previous next


104. Neuionische Mundart.

In der neuionischen Mundart wird wie in der epischen statt des älteren langen α durch alle Kasus des Singulars η gebraucht, als: χώρη, ης, , ην, βίη, ης, , ην, καθαρή, ῆς, , ήν; das kurze α hingegen bleibt in gewissem Umfange im Nominative, Akkus. und Vok., als: βασίλεια (Königin), βασίλειανber falsches μοίρην st. μοῖραν und πρῴρην st. πρῷραν b. Herod. s. § 25, Anm. 6); im Genet. und Dat. aber muss es in η übergehen, als: βασιλείης, βασιλείῃ. S. § 25, 1. 5. u. Anm. 4. Doch entspricht zum Teil wie bei Homer einem attischen εια^ im Ionischen είη: ἀδείη, ἀληθείη u. s. w., ἀτελείη Inschr. Kyzikos (Abstrakta von εσ- Stämmen, Fritsch z. Vokal. d. Herod. Dial. 19 ff.); aber auch (trotz βασίλεια und Homer. ἱέρεια) ἱρείη Priesterin (ἱερέη Kallim. epigr. 40, 1), wo ια^ ursprünglich (das. 12 f.). Ferner steht der ursprünglichen Quantität gemäss οίη für att. οια^ in εὐνοίη, προνοίη, συννοίη (doch διάνοια), ἀπλοίη, ὁμοχροίη, παλιρροίη. Ὠρειθυίην steht 7, 189 (doch R -θυιαν); schwankend Φώκαια^ und Φωκαίη; einhellig überliefert Ἱστιαίη (8, 23—25; vgl. dagegen § 103, 2 a)); Μηδείην steht 1, 2 (Μήδειαν Bk.). Endlich nach ν πρύμνη (auch Hom.), Σμύρνη (Mimnerm. frg. 9), σμύρνη. — Bei Hippokr. ist grosses Schwanken zwischen μίη μία, οὐδεμίη οὐδεμία; aber z. B. νειαίρη für νείαιρα ist falsch nach Ausweis des cod. θ, s. VII, 312. 316. 320 u. s. w. — Der Nominativ der Maskulina geht stets auf ης aus: νεηνίης. — Ausser γῆ, γῆς u. s. w. kommen in den Herodotischen Hdschr. fast nur aufgelöste Formen vor, als: μνέαι, μνέας, μνέων (st. μνεέων, s. Nr. 3, besser μνεῶν; Sg. wohl μνῆ, Fritsch, Vokal. d. Herod. D. p. 19), συκέη, συκέην, συκέων, αἰγέη, αἰγέων, αἰγέας, Gen. Pl. v. γῆ Herod. 4, 198 γέων, γεῶν (v. Nom. γέαι), κυνέη, κυνέην, παρδαλέη, παρδαλέας u. s. w.; βορέης, βορέω (Nr. 2), βορέῃ, βορέην; an einigen Stellen Herodots jedoch haben alle Hdsch. die kontrah. Form: βορῆν 1, 6. 174; 4, 22. 31; 7, 189. 201; βορῆς 6, 44; Ἑρμῆν 5, 7; κυνῇ 4, 180; λεοντῆν 4, 8; γαλαῖ 4, 192, worunter nur die letzte Form bedenklich, die anderen von den Hsg. mit Unrecht beseitigt sind,1während die offenen mit εη beseitigt werden sollten. Denn nach den Inschr. ist εη im Ionischen stets zusammengezogen, als κωλῆν, Λυσῆς, Πυθῆς u. a.; auch aus den ion. Schriftstellern citiert Herodian I, 405. II, 911 f. Ῥῆ = Ῥέη Ῥέα (Pherekyd. Syr.), πλῆ = πλέη πλέα (Diogen. Apollon.), νῆ = νέη νέα (Σαμίων ὧροι); desgl. (II, 889) Μαντίνη a. Μαντίνεια (oder Μαντινῆ, da Homer Μαντινέη?), wie auch bei Herodot 4, 161 cod. C Μαντίνης f. -έης hat. Vgl. § 50, 6 S. 210 f. Ferner γενῆν = γενεήν Aischrion v. Samos b. Athen. VIII, 335, D; vgl. Kallimach. fr. 251; κωλῆν Xenophanes 5; συκῆ Archil. 19, ῥοδῆς 29; πορφυρῆς Semonid. 1, 16 (Renner, Curt. Stud. I, 1, 218). — Von dem Adj. διπλόος findet sich b. Hdt. διπλῆν 5, 90. διπλᾶς 3, 28 neben διπλέη 3, 42 in allen Hdsch., letzteres mit Stein in διπλῆ zu korrigieren. Zu Grunde liegt διπλέη (vgl. kret. διπλεία nb. διπλόος); auch att. διπλῆ ist aus διπλέα (nicht aus διπλόηkontrahiert. So auch Homer διπλῆν, § 103, 4 Anm.

