾧτινι, ἅτινα b. Lysias [falsch], Isokr., Isae., Dem. nicht vorkommend).

Anmerk. 5. Ausser dem Indefinitum τὶς gab es noch ein anderes: α?̓μός oder vielmehr ἁμός (Ahrens, D. II, 37), dem die Bedeutung von εἶς, τὶς beigelegt und das dorisch genannt wird. S. Scholl. ad Od. α, 10 u. Et. M. 95, 21 sqq. Das Gothische hat ein entsprechendes Indefin. sum-s, irgend einer (davon sum-an, einst, einmal); dass diese Wörter mit ἅμα = unā, ὁμοῦ, sk. sama zusammenhängen, ist nicht unwahrscheinlich.7) Die Form ἀμός selbst wird nur von Grammatikern angeführt; sie hat sich aber in der ion. Zusammenfügung οὐδαμοί und μηδαμοί (= οὐδένες, μηδένες) erhalten, so wie auch in mehreren abgeleiteten Adverbien: ἀμόθεν, besser ἁμόθεν, alicunde, Od. α, 10; att. ἁμόθεν γέ ποθεν Plat. Gorg. 492, d. Leg. 7. 798, b. ἁμῃγέπῃ Ar. Ach. 608. Plat. Leg. 5. 736, e. ἁμουγέπου, alicubi, Lys. 24.20 nach Bekkers Verbess., ἁμωσγέπως Pl. Leg. 1. 641, e u. s.;8) dazu kommen οὐδαμοῦ, μηδαμοῦ u. s. f., μηδὲ ἁμοῦ geschrieben C. I. Att. II, 11, 11; οὐθαμεῖ = οὐδαμοῦ Inschr. Epidaur., s. § 187, 1. — Endlich wird von den Grammatikern noch das Pron. δείς, δέν = τὶς, τὶ erwähnt und dafür Alc. fr. 76 angeführt: καί κ̓ οὐδὲν ἐκ δένος γένοιτο; auch bei Demokrit kam diese Missbildung aus οὐδείς (οὐ δείς) vor, während die Attiker durch den Spir. asp. in οὐδείς (οὐδ᾽ εἷς, οὐδὲ εἷςdavor bewahrt wurden.(Smyth 334)

1 Die kürzeren Formen finden sich auf Inschriften und bei Schriftstellern neben den längeren, auf ersteren jedoch nicht über 300 v. Chr. hinab. Meisterhans, Gr. d. att. Inschr. 123^{2}.

2 Die kürzeren Formen finden sich auf Inschriften und bei Schriftstellern neben den längeren, auf ersteren jedoch nicht über 300 v. Chr. hinab. Meisterhans, Gr. d. att. Inschr. 123^{2}.

3 Auch , τι mit der Diastole geschrieben, zur Unterscheidung von ὅτι “dass”, s. § 93, 1, oder in neuerer Zeit τι in zwei Worten.

4 ὅτου, ὅτῳ m. n., nicht auch fem. (Hermann z. Eur. I. T. 1038, doch daselbst 1071 kaum anders wie als fem. zu fassen). Die Formen οὗτινος und ᾧτινι finden sich weder auf Inschriften, noch bei den attischen Dichtern.

5 ὅτου, ὅτῳ m. n., nicht auch fem. (Hermann z. Eur. I. T. 1038, doch daselbst 1071 kaum anders wie als fem. zu fassen). Die Formen οὗτινος und ᾧτινι finden sich weder auf Inschriften, noch bei den attischen Dichtern.

6 S. Ahrens, dial. II, p. 277.

7 Vgl. Buttmann II, § 146, A. 22; Curtius, Et.^{5}, S. 393.

8 Vgl. Bremi ad Lys., p. 253. Über die Schreibung dieser Wörter s. Schneider ad Plat. Civ. 5. 474, c.

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