previous next


68. IV. Ausstossung (e)cai/resis) von Konsonanten im Inlaute.

Wenn das Zusammentreffen von zwei oder mehr Konsonanten eine Schwierigkeit oder auch Unmöglichkeit der Aussprache bewirkt, welche weder durch Assimilation noch durch Dissimilation der Laute gehoben werden kann, so sucht die Sprache diesem Übelstande dadurch zu begegnen, dass sie einen oder zwei Konsonanten ausstösst. Am häufigsten geschieht dies bei einer Anhäufung von drei oder vier Konsonanten; fünf Konsonanten stossen in der griechischen Sprache nie zusammen; aber auch gewisse Verbindungen zweier Konsonanten konnten nur durch Ausstossung des einen bequem oder angenehm gemacht werden. Die Fälle, in welchen die griechische Sprache sich dieses Mittels bedient hat oder bedient zu haben scheint (insofern manchmal eine Angleichung der Laute vorhergegangen und dann die Verdoppelung des Konsonanten aufgehoben ist), sind folgende.

Der T-Laut (τ δ θ) verschwindet vor ς und im Pf. u. Plpf. Act. vor κ spurlos. So wird aus ἄνακτ-σι (ἄνακ-σι) ἄναξι, aus παιδ-σί παισί, aus χάριτσι χάρισι (Pind. noch χάρισσι), aus ἴριδσι ἴρισι (b. Homer ἴρισσιν), aus ἀνύτ-σω (v. ἀνυ?́τω) ἀνυ?́σω (zuerst ἀνύσσω), aus φράδ-σω (v. φράζω) φράσσω φράσω, aus πείθσω (v. πείθω) πείσω; vgl. l. claud-o (claudsi), clausi; — aus ἤνυτ-κα ἤνυ^κα, aus ἤρειδ-κα ἤρεικα, aus πέπειθ-κα πέπεικα.

Der Nasal ν verschwindet spurlos vor ς; ist aber ν mit einem T-Laute verbunden, so verschwinden zwar beide Laute vor dem ς, der kurze Vokal aber vor ς wird gedehnt (ε in ει, ο in ου, α^, ι^, υ^ in , , , s. § 38), so dass der Dativ Plur. III. Deklin. in beiden Fällen dieselbe Quantität der Stammsilbe hat wie die anderen Kasus (vgl. Hdn. II, 736), als:

δαίμον-σι wird δαίμοσι λέοντ-σι wird λέουσι
τυφθέντ-σι wird τυφθεῖσι ἕλμινθ-σι wird ἕλμῖσι
σπένδ-σω wird σπείσω δεικνύντ-σι wird δεικνῦσι
τύψαντ-σι wird τύψᾶσι Ξενοφῶντ-σι wird Ξενοφῶσι.

So: τριακοστός aus τριακοντ-τός (τ zu ς nach § 60, 2), κεστός von [root ] κεντ (κεντέω) st. κεντ-τός, G. Meyer 286^{2}; Solmsen, K. Z. 29, 330; auch σαλπίζω d. i. σαλπίσδω st. σαλπίνσδω, oben § 21, 2, Solmsen das. 331, Herodian II, 399, nach welchem ν vor ζ in einem einfachen Worte niemals stehen kann. Doch mit Dehnung ἐκλογιζούσθω aus -ζόνσθω, § 211, 9.