Der Genetivus Sing. der Mask. auf ης geht auf εω aus2) und ist proparoxytoniert, als: δεσπότης δεσπότεω, Λεωνίδης Λεωνίδεω, Ξέρξης Ξέρξεω, Γηρυόνης Γηρυόνεω, νεηνίης νεηνίεω, Παυσανίης Παυσανίεω, Μαρσύης Μαρσύεω, Κώης Κώεω, Ἀλεύης Ἀλεύεω. Geht aber dem ης der Vokal ε voraus, so wird ein ε ausgestossen, und das Wort paroxytoniert, als: βορέης βορέω, Ἀριστέης Ἀριστέω, Ἑρμέης Ἑρμέω; von Κυνέης und Αἰσχρέης stehen Herod. 6, 101. 8, 11 Κυνέου, Αἰσχρέου in allen Hdsch. Nach den Inschr. indes ist die Kontraktion weiter gegangen: von Kontrakta auch im Gen. kontrahiert Πυθῶ u. s. w. Chios, doch anderswo -έω; nach Vokal Ἀσίω, Παυσανίω, Παναμύω, indes auch Ἐρμίεω. Auf jüngeren Inschr. von Erythrai findet sich auch ευ, unter Vermischung von εο und εω, als Ἀρχηγέτευ. S. Bechtel, Inschr. d. ion. Dial, S. 109 u. Bezzenb. Btr. X, 280 ff.

Der Genetivus Plur. sowohl der Feminina als der Mask. geht auf εων aus, als: τιμή τιμέων, οἰκίη οἰκιέων, θυσίη θυσιέων; νεηνίης νεηνιέων; πασέων, πολλέων, μελαινέων, ὑψηλέων (v. ὑψηλή), Μηδικέων (v. Μηδική), λοιπέων (v. λοιπή), αὐτέων (v. αὐτή); ἐουσέων, διαφθαρεισέων, προδουσέων, ἐχουσέων, συμπλευσασέων, λεχθεισέων, φρονεουσέων. Eine Ausnahme machen τῶν und ὧν (nie τέων, ἕων), sowie (nach Kühner) die barytonierten Feminina der Adjektive, Pronomina und Participien auf ος, η, ον, bei welchen die Form des Gen. Plur. der Feminina mit der der Mask. übereinstimmt, als: ὀλίγων, ἀμφοτέρων, ἄλλων, ἑτέρων, ὑμετέρων, σφετέρων, ἄλλων, τούτων, ἁρπαζομένων, μαχομένων, ἁλισκομένων; geht aber ein Vokal vorher, so bieten die Hdschr. häufig die Endung έων st. ων, als: Αἰγυπτιέων, κουριδιέων 6, 138 (v. l. κουριδίων), ἀντιέων, δημοσιέων, τετρακοσιέων, χιλιέων u. s. w., was natürlich wenig Glaubwürdigkeit hat. Auch sonst findet sich in den Handschr. und Ausgaben an mehreren Stellen ῶν st. έων und umgekehrt έων st. ων, als: πασῶν, λοιπῶν, αὐτῶν u. s. w., ἀλλέων, τουτέων, ἐκεινέων, φυλασσομενέων, εἱλευμενέων, οἰκεομενέων u. s. w., und ἀλλέων wird durch ein Epigramm von Naxos bestätigt (ἔξοχος ἀλλέων; ἄλλων wäre undeutlich gewesen).3) Wenn dem εων ein ε vorangeht, so wird wie beim Gen. Sing. der Mask. (Nr. 2) ein ε ausgestossen, oder vielmehr εω wird kontrahiert, als: θηλέων st. θηλεέων Her. 2, 66 v. θήλεα, v. l. θηλεῶν, was richtiger, s. § 143 Anm. 2, Μαλέων (codd. Μαλεῶν) 1, 82 v. Μαλέαι; bei den Oxytona schreibt man allgemein εῶν: ἀδελφεῶν 3, 31 v. ἀδελφεή (2, 142 die Hdschr. und Stein die unmögliche Form γενεέων). Wäre das erste ε ausgestossen, so wäre in θηλέων εω Halbdiphthong, was unmöglich; die Ausstossung des zweiten, betonten ε ist mit Kontraktion gleichbedeutend, und schafft unbedingt Cirkumflex, da doch der Ton nicht zurückgehen kann. Die altion. Form auf άων ist der neuion. Mundart durchaus fremd. Hippokrates bedient sich im allgemeinen der offenen Form εων, wenn die Substantive einen Konsonanten vor der Endung haben, hingegen der geschlossenen (attischen) Form ῶν, wenn sie einen Vokal vor der Endung haben,4) als: ἀρχέων v. ἀρχή, δυσμέων, κριθέων u. s. w., Mask. δημοτέων, δεσποτέων, Σκυθέων u. s. w.; ῶν findet sich nur an wenigen Stellen; Subst. pura: ὠφελειῶν, θεραπειῶν, ἀγρυπνιῶν, ἡλικιῶν, ἰδεῶν, ἐλαιῶν, ῥοιῶν; fast nirgends kommt hier έων vor. So auch ἀδικιῶν e. Inschr. von Oropos. Entsprechend bilden bei Hippokr. die Participia: ἐχουσέων, παρελθουσέων, θερμανθεισέων, ἐουσέων, ausser im Perf. Akt., wo der Endung ein Vokal vorangeht, als: ξυνεστηκυιῶν Hippokr. de aer. aqq. locc. Tom. I, p. 543 (I, 44 L.), wo der gewöhnliche Text ξυνεστηκουσῶν bietet; die barytonierten Participien und Adjektive (Pronomina) bilden den weiblichen Pluralgenetiv dem männlichen gleich, als: ἀρχομένων, θερμαινομένων u. s. w., γυναικείων, ἀναγκαίων, ἄκρων, μεγάλων, ἑτέρων, ἀλλήλων u. s. w. Die oxytonierten Adjektiva impura auf ός, ή, όν haben έων, als: χειμερινέων, μικρέων, obwohl an vielen Stellen ῶν gefunden wird; die Adj. pura hingegen haben wie die Substantiva pura ῶν, als: δεξιῶν. Endlich bilden entsprechend auch die Adj., deren Mask. nach der III. Dekl. geht: μελαινέων, πασέων, aber πλατειῶν, ὀξειῶν. Der Artikel lautet τῶν, das Relativ ὧν; τουτέων, τοιουτέων gehören mit τουτέου, τοιουτέου (§ 111, 1) zusammen, indem es ja auch nicht ταυτέων, τοιαυτέων heisst.

Der Dativus Pluralis5) geht auf ῃσι aus (vgl. § 100, 8), als: τιμῇσι, ἡμέρῃσι, τῇσι, αὐτῇσι. Auf Inschriften findet sich statt ΗΙΣΙ auch wohl ΗΣΙ, als δεσπόνησιν Röhl I. Gr. ant. 501; häufiger ist das in Athen, § 105, 5. Die verkürzte Endung αις ist auf Inschr. von Keos (ταύτ[α]ις), Rhegion (θεαῖς πάσαις) gefunden; bei Archilochos steht ᾗς τὸ πρίν fr. 94 (so richtig Schneidew., Bergk für ἧς), ἀγκάλαις am Versende 23 (ἀγκάλῃς Renner), θαλίῃς τέρψεται 9 (θαλίῃ? Sitzler, Fleck. Jahrb. 125, 509; vgl. Xenophan. 1, 12; Theogn. 778); mit Unrecht wollen Ahrens (Verh. der XIII. Philologenvers. 60 ff. Anm.) und Fick (Bzz. Beitr. IX, 207 f.) den älteren ionischen Elegikern und Iambographen die verkürzte Form vor Konsonanten in der I. wie in der II. Dekl. absprechen, s. Renner, Curt. St. I, 1, 212. (Vgl. § 105, 5 über Solon; § 111, 3 II. Dekl.) Dem Anakreon gesteht auch Fick den Dat. auf αις wie den auf οις zu: 24 κούφαις, 25 ἀήταις, 65 μίτραις (allemal Versende).(Smyth 214)

1 Auch Bredov. dial. Herod. p. 219 sq. und p. 248 sq. will überall die kontrahierten Formen verbannen.

2 S. Bredov l. d. p. 217 sqq.

3 G. Meyer 353^{2} erklärt Kühners Regel für falsch, nach Bredov 221.

4 S. J. Fl. Lobeck, Philologus 1853, S. 21 ff.

5 S. Fritsch, Vokal. d. herod. Dial., S. 34 f.

hide Display Preferences
Greek Display:
Arabic Display:
View by Default:
Browse Bar: