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59. Veränderungen des konsonantischen Inlautes. Vorbemerkung.

Die Veränderungen des konsonantischen Inlautes gehen grösstenteils aus dem Streben der Sprache nach Assimilation verschiedener Laute hervor. Die Assimilation ist entweder eine blosse Anähnlichung der Laute, wie z. B. λέλεγ-ται in λέλεκται übergeht, indem die Tenuis τ die Media γ gleichfalls in eine Tenuis, nämlich κ, verwandelt; oder sie ist eine völlige Angleichung der Laute, wie z. B. συνράπτω in συρράπτω übergeht. Die Assimilation ist entwederund dies ist der gewöhnliche Falleine progressive, indem der vorangehende Konsonant sich dem folgenden anbequemt, wie in den angeführten Beispielen; oder sie ist eine regressive, indem der folgende Konsonant sich dem vorhergehenden anbequemt; wie z. B. ὄλ-νυμι in ὄλλυμι übergeht. Oder man kann auch die Sache umkehren und die erstere eine rückwärtswirkende, die letztere eine vorwärtswirkende nennen, wie es Corssen, Ausspr. II^{2}, S. 337 thut. Die Assimilationen sind übrigens zweifacher Art.1) Die einen beruhen auf einem natürlichen Wohllautsgesetze der griechischen Sprache, nach dem die stummen Konsonanten, welche mit einander in Berührung kommen, wenigstens gleichartig sein müssen, so dass sich harte mit harten, weiche mit weichen, gehauchte mit gehauchten verbinden; die anderen gehen mehr von einer gewissen Verweichlichung der Sprache aus, durch welche z. B. bewirkt wurde, dass τ, obwohl ein harter Konsonant, doch vor den harten Konsonanten κ π χ (= κ̔) φ (= π̔), und δ, obwohl ein weicher, vor den weichen γ β nicht geduldet, sondern dem folgenden gleichgemacht wurde. So ging κὰτ κεφαλᾶς, κατχεῦσαι, κὰτ πεδίον, κὰτ φάλαρα in κὰκ κεφαλᾶς, κακχεῦσαι, κὰπ πεδίον, κὰπ φάλαρά über. S. § 42. Die erste Art der Assimilation ist notwendig und gehört allen Mundarten an; die andere aber ist nicht notwendig und daher auch nicht in allen Mundarten von gleicher Ausdehnung, so in der altkretischen von allergrösster. Zuweilen jedoch scheut die Sprache auch den Gleichlaut und sucht ihn dadurch zu heben, dass sie den einen der gleichen Laute umwandelt, als: πεφίληκα st. φεφίληκα, ἀργαλέος st. ἀλγαλέος von ἄλγος. Man nennt dieses Verfahren Dissimilation oder Verunähnlichung.

Ausser der Assimilation und Dissimilation wendet die Sprache, um das Zusammentreffen von Konsonanten im Innern des Wortes, welche sich entweder gar nicht oder nur unbequem zusammen aussprechen lassen, zu beseitigen, noch folgende Mittel an: Ausstossung eines Konsonanten, Umstellung der zusammenstossenden Konsonanten und Einschiebung eines Konsonanten oder Vokals.

1 S. Giese, Aeol. D., S. 90 ff.

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