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52. C. Synizesis.

Synizesis (συνίζησις, συνεκφώνησις) nennt man die in der Schrift nicht hervortretende Verbindung zweier Vokale zu einem Laute, sei es zu einem Mischlaute, in welchem Falle thatsächlich Kontraktion oder Krasis stattfindet, sei es zu einem Halbdiphthonge. Für uns besteht sie nur in der Dichtersprache, wenn der Vers uns nötigt zwei Silben in Eine zu verschmelzen. Sie findet entweder wie die Kontraktion in Einem Worte oder wie die Krasis in zwei auf einander folgenden Wörtern statt, als: νέα, οὔ, wenn dies einsilbig zu lesen ist. Nach dem Vorgange Homers haben sich der Synizese auch die folgenden Dichter bedient.

A) Synizese in Einem Worte findet am häufigsten statt in folgenden Vokalverbindungen: εα, εᾳ, εαι, εη, εῃ; εο, εοι, εου; εω, εῳ; diese Art der Synizese ist bei allen Dichtern häufig, bei Homer am häufigsten, als: νέα (Od. ι, 283, bezweifelt), ῥέα, κρέα, νείκεα, σάκεα, στήθεα, βέλεα, στέατος, Διομήδεα, θεοειδέα, ἀλλοϊδέα (Od. ν, 194, die meisten Hdschr. ἀλλοειδέα; ἀλλοϊδῆ schreibt Cauer, und so lässt sich auch sonst grösstenteils mit gutem Rechte einfach die kontrahierte Form einsetzen, die sich anderwärts bei Homer auch überliefert findet), ἠνώγεα, πελέκεας, ἀσινέας, ἡμέας, ὑμέας, σφέας (aber Il. ε, 567 wird jetzt richtig μέγα δέ σφα^ς gelesen, s. Spitzner ad h. l.), ἐτεθήπεας; ἐᾷ; γνώσεαι, ἐντύνεαι, ἔσσεαι, κέλεαι (auch hier ist die durch andere Stellen belegte Kontraktion zulässig); — Πηλέος Il. p, 21, τ, 216, Od. λ, 478 in Πηλέος υἱέ, wofür Bk. nach Thiersch richtig Πηλῆος υἱέ mit Verkürzung des υι; ebenso Μηκιστέος υἱός Il. b, 566, y, 678; πλέονες (πλεῦνες), ἀελπτέοντες, ἐννεόργυιοι, ἴσχεο (ἴσχευ), ἠρίθμεον, ᾤκεον, ἐθρήνεον, θεοί, θεοῖσιν, χρυσέοις, οἰκέοιτο, χρύσεον, Πηληϊάδεω, χρυσέῳ, selbst mit Verkürzung i. d. Senkung, s. Anm. 3, ἡμέων, στηθέων, πλέων, ὁμαρτέων, εἰδέω, στέωμεν, τεθνεῶτι, μεμνέῳτο, Alles b. Homer; νείκεα, ἵξεαι Hesiod., Νεμέα, ἀδελφεάν, διαπρεπέα, κτέανον, πολυκτέανον; τεαῖσιν, ἐφάψεαι, παραμείβεαι; πνέον, Ἡρακλέος, Νηρέος, ἀδελφεοῖσιν, πορφυρέοις, φοινικέοισιν, Ἀλφεοῦ, οἰκέων, ἀργυρέῳ, πενθέων, γονέων u. s. w., Alles bei Pindar, s. Hermann Opusc. I. p. 253, Boeckh de metr. Pind. p. 290; bei den Tragikern oft in den Endungen εως, εων, als: Μενέλεως, πόλεως, Θησέως, μάντεως, πόλεως, πήχεων, λεώς, νεώς, ferner ἀνεῳγμέναις, Θησέα, Ἀχιλλέα, χρυσέας, χρυσέαις, ἔα einsilb. Soph. Ant. 95. OR. 1451, ἔασον zweisilb. OC. 1192, Νεοπτόλεμος, θεοί; b. Aristoph. selten (Kock, zu Eq. 32): θέασαι Thesm. 280? Pax 906 (ohne Grund Dind. θᾶσαι, das dorisch ist); ἔα, ἐῶ, νεανικήν, νεανιῶν, θεοί u. a. — Theokrit wendet die Synizese nur bei εω am Ende oder in der Mitte des Wortes an, als: ὁμαρτέω, φρουρέωμες, φωνέων.

Seltenere Synizesen in Einem Worte sind: αε nur δαέρων Il. ω, 769; — αοι: ἀοιδαῖς Pind. Nem. 1.1, 18 verdorbener Vers, λαοῖσι P. 12, 12?; αο: τετράορον, τιμάορος, χρυσάορα, Λαομεδοντίαν; αω: ἀωσφόρος (v. l. ἑωσφο<*>ρος), Alles b. Pindar; — ια, ιη, ιῃ, ιαι, ιο: [πόλιας, wofür πόλῖς mit Recht Bk., πόλιος Il. b, 811, φ, 567 m. Var. πόλεος, πόληος], Αἰγυπτίας, Αἰγυπτίη, Ἱστίαιαν, Αἰνιῆνες Il. β, 749?, s. Wilh. Schulze, Qu. Hom. 17; man schreibt mit den Hdschr. Ἐνιῆνες, wie auch Hdt. 7, 132 die codd. ausser R; woher aber das ε st. αι kommen soll, ist nicht ersichtlich; (st. ἱερεύους᾿ Od. ξ, 94 Bekk. ἱρεύ.); alles b. Homer; καρδία b. Aeschylus, wofür Dindorf das äolische κάρζα einsetzt; αἰφνίδιος Aesch. Prom. 680 ist mit Recht von Elmsley in ἀφνίδιος geändert; für das angebl. τὴν ἐπιοῦσαν ἡμέραν Eur. Phoen. 1640 steht in den Hdschr. τὴν εἰσιοῦσαν o. τὴν ἰοῦσαν (nur ein cod. von 1. Hand τὴν ἐπιοῦσαν); auch die anderen Belege, die man aus den Tragikern und aus Aristoph. für diese Synizese beibringt,1) unterliegen ernstem Bedenken; — ιι: Διί Pind. (besser Δί, was Inschr. öfter); — οε: Ὀπόεντος Pind.; — οο: ὄγδοον Od. η, 261 = ξ, 287, von Dindorf in δὴ ὀγδόατον emendiert; — υα, υω, υοι: Il. h, 166 Ἐνυαλίω?ͅ ἀνδρειφόντῃ? für Hesiod. Sc. 3 Ἠλεκτρύωνος giebt Ἀλεκτρώνα auf e. rhod. Inschr. die Besserung Ἠλέκτρωνος an die Hand; unglaubhaft ist viersilbiges κυανώπιδες Aesch. Pers. 559, einsilbiges δυοῖν S. OR. 640 (Trimeter!); dagegen schwer zu beseitigen γενύων Pind. P. 4, 225, Ἐρινύων Eur. I. T. 931. 970. 1456 (Ἐρινῦν schreibt Dindorf); — ηε: ἐπηετανόν Pind., Hesiod. Op. 607, Hymn. Merc. 113; — ηαι: βέβληαι Il. l, 380̣ βούληαι Hes. Op. 647?; — ηε: βασιλῆες Hesiod. Op. 263 (Göttl. βασιλεῖς wie 248).2)

B) Synizese zwischen zwei Wörtern ist bei Homer seltener als bei den Dramatikern. Sie ist im allgemeinen auf die Fälle beschränkt, wo das erstere Wort eines der folgenden ist: δή, , , μή, ἐπεί, ἐγώ, , selten , als: ὅς δὴ ἀφνειότατος Il. υ, 220; (τίς δὴ αὖ Il. α, 540, d. Hdschr. δ̓ αὖ); δὴ ἕβδομον Od. o, 477; εἰ μὲν δὴ Ἀντιμάχοιο Il. λ, 138; (ἀλλ᾽ ὅτε δὴ ὀγδόατον Od. h, 261, ξ, 287, s. oben 3); δὴ ἀμφοτέρωθεν Pind. O. 1.3, 99 (142); in den lyrischen Stellen der Dramatiker, als: Aesch. Ch. 790 πρὸ δὲ δὴ ἐχθρῶν (δὴ ᾿χθρῶν); Ar. Thesm. 1150 οὗ δὴ ἀνδράσιν; οὐκ ἐνόησεν Il. ι, 537; ( ἔμ᾽ ἀνάειρε Il. ψ, 724, besser μ̓, vgl. § 90, 6a), () οὐχ ἅλις ε, 349; Pind. I. 6 (7), 9 (12) ὅτ᾽ ἀμφ᾽ Ἰόλαον, wo Mommsen ὅτ̓ tilgt, Soph. Tr. 84 οἰχόμεσθ̓. Eur. Hec. 1094 οὐδείς. I. T. 1048 εἰδότος. El. 1097 εὐγένειαν; εἰσόκεν Il. e, 466; οὐ μέμνῃ Il. o, 18; οὐχ ὁρῆς Alkman 23, 50; — μὴ ἄλλοι Od. d, 165. μὴ ἡμεῖς Ar. Thesm. 536. μὴ εὕρω (μηὕρω) Ran. 169. ἔλθοι (μὴ ᾿λθοι) Pax 267. μὴ αὐτόν Eccl. 643. μὴ ἄλλην Thesm. 476. μὴ αἴτιος Menand. p. 61 Meinecke, s. dens. p. 556 sq., Ccm. Gr. IV, 127 (Kock, Com. III, 59); hierher gehört die elliptische Formel μὴ ἀλλά c. imperat. im Zwiegespräche: Ar. Ach. 458 Eur. ἄπελθε νῦν μοι. Dic. μὴ ἀλλά μοι δὸς ἓν μόνον, d. i. μὴ τοῦτο λέξῃς, ἀλλά. Aesch. Ch. 917 f. Or. αἰσχύνομαί σοι τοῦτ᾽ ὀνειδίσαι σαφῶς. Clyt. μὴ ἀλλ᾽ εἴφ᾽ ὁμοίως καὶ πατρὸς τοῦ σοῦ μάτας (nicht zu verwechseln mit μἀλλά s. § 51, 3, u. vgl. § 54, A. 3); ferner die Formel εἰ δὲ μὴ ἀλλά (εἰ δὲ μὴ mit οὐ), die eigentlich elliptisch ist, durch den häufigen Gebrauch aber die Bedeutung eines Adverbs (sonst) annahm. Eur. Andr. 241 Herm. τί δ̓; οὐ γυναιξὶ ταῦτα πρῶτα πανταχοῦ; Andr. καλῶς γε χρωμέναισιν: εἰ δέ μὴ οὐ καλά (eigentl. εἰ δὲ μὴ καλῶς χρῶνται). 254. I. A. 916. Ar. Thesm. 288; — ἐπεὶ οὐδ̓ Il. n, 777. ἐπεὶ οὐκ Od. l, 249, ἐπεὶ οὐδ᾽ ἄν Soph. Ph. 948, ἐπεὶ οὐδέν 446; — ἐγώ bei den Attikern: ἐγώ εἰμ̓ S. Ph. 585; ἐγὼ οὔτ̓ Soph. O. R. 332; ἐγὼ οὐ Ar. Eq. 340 (ἐγώ ς᾿ οὐ unmetrisch die Hdschr.); — () in ἀρίγνωτε Od. r, 375. Εὐριπίδη Ar. Thesm. 4, wofür indes nach den Hdschr. ωὐριπίδη z. schr., § 51, 5c, ἱκετεύω Ar. Eccl. 970?

Anmerk. 1. Vereinzelte Fälle sind: εἰλαπίνη ἠέ Hom. Od. α, 226; — ἔα αὐτό Ar. Lys. 945, ἔα αὐτόν Ran. 1243; hier schliesst sich das Pron. wie eine Enklitika an ἔα; so auch, wenn sich ἄν an einen Infinitiv anschliesst, Lys. 116 δοῦναι ἄν (vgl. § 51, Anm. 3); — Eur. Rhes. 685 χρὴ εἰδέναι; — ἴττω Ἡρακλῆς Ar. Ach. 860 (böot. Schwur), sonst nirgends; — ὀκτὼ ὀβολοί Crates (fr. 20 Kock) b. Poll. 9, 62 u. Lynceus b. Athen. 4, p. 132 B; hierfür bieten die Inschriften die Schreibung ohne das ο: ὀκτὼ ᾿βολῶν C. I. Att. II, 834b II, 70; — Il. r, 89 ἀσβέστῳ οὐδ᾽ υἱὸν λάθεν Ἀτρέος (wofür Bentl. ἀσπέτῳ, Barnes u. Bothe ἀσβέστῳ οὐδ᾽ υἷα λάθ᾽ Ἀτρ. vermuten). Od. w, 247 οὐκ ὄγχνη οὐ πρασίη. Ar. Thesm. 269 Ἀπόλλω οὐκ.

Anmerk. 2. Eine ziemlich unbeschränkte Freiheit in der Anwendung der Synizese haben, wenn unseren Fragmenten zu trauen, die äolischen Dichter gehabt. Vgl. Sappho 1, 11 ὠράνω αἴθερος, fr. 68 κείσεαι οὐδέ, mit Verbindung von εαι ου zu einer Silbe (85 ἔγω οὐδὲ). Das ist (Ahrens, Progr. 1868, 18) zu der lateinischen Behandlung auslautender langer Vokale analog. Auch Anakreon (?) fr. 72 B φιλέω οὔτ̓, wo Hephaestion die Verbindung von εω ου zu einer Silbe ausdrücklich bezeugt. Bei Pindar steht Ol. 13, 7 ταμίαι ἀνδράσιν; sehr zweifelhaft ist Pyth. 11, 55 ἄτᾳ (ἁται) εἰ.

Anmerk. 3. Dass aus zwei kurzen durch die Synizese verschmolzenen Vokalen eine lange Silbe hervorgeht, versteht sich von selbst. Wo also zwei kurze Vokale eine kurze Silbe bilden, darf man keine Synizese annehmen, sondern Elision eines Vokales, so wie man, wenn in κρέα, γέρα, κλέα das α kurz gebraucht ist, keine Kontraktion von αα, sondern Elision eines α annehmen muss. Pind. P. 1, 56 οὕτω δ̓ Ἱέρωνι θεὸς (Ἱέρων. θεὸς Ahrens) ὀρθωτὴρ πέλοι. Praxilla fr. 1 Bgk. (von Hephaestion wegen des kurz gebrauchten εο angeführt): ἀλλὰ τεόν οὔποτε θυμὸν ἐνὶ στήθεσσιν ἔπειθον. Wenn aber in dem Hexameter die Synizese in die Thesis vor einem Vokale fällt, so kann wie auch sonst ein langer Vokal oder Diphthong die Synizese eine kurze Silbe bilden, als: χρυσέῳ | νὰ σκήπτρῳ Il. a, 15. δενδρέῳ ἐφεζόμενοι g, 152. ἀργυρέῳ οὐδὲν ὁμοῖον Hes. op. 144. ἀργαλέῃ οὐδέποτ̓ ἐσθλῇ 640 (s. Goettling).(Smyth 60)

1 S. Christ, Metr.^{2}, S. 29 f., Hartel, Hom. Stud. III, 22. L. Meyer, V. Gr. I^{2}, 1, 551 stellt die Behauptung auf, dass die Synizese nicht nur viel zu häufig angenommen werde, sondern dass sie der Homerischen Sprache im Ganzen noch fremd sei. Er vergleicht Διομήδεα mit Τυδῆ, ἐδεύεο mit ὄρσευ, χρυσέη mit Ἑρμῆς, ὄψεαι mit ἔσῃ. Alles indes lässt sich auf diese Weise nicht beseitigen; soll man denn auch θοί, θοῖσι für θεοί, θεοῖσι schreiben? Für die spätere Zeit erhebt auch Meyer weniger Einwendungen; dazu bieten die metrischen Steininschriften, ältere wie jüngere, genug Beispiele der Synizese (Allen, Greek versification in inscr. 102 ff.); es werden also unsere Dichter nicht anders geschrieben haben, und auch den Homer auszunehmen haben wir kein Recht. Doch sind jedenfalls nur Synizesen mit hinlänglich verschiedenen Vokalen zulässig, also nicht συκέη, Διί.

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