Anmerk. 1. Ausnahmen: Ἐν in der Komposition, als: ἐνσείω, ἐνσπείρω; einige nachklassische (dialektische) Flexions- und Ableitungsformen auf [σαι und] σις von Verben auf νω, als: [πέφανσαι unbelegbar, v. φαίνω], von Aristoteles ab θέρμανσις (v. θερμαίνω), πάχυνσις (v. παχύνω), ὄσφρανσις v. ὀσφραίνομαι, κύμανσις v. κυμαίνω), ἅδρυνσις (v. ἁδρύνω), ξήρανσις (v. ξηραίνω), ὕφανσις (v. ὑφαίνω), πέπανσις (v. πεπαίνω1); die Substantive ἕλμινς, Bandwurm, [ πείρινς, Wagenkorb,] Τῖρυνς, G. νθος, s. § 57, 3; lateinische Namen wie Ῥαμνήνσης u. Λουκερήνσης Plut. Rom. c. 20 (doch fällt auch hier ν meist aus, wozu es schon im Lateinischen neigte, als Κλήμης -μεντος); b. Hom. κένσαι Il. ψ, 337 v. [root ] κεντ (κεντέω), um den Stamm nicht unkenntlich zu machen. Die Komposita mit παν haben vor ς fast durchweg παν, selten πας, als: πανσέληνος, πάνσεμνος, πάνσκιος, πάνσκοπος, πάνσμικρος, πάνσοφος, πανσπερμία, πανστρατιᾷ, πανσυδίᾳ, πάνσυρτος u. a.; aber πάσσοφος Plato nach überwiegender Überlieferung, s. Schneider, Plat. Civ. T. III, p. 203; Schanz, Praef. Euthyd. V);2) Il. β, 12 haben einige Handschriften πασσυδίῃ st. πανς., welches letztere Aristarch vorzog (s. Spitzner ad h. l.), X. Cyr. 1. 4, 18 πασσυδί, aber Th. 8.1 in fast allen Handschr. πανσυδί (s. Poppo ad h. l. in ed. Goth.). Die Komposita mit πάλιν assimilieren vor ς das ν oder werfen es (vor ς mit einem Konsonanten) ab; vielfach aber wird in ersterem wie in letzterem Falle παλιν geschrieben, als: παλίσσυτος, παλίνσοος (Nonnus); παλίστρεπτος u. παλίνστρ., παλίστροφος u. παλίνστρ.; vgl. auch παλίνζωος (Nonn.) [παλίψηστος v. l. für παλίμψηστος]. — Das ν von σύν assimiliert sich in der Komposition einem folgenden ς, auf das ein Vokal folgt, als: συσ-σείω (aus σύν u. σείω); wenn aber auf ν ein ς mit einem Konsonanten oder ein ζ = σδ (Buttmann, Ausf. Spr. 90) folgt, so verschwindet ν spurlos, als: σύστημα aus σύν-στημα, συζυγία aus συν-ζυγία. Über ἀνστάς, ἄνσχετος u. s. w. s. § 42, 2. Es versteht sich aber, dass bezüglich der Behandlung aller Komposita der Schreibgebrauch sehr geschwankt hat. Die alten Attiker assimilieren auf den Inschriften auch ἐν vor ς, in der Komposition wie vor Nomina, als ἐς Σάμωι, ἐσστήληι od. ἐστήληι oder (mit Ersatzdehnung) εἰστήληι, Meisterhans 86^{2}; doch hört dies um 250 v. Chr. auf, und man schreibt ἐν, was dann in der alexandrinischen und römischen Zeit überhanpt vor allen Konsonanten steht, oben § 61, Anm. 1; ebenso σύν. — In νήφοσι (Dat. Pl. st. νήφουσι v. νήφω, bin nüchtern, b. Theogn. 481. 627, § 132, Anm.) scheint sogar ντ spurlos verschwundenber χαρίεσι s. § 120, Anm. 10), während in τάλᾶς, μέλᾶς (G. α^νος), κτείς, εἷς (G. ενος), εἰς (st. ἐνς), in d. Akk. Pl. der I. u. II. Dekl., als: τραπέζᾶς st. τραπέζανς v. τράπεζα, λόγους st. λόγονς, und in der 3. Pers. Pl. der Haupttempora, als: βουλεύουσι (aus βουλεύοντι, ονσι) das Verschwinden des blossen ν durch Dehnung des Vokales ersetzt worden ist. Ebenso auch, wenn sonst νς aus ντ geworden ist, als Προβαλίσιος von Προβάλινθος, Ἀμαρύ̂σιος, γερουσία, § 63, 3.

Anmerk. 2. Dass bei den Argivern und Kretern (Thessaliern) sich ν vor ς behaupte, ist § 38, 3 bemerkt worden. Der lesbische Aeolismus gebrauchte unter Beseitigung des ν αι st. , οι st. ου, u. s. w., als: τάλαις st. τάλας, παῖς st. πᾶς, παῖσα st. πᾶσα, πνεύοισα st. πνεύουσα u. s. w., s. § 26, S. 132 f.; die strengdorischen Mundarten dehnten in η st. ει und ω st. ου, als: ἧς st. εἷς, νόμως st. νόμους, ἄγωσα st. ἄγουσα u. s. w., s. § 26, S. 128 ff., oder es fiel auch (in den Endungen) das ν einfach aus, als τός, τάς, § 38, S. 167 f.

Ferner ist (in viel früherer Zeit) der Nasal ν ausgefallen in dem ἀν privativum (sk. an, lat. in, d. un) vor Konsonanten, als: ἀ-παθής, ἄσοφος, aber ἄν-υδρος, ἄν-οικος; doch in d. Hom. ὰμφασίη st. ἀφασίη (wie Cobet, Misc. 404 korrigieren will), Sprachlosigkeit, hat es anscheinend sich vor einem Konsonanten erhalten; ein gleiches Beseitigen des ν ist in beträchtlichem Umfange in der Bildung der Verbalformen von ν-Stämmen und nasalierten Stämmen und in zugehörigen Ableitungen geschehen. Die Sache wird am besten klar an einer verhältnismässig jungen Erscheinung: altgriech. μά̂ν, wahrlich, erlitt Abschwächung einerseits zu μέν (auch dor.-äol.), andererseits zu μά (οὐ μὰ τὸν Δία, und thessalisch μά = δέaber”, Prellwitz, de dial. Thess. 48), während das zunächst zu erwartende μα?́ν sich nur im Eleischen (Dial.-I. 1151, 3) und vielleicht in dor. μάντοι = μέντοι μά̂ν τοι (Epidaur. Dial.-I. 3339, 37) findet; also statt α^ν trat entweder εν oder α^ ein (τὸ ἀποβλητικόν ἐστι τοῦ ν̂, Hdn. II, 835). So stehen auch nebeneinander die Doppelbildungen πένθος und πάθος, βένθος und βάθος, φέγγος und φάϝος; dor. κᾶ und äol. κεν κε (arkad. noch καν in εἴ καν = ἐάν; auch mit Elision εἴ κ̓ ἐπί); ἕνεκα ion. εἵνεκεν; im Dativ Plur. entspricht α dem εν in φρασί = φρενσί (§ 118, 10); ferner beim Nomen (wenn man das Latein. vergleicht) im Akk. Sg. III. Dekl. α^ lat. em, Akk. Plur. α^ς (nur dial. ανς) lat. ēs, im Nom. Sg. ὄνομα, lat. nomen, in Zahlwörtern wie ἑπτά septem, ἐννέα δέκα, u. s. w. Bei den Verba stehen nebeneinander die Wurzelformen πενθ (πείσομαι, πέπονθα) πα^θ (ἔπα^θον, πεπαθυῖα Hom.), γεν (γέγονα, γενήσομαι) γα^ (Hom. γέγα^μεν γεγα^ώς u. s. w.), μεν (μέμονα, τὸ μένος) μα^ (μέμα^μεν, μεμαώς) u. s. w., also stets mit α für ε, während ι^ υ^ (κέκλι^μαι zu κλίνω, πέπλυ^μαι zu πλύνω) natürlich bleiben; α mit Nasal nur in λαμβάνω, λανθάνω, λαγχάνω, μανθάνω, ἁνδάνω, χανδάνω. Einen Teil der hierhergehörigen Erscheinungen wird man auch so fassen, dass α Vokalisierung des ν (μ) ist, als πόδα für πόδ-ν (πόδ-μ), ἔλυσα für ἔλυσ-ν (ν oder urspr. μ Endung des Akkus. bezw. der 1. Person); so auch ἴαττα, kret. = οὖσα: eigentlich ἐσ-ντjα, wofür ἔσατjα, ἔαττα, ἴαττα.3) — Geblieben ist αν vor altem j, indem durch Epenthese sich αιν bildete: nicht nur μέλαινα, sondern auch λέαινα zu λέων, τέκταινα (Gramm.) τεκταίνομαι zu τέκτων, εὐφραίνω εὔφρων, dor. ὀνυμαίνω nenne zu ὄνυμα nomen u. s. w.; doch zu τα Präs. τείνω, zu κτα κτείνω (dor. κταίνω). Selbstverständlich bleibt das auslautende ν des Stammes auch bei einer ursprünglich vokalisch beginnenden Endung, so ἐγεν-όμην, ἔκτανον, kret. mit ε ἔσκενον; der Vokal des Stammes ist ausgestossen in ἔπεφνον, γίγνομαι u. s. w.; auch (vor ι = urspr. j) in αἱμνίον Blutgefäss Odyss. 3, 444 v. αἷμα d. i. αἷμα^{ν} (s. Herodian II, 138), ποίμνιον, ποίμνη zu ποιμήν ποιμαίνω, vgl. bei ρ die Feminina auf -τειρα (entspr. αινα) und -τρια. Über den Wechsel von und με im Anlaut s. § 58, 5.

Anderer Art und späterer Entstehung sind folgende Fälle: Ἀπολλόδωρος u. s. w. von Ἀπόλλων (mehr willkürliche kürzere Bildung als lautlicher Vorgang, vgl. Ποσείδ-ιππος), χειμοθνής χειμόσπορος von χειμών; σωφροσύνη v. σώφρων; κιόκρανον (Meisterhans 92^{2}) von κίων; mehr G. Meyer, Curt. Stud. V, 63 ff. In dem Perf. M. od. P. der Verben auf μπω geht vor den mit μ anlautenden Endungen und dem vor diesen angeglichenen π der Nasal natürlich verloren, als: πέπεμμαι v. πέμπω st. πέπεμμ-μαι, κέκαμμαι v. κάμπτω; ebenso im gleichen Falle das nasale γ vor γμαι, als ἔσφιγμαι von σφίγγω (aber ἔσφιγκται), ἐλήλεγμαι von ἐλέγχω; bei σαλπίζω auch vor κ, ξ, § 343. S. auch § 69, 1.

Sowie die Lautgruppe νς, so waren auch die Lautgruppen μς (immer), ρς, λς dem griechischen Munde und Ohre mehr oder weniger unbequem. Daher erscheint bei der Bildung des Aor. I. Akt. und Med. der Verba liquida das ς in der Flexionsendung ausgestossen, zum Ersatze aber der Stammvokal der vorangehenden Silbe gedehnt, als: ἔσῦρ-α, ἔτῖλ-α, ἤμῦν-α, ἔνειμ-α st. ἔσυρ-σα u. s. w. von den Stämmen συ^ρ, τι^λ, ἀμυ^ν, νεμ (doch liegt als Mittelstufe die im Lesbischen erhaltene Angleichung zu μμ, λλ, ρρ dazwischen, s. § 66, 2); nur bei Homer und sonst in der Dichtersprache kommen einige Fut. u. Aor. auf ρς und λς vor, als: ὄρσω, ὦρσα, ἄρσω, ἦρσα, φύρσω, ἔφυρσα, ἔκυρσα, ἔλσα, κέλσω, ἔκελσα. Vielfach dagegen haben sich die Gruppen ρς und λς im Inlaute stets erhalten, als: θύρσος, βύρσα, ὀλόφυρσις, τέκμαρσις, ἄρσις, πορσύνω, ἄλσος, παράγγελσις u. s. w., ebenso im Dat. Pl. III. Dekl. der Wörter auf ρ, als: ῥήτορσι, und in ἁλσί von ἅλς, während in anderen Fällen (im att. und dorischen Dialekte) ρς zu ρρ angeglichen ist, s. § 29, S. 147 und § 64, 5. Über ρς und λς im Auslaute s. unten § 71.

Da die griechische Sprache eine Anhäufung von drei Konsonanten in etwas grösserer Freiheit nur in der Komposition, in einfachen Wörtern aber nur dann zulässt, wenn der mittlere eine Muta ist (s. oben § 57, 2); so wird, wenn in der Flexion des Verbs an den Stammkonsonanten eine mit σθ anlautende Endung antritt, das ς ausgestossen:

λελείπ-σθων (v. λείπ-ω) wird λελείφθων (§ 60, 1),

λελέγ-σθαι (v. λέγ-ωwird λελέχθαι (§ 60, 1),

δεδέχ-σθαι (v. δέχ-ομαι) wird δεδέχθαι (§ 60, 1),

ἐστάλ-σθαι (v. στέλλ-ω) wird ἐστάλθαι,

γεγράφ-σθαι (v. γράφ-ω) wird γεγράφθαι;

hierher gehört auch ἑφθός v. ἕψειν st. ἑψ-τός (s. oben 63, 1); λακπάτητον S. Ant. 1275 v. λάξ, πυγμάχος v. πύξ (γ vor Liqu. vgl. § 60, Anm. 1), ἕκμηνος (semestris) S. OR. 1137. ἕκπλεθρος Eur. El. 833. Med. 1181; doch ἑξμέδιμνον Ar. Pax 631, ἕξπηχυς neben ἕκπλεθρον Phryn. Lob. 412, ἑξπηχυστί Soph. fr. 876 b. Etym. M. 346, 15, wo auch ἕξπουν aus Plat. com. angeführt und ἕξκλινος (im Gegensatz zu ἑξάκλ.) als attisch bezeichnet wird; ἑκκαίδεκα, ἑκκαιδέκατος, aber ἑξκαίδεκα, ἑξκαιδέκατος b. Hippokr. und Anderes bei den Späteren.4) Die attischen Inschriften schwanken gleichfalls: ἕκπους, ἓκ ποδῶν, ἓκ χοίνικες, ἑγδάκτυλος, ἓγ δακτύλων (nach § 60, Anm. 1) und ἕξπους, ἓξ ποδῶν, ἑξδάκτυλος u. s. w., Meisterhans, Gr. d. att. Inschr. 85^{2}. Über ἐκ st. ἐξ s. unten § 72, ebenso über böot. ἑσκήδεκα = ἑκκαίδεκα. Der dorische (altepische) Dialekt vertrug Ἐνάρσφορος Eigenn. (Alkman frg. Aegypt. I, 3, Hes. Sc. 192) statt Ἐναρόφορος (˘ [acutebreve] ˘ [acutebreve] ˘) mit Synkope und eingeschobenem ς; vgl. § 70, 3.

Ferner ist ς ausgefallen vor μ (ursprünglich mit Angleichung, s. § 64, 3), z. B. in ἡμεῖς und ὑμεῖς, vgl. sk. asma-, jushma-, ἵμερος, [root ] ις,5εἰ-μί st. ἐσ-μί, ἧ-μαι (3 p. ἧσ-ται) vgl. sk. âs-ê; vor ς, wenn ς mit Konsonant darauf folgt, was natürlich nur Sache der Schreibung ist, als: δύ-στομος st. δύσ-στομος, δυστομεῖν,6) δύστηνος st. δύσ-στηνος (andre Form δύστος, Hdn., I, 217 u. f.; vgl. über die Etymologie L. Meyer I^{2}, 489. 620) vgl. l. distinguo st. dis-st.; so προ-σφάττω st. προσ-σφάττω, πρό-σφαγμα, προ-στάς st. προσ-στάς (Xen. Oec. 10, 10), προ-σχών, st. προσσχών, προ-σχεῖν st. προσ-σχεῖν;7) doch findet in dieser Beziehung in den Handschr. und so auch in den Ausgaben keine Gleichmässigkeit statt, und die Inschriften schreiben einerseits τοὺστρατηγούς, τῆστοᾶς u. dgl., andererseits ἐσστεφάνωσεν, ἄρισστα u. s. w. (Meisterhans 68^{2} ff.), d. i. ἄ-ρισ-στα, Blass, Ausspr. 89^{3} f. Vgl. oben § 42, A. 1.

Anmerk. 3. Über den Ausfall des ς und des ϝ zwischen zwei Vokalen s. §§ 15 und 16.

Die K-Laute sind (mit samt einem urspr. Vokale) ausgefallen in αἰπόλος st. αἰγιπόλος oder αἰγοπόλος, γυναιμανής neben γυναικομανής, ἑλίχρυσος, ἑλίτροχος von ἑλίσσω St. ἑλικ-; ferner vor ς in διδά-σκω, entst. anscheinend aus διδάχ-σκω, vgl. διδαχή, δειδίσκομαι (begrüsse) Hom., entst. aus δειδίκσκομαι, vgl. δεικ-ανόωντο, τιτύσκομαι Hom., entst. aus τιτύκ-σκομαι, vgl. τετυκ-έσθαι, λάσκειν, entst. aus λάκ-σκειν, vgl. Aor. λακ-εῖν (böot. u. s. w. auch in ἐς für ἐξ, ἕς für ἕξ, s. unten § 72); γ in γίνεσθαι, γινώσκειν, äol., dor. und neuion., dann in der κοινή8) statt γίγνεσθαι, γιγνώσκειν, vgl. fulmen st. fulgmen; zwischen Vokalen (indem es spirantisch wurde) in d. Böot. ἰών (ἱών) st. ἐγών, Tarent. und vulgär ὀλίος st. ὀλίγος;9) Φιάλεια (arkad. Stadt) neben Φιγάλεια (Ahrens, Dial. I, p. 206. II, 87, Meister, Dial. II, 103 f.); ἀγήοχα vulgär, ἀγείοχα böot. aus ἀγήγοχα.

Der P-Laut ist ausgefallen in βλάσφημος, entst. aus βλαψίφημος; der T-Laut (zwischen ς und λ) in den lesbischen Wörtern ἐσλός st. ἐσθλός und μάσλης st. μάσ-θλης, vgl. ἱμάσθλη, Peitsche (Ahrens, Dial. I, p. 74, Meister, Dial. I, 150); ἐσλός auch b. Pind.

Die Liquida ρ ist ausgefallen in dem Aor. μαπέειν Hes. Sc. 231, 304, μεμάποιεν ib. 252 v. μάρπτω, erfasse, in σκᾶπτον Pind. f. σκᾶπτρον, ῥόπτον f. ῥόπτρον, θύρωτον f. θύρωτρον, Epidaur. Dial.-I. 3325. 3340, 41; dorisch auch in ποτί f. προτί, πορτί (προτί, ποτί, πρός Homer), s. Gerth, Curt. Stud. I, 2, 250 Anm. (die neuerdings beliebte Trennung von προτί und ποτί wird dem Griechischen aus anderen Sprachen aufgenötigt); attisch in ἀλάβαστον Menander (990 K.) f. ἀλάβαστρον, in μάραθον (auch dor.) Μαραθών f. μάραθρον, Μαραθρών vgl. unten 12 (μάραθρον u. a. Hippokr. VI, 562. VII, 88, doch v. l. ohne ρ, Alexis 127 K., desgl.), in θερμαστίς Feuerzange (Meisterhans 63^{2}) neben θερμαστρίς, in λιβανωτίς (das.) für λιβανωτρίς; ferner in μικός, klein, nach Ausweis des attischen Femininums, welches μικά lautet, nicht μική; s. Meisterhans, Gr. d. att. Inschr., 63^{2}; die Schreibung schwankt übrigens in den abgeleiteten Eigennamen auf att. Inschr. zwischen κκ und κ, § 65, 3, und man kann das dorische μικκός (vielbezeugt) durch μικϝός von μικύς (Grammat.) herleiten, vgl. ἥμισυς, ἥμισσος, G. Meyer 270^{2}, 1.

Endlich werden bisweilen Konsonanten ausgestossen, um den Gleichlaut auf einander folgender Silben zu vermeiden; z. B. λ in λελίημαι st. λελίλ., Herodian L. I, p. XXII (Schol. Il. μ, 106), in ἔκπαγλος v. ἐκπλήττω, Aor. P. ἐκ-πλαγ-ῆναι, πύελος, Waschtrog, v. πλύνειν, ὀλοφυκτίς, Blase, Blaker, Phot. 330, neben ὀλοφλυκτίς, κιγκλίς, Schranken, Gitter, vgl. attische Inschr. θυροκλιγκλίς, θυροκιγκλίς, θυροκλιγκίς, Meisterhans 62^{2}, mit Reduplikation von κλίνω; ρ in φατρία, Brüderschaft (so dor. und sonstige Inschr., G. Meyer 292^{2}, einzeln auch attische, Meisterhans 63^{2}; φάτρα Herodian I, 264, 14), neben φράτρα, φρατρία; δρύφακτος, Holzeinfriedigung, st. δρύφρακτος oder -φαρκτος, δέτρον st. δέρτρον, Herodian II, 491, Angermann, Dissim. 39; sogar bei grösserem Abstande in θιπόβρωτος (Hesych.) st. θριπόβρωτος.10) Vgl. θύρωτον u. a. oben 11. Das Streben die Eintönigkeit der Laute zu vermeiden ging zuweilen so weit, dass ganze Silben ausgestossen wurden, als: τράπεζα st. τετράπεζα, τετρᾶχμον (van Herwerden, Lap. testimon. 66) st. τετράδραχμον, τρυφάλεια st. τετρ., Fick, Bzz. Btr. I, 64, ταρτημόριον st. τεταρτημ. (Meisterhans 92^{2}), ἀρνακίς = ἀρνο-νακίς, καλαμίνθη st. καλαμομίνθη, καρδάμωνον st. καρδαμάμωνον, λιπυρίας) st. λιποπυρίας), ἡμέδιμνον st. ἡμιμέδιμνον, ἀμφορεύς st. ἀμφιφορεύς, θάρσυνος st. θαρσόσυνος, δεσποσύνη st. δεσποτοσύνη, Πλεισθένης st. Πλειστοσθένης, Ἑλλά̂νικος st. Ἑλλανόνικος, Παλαμήδης st. Παλαμομήδης, Φοινικλέης st. Φοινικοκλ., κελαινεφής st. κελαινονεφής, μῶνυξ st. μονῶνυξ, welches letztere Herodian kennt, I, 45. II, 743,11) ψάλυξ st. φεψάλυξ (Funke), Hdn. I, 44. II, 190, 598, πριβώλετερ Alcae. fr. 38 für τριβολ-ώλετερ, von der Pflanze τρίβολος, vgl. Bergk, ἄντιτος f. ἀντίτιτος? Homer (Hdn. II, 125); ἀριστοκεία vgl. bei Homer δυσαριστο- τόκεια Hdn. II, 478, δατήριος f. δατητήριος, κέντρον f. κέντητρον u. a.12) Dass aber der Grieche in sehr vielen Wörtern und Wortformen den Gleichlaut nicht gescheut hat, geht aus der reichen Sammlung von Beispielen hervor, die Lobeck in seinen Paralip. Diss. I. gegeben hat. — Eine eigentümliche Verstümmelung ist in ion. λέως f. τελέως, Apollon. Pron. 74^{a}, E. M. 560, 30, Archiloch. fr. 112 Bergk, (λείως).

1 S. Lobeck ad Phryn. p. 116 sq. Ἄλινσις (von ἀλίνω = ἀλείφω) die dor. Inschr. von Epidauros, Dial.-Inschr. 3325; λέπτυνσις Hipp. IX, 58.

2 Vgl. Lobeck ad Soph. Ai. 836.

3 Vgl. L. Meyer, Vgl. Gr. I^{2}, 137; Christ, Lautlehre 14 f.

4 S. Lobeck ad Phryn., p. 413 sq., und über römische Namen und Wörter, wie Σέξτος, Σέξστος, πραιτεξτᾶτος u. dergl. s. Lobeck, Paralip. p. 18.

5 S. Curtius, Et.^{5}, S. 402.

6 S. Reisig ad S. OC. 982.

7 Hdn. II, 574 (= Et. M. 700, 19). S. Excerpta post Greg. Cor. p. 680, 21; Lobeck ad Phryn. p. 673; Poppo ad Thuc. III, 1, p. 148.

8 Schneider ad Plat. Civ. T. II, p. 99 sq. und Kühner, Excurs. I. ad Xen. Comment. wollen, den Irrungen der Hdschr. folgend, die Formen ohne das zweite γ auch den Attikern nicht absprechen; hiergegen genügt schon das Zeugnis der attischen Inschriften, die bis zum Ende des 4. Jahrhunderts ausschliesslich γίγνομαι, γιγνώσκω bieten (Meisterhans 141^{2}f.); s. auch Voemel, Dem. Cont. Proleg. § 115. Über die Schreibung bei Homer vgl. La Roche, Hom. Textkr. 219 f.

9 S. G. Meyer 218^{2} f.; Meisterhans 59^{2}.

10 S. Lobeck, Paralip. p. 15.

11 Nach Wackernagel, K. Zeitschr. 28, 137 für σμῶνυξ, Stamm ςεμ vgl. (ςμία; indes zur Bezeichnung der Einheit dient in solchen Kompositionen nicht dieser Stamm, sondern μόνος.

12 L. Meyer I^{2}, S. 526 f.; G. Meyer 293^{2}; Fick, K. Z. 22, 98.

hide Display Preferences
Greek Display:
Arabic Display:
View by Default:
Browse Bar: