previous next


Bemerkungen zu den vorhergehenden Paragraphen.

Die Diphthonge αι und οι ohne folgenden Konsonanten in den Flexionsendungen und in den mit πάλαι zusammengesetzten Adverbien verhindern weder den Akut seine Stelle auf der Antepaenultima, noch den Cirkumflex auf der Paenultima zu nehmen, als: τράπεζαι, γλῶσσαι, ἄνθρωποι, χῶροι, βουλεύεται; πρόπαλαι, ἔκπαλαι, τρίπαλαι, τετράπαλαι, δεκάπαλαι. Der Grund dieser Erscheinung muss in der Schwäche dieser Diphthonge in diesen Fällen liegen, weshalb das αι der Verbalendungen auch elisionsfähig ist (§ 53, S. 237 f.); bei den Nominativen mag die Analogie des Nom. Sing. mitgewirkt haben, wiewohl χώρα χῶραι u. s. w. sich nicht entspricht. Eine Ausnahme machen aber die Optativendungen οι und αι, als: βουλεύοι, βουλεύσαι, λείποι ἐκλείποι, τιμήσαι, sowie das Adverb οἴκοι, domi, zu Hause, mit der Lokativendung, die sich auch in einigen anderen Adverbien erhalten hat, unterschieden von οἶκοι, Häuser, Nom. Pl. Vgl. § 81.

Die Verbindung der beiden Vokale εω in der sogenannten ionisch-attischen II. und bei gewissen Wörtern der III. Deklination, sowie auch in den ionischen Genetiven I. Dekl. auf -εω und den ionischen Pronominalformen ὅτεῳ, ὅτεων wird, da die Aussprache über das ε, welches der kürzeste aller Vokale ist, leicht hingleitet, in Beziehung auf den Accent als Eine Silbe angesehen, als: Ξέρξεω; Μενέλεως; πόλεως; πόλεων; ἵλεως, ἀξιόχρεως, εὔγεως, wie auch in der Dichtersprache in solchen Wörtern εω entweder oft oder sogar der Regel nach mit Synizese einsilbig gesprochen wird (§ 52, 2), d. h. die Natur eines Halbdiphthongs annimmt. Zugleich mag auch dieses ω, das in den meisten Fällen durch Quantitätsverschiebung aus ο entstanden ist, nur eine irrationale oder halbe Länge gewesen sein,12) woraus sich auch die Betonung der Genetive λεώ, λαγώ u. s. w. (st. λεῶ, λαγῶerklären liesse. Endlich ist es nur natürlich, dass bei dem Übergange von πόληος zu πόλεως, ἵληος zu ἵλεως der Accent derselbe blieb, und ferner, dass der Genetiv Pluralis (πόλεων) der Analogie des Gen. Sg. folgte. — Hieran schliessen sich mehrere Adjektive der II. attischen (III.) Dekl., in denen ε durch die Liquida ρ oder λ von ω getrennt ist, wobei gleichfalls die Aussprache leicht über das ε hingleitet, als: δύσερως, δίκερως, φιλόγελως, ὑψίκερως, χρυσόκερως; die Grammatiker begründen diese Betonung damit, dass die attischen Formen keinen verschiedenen Accent bedingten (Herodian I, 245 L.), und sahen wohl -κερος (νήκεροι Hesiod) als Grundform an. Zweifelhaft aber ist die Sache für die mit γῆρας zusammengesetzten, als ἀγηρως, εὐγηρως, ὑπεργηρως, für welche ein formelles Zeugnis des Herodian nicht vorliegt, sondern nur die allgemeine Regel, dass die attische Form den Accent nicht verändere; für ἀγηρως aber ist die Grundform doch ἀγήραος (Homer), und daraus folgt die Betonung ἀγήρως und nun doch auch εὐγήρως (trotz εὔγηροι bei Aristoteles Hippokr.) u. s. w. Manche wollten auch (bei Homer Il. ξ, 229) Ἄθοω betonen, s. das Etymolog. Magn. p. 347: πλανώμενοί τινες ἀναγιγνώσκουσιν ἐξ

Kühners ausführl. Griech. Grammatik. I. T.

Ἄθοω: οὐ γὰρ δύναται τρίτη ἀπὸ τοῦ ω πίπτειν ὀξεῖα: οὐ γὰρ ἔχει πρὸ τοῦ ω τὸ ε, ὡς τὸ πόλεων.

Die Betonung der Wörter ναίχι^,3) εἴθε, poet. αἴθε (nicht ναῖχι, εἶθε), und der mit Enkliticis (§ 88) zusammengesetzten Wörter, als: εἴτε (nicht εἶτε), οὔτε, μήτε, οὔτις, μήτις, ἥτις, οὗτινος, ὧντινων (nicht οὕτινος, ὥντινων), ὥσπερ, ist daraus zu erklären, dass die Enklitika überall nur einen Hochton abgiebt, und auch ναί-χι, εἴ-θε eine verwandte Entstehung haben. Aber das demonstrative δε in ὅδε, τοιόσδε u. s. w. verwuchs nach den Alten (Aristarch, Herodian) mit dem Worte, an das es sich hängte, zu völliger Einheit; darum betonte man (und sollte jetzt betonen) ἧδε, τῆνδε, τοῦσδε, τοιοῦσδε, τοίσδεσσι, gleichwie ὧδε d. i. ὥσ-δε neben ὥσπερ. S. § 172, Anm. 4.

Wenn eine Silbe im Verse durch die Hebung lang geworden ist, so verändert sie ihren Accent nicht, als: λύ̂το st. λυ?́το, ῎ᾶορ st. ῎α^ορ, φίλε st. φι?́λε. S. die Beispiele in § 75, 8.

Wenn ein Wort durch Komposition oder durch Anfügung von längeren Flexions- oder Ableitungssilben wächst, so muss ausser dem scharfen oder gebrochenen Hochtone auch noch ein Mittelton angenommen werden, wie er sich im Deutschen und in anderen Sprachen findet, und wie ihn im Griechischen (unter dem Namen μέση, s. § 78, Anm. 4) mehrere Grammatiker geradezu einführten. Da uns ein Zeichen dafür nicht überliefert ist, so wollen wir ihm das eines durchstrichenen Akuts (¯´) geben. Die Silbe, auf welcher der Mittelton ruht, muss mit einem etwas höheren Tone als mit dem Tieftone gesprochen werden und ist diejenige, welche vor der Komposition oder Verlängerung eines Wortes den Akut oder den Cirkumflex hatte, als: Δή̂μοσθένης (δῆμος), ἐύ̂φροσύνη (εὖ), σώ̂φροσύνη (σώφρων), ῥό̂δοδάκτυλος (ῥόδον), πά̂νδαμάτωρ (πᾶν), ῾ά̂λιπόρφυρα (ἅλς). Bei einer aus vielen Wörtern bestehenden Komposition müssen wir daher auch viele Nebentöne annehmen, wie Pl. Civ. 9. 587 E ἐννεακαιεικοσικαιεπτακοσιοπλασιάκις (17 Silben). Ar. Vesp. 505 ὀρθροφοιτοσυκοφαντοδικοταλαιπώρων (14 Silben). Eccl. 1168—1175 findet sich ein Oxytonon von 78 Silben. Der Mittelton hat ausserdem unzweifelhaft seine Stelle in den Oxytona, wenn sie im Zusammenhange der Rede ihren Hochton verlieren; ferner, wie man vermutet, in allen auf einen Hochton zunächst folgenden Silben, also auch in dem zweiten Teile der cirkumflektierten.4) Bezeugt indes ist über alles dies so gut wie nichts.

1 S. Göttling a. a. O. S. 26 und ad Theodos. p. 249 sq.

2 S. Hermann de emend. rat. Gr. gramm. p. 24 sqq. (für βαθυγήρως u. s. w.), Göttling Lehre v. Accent, S. 287 f. (für εὔγηρως u. s. w.).

3 S. Ellendt, Lex. Soph. unter ναίχι.

4 Üb. d. Mittelton s. Heyse, Ausführl. Lehrb. der deutschen Spr. I, S. 181 f.; Boeckh de metris Pindari p. 54 sqq.; Bopp, vergl. Accentuat. S. 16 u. Anm. 33; Curtius, Jahrb. f. klass. Phil. 1855, S. 342; Corssen, lat. Ausspr. II^{2}, S. 824; Weil-Benloew, Théorie de l'accentuation latine, p. 13 sqq.; Hadley, Curt. Stud. V, 416 ff.; Misteli, üb. gr. Betonung (Paderborn 1875) S. 24 ff. Dass Varro die μέση im Cirkumflex fand, wird Gr. lat. IV, 530 gesagt; wenig erheblich ist die Stelle des Nigidius Figulus bei Gell. N. A. XIII, 26 (25), der den Vokativ Valeri im Unterschiede von Valéri Gen. so betont wissen wollte, dass summo tonost prima, deinde gradatim descendunt. Gellius bemerkt, dass man in seiner Zeit mit der Betonung Váleri sich lächerlich machen würde; Nigidius' Vál[emacracute]ri sollte wohl der Thatsache und der Theorie zugleich Rechnung tragen.

hide Display Preferences
Greek Display:
Arabic Display:
View by Default:
Browse Bar: